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Deutscher Rheumatologiekongress 2023

51. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh)
37. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie (DGORh)
33. Jahrestagung der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie (GKJR)

30.08. - 02.09.2023, Leipzig

Prävalenz und Korrelate von Angst- und Depressionssymptomen bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit juveniler idiopathischer Arthritis (JIA): Ergebnisse aus COACH

Meeting Abstract

  • Florian Milatz - Deutsches Rheuma-Forschungszentrum Berlin, Epidemiologie und Versorgungsforschung, Berlin
  • Martina Niewerth - Deutsches Rheuma-Forschungszentrum Berlin, Epidemiologie und Versorgungsforschung, Berlin
  • Jana Tomuscheit - Deutsches Rheuma-Forschungszentrum Berlin, Epidemiologie und Versorgungsforschung, Berlin
  • Claudia Sengler - Deutsches Rheuma-Forschungszentrum Berlin, Epidemiologie und Versorgungsforschung, Berlin
  • Nadine Grösch - Deutsches Rheuma-Forschungszentrum Berlin, Epidemiologie und Versorgungsforschung, Berlin
  • Jens Klotsche - Deutsches Rheuma-Forschungszentrum Berlin, Epidemiologie und Versorgungsforschung, Berlin; Charité – Universitätsmedizin Berlin, Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitsökonomie, Berlin
  • Daniel Windschall - St. Josef-Stift Sendenhorst, Klinik für Kinder- und Jugendrheumatologie, Sendenhorst
  • Tilmann Kallinich - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Klinik für Pädiatrie mit Sp. Pulmonologie, Immunologie und Intensivmedizin, Berlin; Deutsches Rheuma-Forschungszentrum Berlin, Systemrheumatologie, Berlin
  • Frank Dressler - Medizinische Hochschule Hannover, Kinderrheumatologische Ambulanz, Hannover
  • Ralf Trauzeddel - Helios Klinikum Berlin-Buch, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Berlin
  • Reinhard W. Holl - Universität Ulm, Institut für Epidemiologie und medizinische Biometrie, Ulm
  • Ivan Foeldvari - Hamburger Zentrum für Kinder- und Jugendrheumatologie, Kinder- und Jugendrheumatologe, Hamburg
  • Normi Brück - Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin, Dresden
  • Svenja Temming - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Klinik für Pädiatrie mit Sp. Pulmonologie, Immunologie und Intensivmedizin, Berlin
  • Anton Hospach - Olgahospital Stuttgart, Pädiatrie 2 – Allgemeine und spezielle Pädiatrie, Stuttgart
  • Petra Warschburger - Universität Potsdam, Beratungspsychologie, Potsdam
  • Rainer Berendes - Kinderkrankenhaus St. Marien, Kinderrheumatologie, Landshut
  • Jasmin Kümmerle-Deschner - Universitätsklinikum Tübingen, Zentrum für Kinder- und Jugendrheumatologie, Tübingen
  • Frank Weller-Heinemann - Klinikum Bremen-Mitte, Prof. Hess-Kinderklinik, Bremen
  • Johannes-Peter Haas - Deutsches Zentrum für Kinder- und Jugendrheumatologie, Zentrum für Schmerztherapie junger Menschen, Garmisch-Partenkirchen
  • Annabel S. Müller-Stierlin - Universität Ulm, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie II, Ulm
  • Agnes Mutter - Institut für Psychologie und Pädagogik, Klinische Psychologie und Psychotherapie, Ulm
  • Thomas Meissner - Universitätsklinikum Düsseldorf, Klinik für Allgemeine Pädiatrie, Neonatologie und Kinderkardiologie, Düsseldorf
  • Harald Baumeister - Institut für Psychologie und Pädagogik, Klinische Psychologie und Psychotherapie, Ulm
  • Kirsten Minden - Deutsches Rheuma-Forschungszentrum Berlin, Epidemiologie und Versorgungsforschung, Berlin; Charité – Universitätsmedizin Berlin, Klinik mit Schwerpunkt Rheumatologie und Klinische Immunologie, Berlin

Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie. Deutsche Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie. Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie. Deutscher Rheumatologiekongress 2023, 51. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh), 37. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie (DGORh), 33. Jahrestagung der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie (GKJR). Leipzig, 30.08.-02.09.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. DocKI.22

doi: 10.3205/23dgrh144, urn:nbn:de:0183-23dgrh1448

Veröffentlicht: 30. August 2023

© 2023 Milatz et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Chronische Erkrankungen können für Jugendliche und junge Erwachsene ein hohes Risiko für internalisierende Symptome bergen und das Outcome der Grunderkrankung, z.B. infolge geringerer Therapieadhärenz, beeinträchtigen. Primäre Ziele der Untersuchung waren, die Prävalenz von Angst- und Depressionssymptomen bei Heranwachsenden mit JIA zu schätzen und Korrelate zu identifizieren.

