gms | German Medical Science

Deutscher Rheumatologiekongress 2023

51. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh)
37. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie (DGORh)
33. Jahrestagung der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie (GKJR)

30.08. - 02.09.2023, Leipzig

Inzidente Malignomerkrankungen in RA-Patient:innen der rheumatologischen Routineversorgung

Meeting Abstract

  • Martin Schäfer - Deutsches Rheuma-Forschungszentrum Berlin, Epidemiologie und Versorgungsforschung, Berlin
  • Yvette Meissner - Deutsches Rheuma-Forschungszentrum Berlin, Epidemiologie und Versorgungsforschung, Berlin
  • Bernhard Manger - Wissenschaftlicher Beirat, Erlangen
  • Sylvia Berger - Rheumatologin, Naunhof
  • Karin Rockwitz - Rheumatologin, Goslar
  • Anne Regierer - Deutsches Rheuma-Forschungszentrum Berlin, Epidemiologie und Versorgungsforschung, Berlin
  • Anja Strangfeld - Deutsches Rheuma-Forschungszentrum Berlin, Epidemiologie und Versorgungsforschung, Berlin; Charité – Universitätsmedizin Berlin, Berlin

Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie. Deutsche Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie. Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie. Deutscher Rheumatologiekongress 2023, 51. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh), 37. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie (DGORh), 33. Jahrestagung der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie (GKJR). Leipzig, 30.08.-02.09.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. DocRA.13

doi: 10.3205/23dgrh165, urn:nbn:de:0183-23dgrh1654

Veröffentlicht: 30. August 2023

© 2023 Schäfer et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Einleitung: Im Jahr 2021 veröffentlichten die europäischen und US-amerikanischen Arzneimittelbehörden EMA und FDA Warnungen hinsichtlich des mit dem Januskinase-Inhibitor (JAKi) Tofacitinib assoziierten Malignomrisikos und verlangten Änderungen im Labelling. Grund hierfür waren die Ergebnisse der Post-Authorisation Safety Study Oral Surveillance (OS) [1]. Ziele der Auswertung war, in Patient:innen mit rheumatoider Arthritis (RA) unter Behandlung mit JAKi, Tumornekrosefaktor-Inhibitoren (TNFi), Abatacept (ABA), Rituximab (RTX), Interleukin-6-Inhibitoren (IL6i) oder konventionell-synthetischen Antirheumatika (csDMARDs – bionaiv) in der rheumatologischen Routineversorgung beobachtete inzidente Malignomerkrankungen zu analysieren.

Methoden: Für die Analyse wurden Behandlungsepisoden (01/2017–04/2022) von Patient:innen ohne vorherige Malignomerkrankungen berücksichtigt, die in das Biologikaregister RABBIT eingeschlossen wurden. Inzidenzraten (IR) von Malignomerkrankungen (ohne nicht-melanozytären Hautkrebs) pro 1.000 Patient:innenjahre (PJ) mit 95%-Konfidenzintervallen (KI) und adjustierten Hazardraten (HR) wurden für alle sowie für gemäß der OS-Einschlusskriterien selektierten Patient:innen (Alter ≥50 Jahre und ≥1 kardiovaskulärer Risikofaktor) berechnet. Die Andersen-Gill-Regressionsanalyse wurde mit einem 6-Monats-Risikofenster angewendet und mittels stabilisierter und winsorisierter Gewichte (inverse Wahrscheinlichkeitsgewichtung) für Alter, Geschlecht, Rauchen, Krankheitsaktivität, Vortherapien, Komorbiditäten und den Einrichtungstyp (Klinik vs. Praxis) adjustiert. Fehlende Werte wurden mittels Mehrfachimputation ersetzt.

Ergebnisse: Es wurden 2.763 JAKi-, 3.403 TNFi-, 744 ABA-, 834 RTX-, 1125 IL6i- und 1130 csDMARD-Therapiebeginne dokumentiert. Patient:innen mit einem JAKi-Beginn waren weniger oft Männer und (mit Ausnahme von RTX) etwas älter und hatten eine längere RA-Krankheitsdauer (Tabelle [Tab. 1]). Der Anteil mit positiven Autoantikörpern und die Anzahl der Vortherapien mit biologischen (b) oder zielgerichteten (ts) DMARDs war höher als in der TNFi- und csDMARD-Gruppe, aber niedriger als in der ABA- und RTX-Gruppe. Es wurden 151 inzidente Malignomerkrankungen berichtet. Die IRs waren mit 7–11 Ereignissen pro 1.000 PJs (10,8 Ereignisse pro 1.000 PJ in JAKi-Patient:innen; 95% KI: 8,1–14,1, siehe Abbildung [Abb. 1]) in allen Therapiegruppen ähnlich. Für selektierte Patien:tinnen waren die IRs höher (13,2 Ereignisse pro 1.000 PJ in JAKi-Patient:innen, 95% CI: 9,5–17,9). Für unselektierte Patient:innen konnte in Regressionsanalysen im Vergleich zu TNFi weder für JAKi (HR 1,07; 95% KI: 0,71–1,62), ABA (HR 0,73; 0,38–1,40), RTX (HR 0,86; 0,42–1,75), IL6i (HR 0,79; 0,44–1,40) noch csDMARDs (HR 2,07; 0,87–4,94) ein erhöhtes Risiko für Malignomerkrankungen nachgewiesen werden. Ergebnisse für selektierte Patient:innen waren ähnlich.

Schlussfolgerung: Die IR für Malignomerkrankungen in selektierten Patient:innen, die in der Routineversorgung JAKi bekommen, war numerisch niedriger als die in OS für Tofacitinib berichtete. Ein erhöhtes Risiko für Malignome unter JAKi im Vergleich zu TNFi konnte nicht nachgewiesen werden, obwohl JAKi-Patient:innen älter waren und eine längere Krankheitsdauer sowie mehr b/tsDMARD-Vortherapien hatten. Weitere Analysen mit der Behandlungsdauer als Expositionsmaß sind wünschenswert.


Literatur

1.
Ytterberg SR, Bhatt DL, Mikuls TR, Koch GG, Fleischmann R, Rivas JL, Germino R, Menon S, Sun Y, Wang C, Shapiro AB, Kanik KS, Connell CA; ORAL Surveillance Investigators. Cardiovascular and Cancer Risk with Tofacitinib in Rheumatoid Arthritis. N Engl J Med. 2022 Jan 27;386(4):316-26. DOI: 10.1056/NEJMoa2109927 Externer Link