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Prävalenz und Korrelate von Angst- und Depressionssymptomen bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit juveniler idiopathischer Arthritis (JIA): Ergebnisse aus COACH
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Veröffentlicht: | 30. August 2023 |
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Einleitung: Chronische Erkrankungen können für Jugendliche und junge Erwachsene ein hohes Risiko für internalisierende Symptome bergen und das Outcome der Grunderkrankung, z.B. infolge geringerer Therapieadhärenz, beeinträchtigen. Primäre Ziele der Untersuchung waren, die Prävalenz von Angst- und Depressionssymptomen bei Heranwachsenden mit JIA zu schätzen und Korrelate zu identifizieren.
Methoden: Im Rahmen des Verbundprojekts COACH wurde in der Kerndokumentation rheumakranker Kinder und Jugendlicher (Kinder-KD) ein Screening auf mentale Gesundheit implementiert. Depressions- und Angstsymptome wurden bei Heranwachsenden mit JIA im Alter ab 12 Jahren prospektiv mittels Patient Health Questionnaire-9 (PHQ-9, Score 0–27) und Generalized Anxiety Disorder Scale-7 (GAD-7, Score 0–21) erfasst. Werte ≥7 in einem der beiden Instrumente galten als auffällig. Um mögliche saisonale und pandemiebedingte Einflüsse im Screeningzeitraum 2019–2022 zu berücksichtigen, erfolgte die Identifikation von Korrelaten unter Berücksichtigung des Erhebungsdatums (adjustierte Odds Ratios [aORs]).
Ergebnisse: Daten von 1.150 Heranwachsenden mit JIA (mittleres Alter 15,6±2,2 Jahre; mittlere Krankheitsdauer 7,2±4,9 Jahre, 69% weiblich, 43% Oligoarthritis, 26% Polyarthritis) aus 48 kinderrheumatologischen Einrichtungen konnten analysiert werden. Insgesamt wiesen 33% (n=316) ein auffälliges Screening auf, von denen 30% (n=96) von Suizid- oder Selbstverletzungsgedanken berichteten (knapp 12% aller Screening-Teilnehmenden). Jeder dritte auffällig Gescreente befand sich in psychotherapeutischer (25,9%) und/oder psychopharmakologischer (13,6%) Behandlung. Jugendliche mit auffälligem Screeningergebnis waren älter (15,8 vs. 15,2 Jahre; p<,0001), häufiger weiblichen Geschlechts (81% vs. 64%; p<,0001) und übergewichtig (25% vs. 17%; p=0,006). Sie hatten eine höhere Krankheitsaktivität (Arzturteil anhand NRS 0–10; 1,7 vs. 1,2; p<,0001), mehr Funktionseinschränkungen (CHAQ; 0,44 vs. 0,14; <,0001) und schätzten ihren Gesundheitszustand schlechter ein (NRS 0–10; 3,5 vs. 1,8; p<,0001) als unauffällig Gescreente. Die aORs waren höher bei Patientinnen (aOR 2,33 [KI 1,53–3,56]; p<,0001), bei Älteren (aOR 1,09 [KI 1,01–1,18]; p=0,026), bei funktionell stärker Eingeschränkten (aOR 3,36 [KI 1,98–5,72]; p<,0001) sowie bei Heranwachsenden mit schlechterem subjektiven Gesundheitszustand (aOR 1,17 [CI 1,07–1,27]; p<,0001). Regelmäßig Sporttreibende wurden mit geringerer Wahrscheinlichkeit auffällig gescreent (aOR 0,69 [KI 0,49–0,98]; p=0,039).
Schlussfolgerung: Ein in der ambulanten Routineversorgung durchgeführtes Screening auf mentale Gesundheit zeigt eine hohe Prävalenz von Angst- und Depressionssymptomen bei Heranwachsenden mit JIA sowie eine psychologische Unterversorgung an. Die Notwendigkeit eines Routinescreenings zur Erkennung dieser Problematik und optionalen Unterstützung Betroffener ist deutlich geworden.
Offenlegungserklärung: Das COACH-Projekt wurde vom BMBF (01GL1740F) und die Kinder-KD bisher von der Deutschen Kinderrheuma-Stiftung, Abbvie, Chugai, GSK, Novartis und Pfizer finanziell unterstützt.
Tabelle 1 [Tab. 1]