Methoden: Im Rahmen des Verbundprojekts COACH wurde in der Kerndokumentation rheumakranker Kinder und Jugendlicher (Kinder-KD) ein Screening auf mentale Gesundheit implementiert. Depressions- und Angstsymptome wurden bei Heranwachsenden mit JIA im Alter ab 12 Jahren prospektiv mittels Patient Health Questionnaire-9 (PHQ-9, Score 0–27) und Generalized Anxiety Disorder Scale-7 (GAD-7, Score 0–21) erfasst. Werte ≥7 in einem der beiden Instrumente galten als auffällig. Um mögliche saisonale und pandemiebedingte Einflüsse im Screeningzeitraum 2019–2022 zu berücksichtigen, erfolgte die Identifikation von Korrelaten unter Berücksichtigung des Erhebungsdatums (adjustierte Odds Ratios [aORs]).

Ergebnisse: Daten von 1.150 Heranwachsenden mit JIA (mittleres Alter 15,6±2,2 Jahre; mittlere Krankheitsdauer 7,2±4,9 Jahre, 69% weiblich, 43% Oligoarthritis, 26% Polyarthritis) aus 48 kinderrheumatologischen Einrichtungen konnten analysiert werden. Insgesamt wiesen 33% (n=316) ein auffälliges Screening auf, von denen 30% (n=96) von Suizid- oder Selbstverletzungsgedanken berichteten (knapp 12% aller Screening-Teilnehmenden). Jeder dritte auffällig Gescreente befand sich in psychotherapeutischer (25,9%) und/oder psychopharmakologischer (13,6%) Behandlung. Jugendliche mit auffälligem Screeningergebnis waren älter (15,8 vs. 15,2 Jahre; p<,0001), häufiger weiblichen Geschlechts (81% vs. 64%; p<,0001) und übergewichtig (25% vs. 17%; p=0,006). Sie hatten eine höhere Krankheitsaktivität (Arzturteil anhand NRS 0–10; 1,7 vs. 1,2; p<,0001), mehr Funktionseinschränkungen (CHAQ; 0,44 vs. 0,14; <,0001) und schätzten ihren Gesundheitszustand schlechter ein (NRS 0–10; 3,5 vs. 1,8; p<,0001) als unauffällig Gescreente. Die aORs waren höher bei Patientinnen (aOR 2,33 [KI 1,53–3,56]; p<,0001), bei Älteren (aOR 1,09 [KI 1,01–1,18]; p=0,026), bei funktionell stärker Eingeschränkten (aOR 3,36 [KI 1,98–5,72]; p<,0001) sowie bei Heranwachsenden mit schlechterem subjektiven Gesundheitszustand (aOR 1,17 [CI 1,07–1,27]; p<,0001). Regelmäßig Sporttreibende wurden mit geringerer Wahrscheinlichkeit auffällig gescreent (aOR 0,69 [KI 0,49–0,98]; p=0,039).

Schlussfolgerung: Ein in der ambulanten Routineversorgung durchgeführtes Screening auf mentale Gesundheit zeigt eine hohe Prävalenz von Angst- und Depressionssymptomen bei Heranwachsenden mit JIA sowie eine psychologische Unterversorgung an. Die Notwendigkeit eines Routinescreenings zur Erkennung dieser Problematik und optionalen Unterstützung Betroffener ist deutlich geworden.

Offenlegungserklärung: Das COACH-Projekt wurde vom BMBF (01GL1740F) und die Kinder-KD bisher von der Deutschen Kinderrheuma-Stiftung, Abbvie, Chugai, GSK, Novartis und Pfizer finanziell unterstützt.

Tabelle 1 [Tab. 1]