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Psychische Erkrankungen bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit juveniler idiopathischer Arthritis (JIA): Abrechnungsdiagnosen und Medikamentenverordnungen aus Krankenkassendaten
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Veröffentlicht: | 30. August 2023 |
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Einleitung: Bisherige Studien zur Prävalenz psychischer Erkrankungen bei Heranwachsenden mit JIA liefern uneinheitliche Ergebnisse und stellen nur bedingt Informationen zu assoziierten Therapien bereit [1]. Ziel dieser Untersuchung war daher, anhand von Krankenkassendaten die Häufigkeit ausgewählter psychischer Erkrankungen und das Spektrum assoziierter Medikamentenverordnungen bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit JIA im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung zu ermitteln.
Methoden: Abrechnungsdaten der BARMER Krankenkasse der Jahre 2020 und 2021 wurden herangezogen und Daten aller Personen im Alter von 12 bis 20 Jahren eingeschlossen, die in mindestens zwei Quartalen die Abrechnungsdiagnose JIA (ICD10 M08.- oder M09.0 und L40.5) aufwiesen und mit DMARDs und/oder Glukokortikoiden behandelt wurden. Die Häufigkeit ausgewählter psychischer Begleiterkrankungen (Depression, F32, F33, F34, F38, Angststörungen, F40, F41, emotionaler Störungen, F92, F93 und Anpassungsstörungen, F43) wurde für die Versicherten mit JIA im Vergleich zu alters- und geschlechts-gematchten Kontrollen ohne JIA (Verhältnis 1:10) ermittelt. Antirheumatische sowie psychopharmakologische Therapien wurden anhand von ATC-Codes (Anatomical Therapeutic Chemical) identifiziert, während psychiatrische und psychotherapeutische Behandlungen mithilfe von Facharztnummern ermittelt wurden.
Ergebnisse: Daten von 628 Versicherten mit JIA und 6.270 Kontrollen wurden berücksichtigt (Tab. 1 [Tab. 1]). Im Vergleich zur Kontrollgruppe (8,2%) hatten 15,3% (n=96) der JIA-Gruppe eine diagnostizierte psychische Erkrankung. Am häufigsten waren dies Anpassungsstörungen (8,0% vs. 2,8%, p<0,001) gefolgt von Depression (5,1% vs. 3,5%, p=0,04), emotionalen Störungen (3,5% vs. 1,7%, p=0,02) und Angststörungen (3,2% vs. 2,5%, p=0,29). 68% der Versicherten mit JIA und einer psychischen Erkrankung erhielten eine psychopharmakologische und/oder psychiatrische Behandlung bzw. Psychotherapie. Mit zunehmendem Alter nahm die Häufigkeit der Diagnose Depression bei den Versicherten mit und ohne JIA zu (12–14-Jährige 2,7% bzw. 1,0% vs. 18–20-Jährige 8,5% bzw. 5,7%), die Häufigkeit emotionaler Störungen hingegen ab (12–14-Jährige 6,0% bzw. 2,9% vs. 18–20-Jährige 1,4% bzw. 0,9%). Psychische Erkrankungen wurden bei weiblichen Personen beider Gruppen häufiger dokumentiert als bei männlichen (JIA: 16,6% vs. 12,2%; Kontrollen: 9,3% vs. 5,5%).
Schlussfolgerung: Heranwachsende mit JIA werden häufiger mit Depression, Anpassungs- und emotionalen Störungen diagnostiziert als Kontrollen der Allgemeinbevölkerung. Mädchen/junge Frauen sind hiervon stärker betroffen. Ob Heranwachsende mit JIA häufiger psychische Begleiterkrankungen entwickeln oder diese bei ihnen aufgrund der regelmäßigen fachspezifischen Versorgung häufiger als in der Bevölkerung diagnostiziert werden, kann anhand der Daten nicht geschlussfolgert werden.