Artikel
Anti-CD38 gerichtete Rescuetherapie bei lebensbedrohlicher Vaskulitis
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 30. August 2023 |
---|
Gliederung
Text
Vorgeschichte: Wir berichten über eine 29-jährige –bis dato gesunde – Patientin, die erstmals im Rahmen einer Italienreise über Abgeschlagenheit, Husten und Ohrenschmerzen klagte.
Leitsymptom bei Krankheitsmanifestation: Im weiteren Verlauf von drei Wochen kam es zu einer deutlichen Verschlechterung des Allgemeinzustandes mit Schwindel, Hörminderung links sowie progredientem Husten mit Ruhedyspnoe, so dass eine notfallmäßige Vorstellung in eine externe Klinik erfolgte.
Diagnostik: Hier zeigten sich neben einer Anämie (6 g/dl), ein akutes Nierenversagen (Creatinin 12 g/dl) mit nephrotischem Syndrom sowie erhöhte CRP-Werte (300 mg/dl). Nativradiologisch sah man bipulmonale Verschattungen, so dass eine kalkulierte antibiotische Therapie mit Piperacillin/Tazobactam eingeleitet wurde. Bei anurischem Nierenversagen wurde weiterhin eine Dialyse eingeleitet. Da sich die Patientin rasch respiratorisch verschlechterte, erfolgte die Intensivübernahme in unsere Klinik. Hier entwickelte die Patientin ausgeprägte Hämoptysen, so dass eine notfallmäßige Intubation erfolgen musste. In der Autoimmunserologie zeigten sich hochtitrige PR3 (>177) und cANCA-Titer (1:1.280) (anti-GBM negativ). In der Nierenbiopsie konnte eine schwere diffus-ausgebildete floride pauci-immune Glomerunephritis nachgewiesen werden. Weiterhin sah man bronchoskopisch das Bild einer diffusen pulmonalen Hämorrhagie, so dass in Zusammenschau der Befunde ein pulmorenales Syndrom i.R. einer Granulomatose mit Polyangiitis diagnostiziert wurde.
Therapie: Auf der Intensivstation erfolgte in den kommenden 3 Wochen eine intensivste immunsuppressive Therapie: Steroidstoßtherapie mit initial 500 mg Prednison sowie Cyclophosphamidgabe (3 Gaben a 600 mg). Weiterhin wurde eine Plasmaseparation eingeleitet (insgesamt 12x). Bei fulminantem Krankheitsverlauf erfolgte zusätzlich die Gabe von Rituximab (2x1 g).
Weiterer Verlauf: Unter der Therapie kam es im weiteren Verlauf zu einer weiteren Verschlechterung (rezidivierende diffuses intrapulmonale Hämorrhagien), so dass die Patientin einen Monat nach Übernahme an die ECMO angeschlossen werden musste. Trotz intensivster Immunsuppression sah man weiterhin keinen Abfall der PR3-Titer, so dass wir uns für eine Rescuetherapie mit Daratumumab entschieden. Für den CD-38-Antikörper, welcher langlebige Plasmazellen adressiert, gibt es erste positive Fallberichte für therapierefarktäre Autoantikörpervermittelte Erkrankungen [1], [2]. Nach 4 Gaben von Daratumumab (a 1.800 mg s.c) im wöchentlichen Abstand kam es zu einer deutlichen Stabilisierung der Patientin, so dass sie nach knapp 3 Wochen von der ECMO abgenommen werden konnte. Die PR3-Titer zeigten sich ebenfalls unter der Therapie rückläufig. Nach fast zweimonatigem Intensivaufenthalt konnte die Patientin erfolgreich zum Weaning verlegt werden. Im weiteren Verlauf ist die Patientin sechs Monate nach Daratumumaberstgabe in stabiler Krankheitsremission.
Literatur
- 1.
- Ostendorf L, Burns M, Durek P, Heinz GA, Heinrich F, Garantziotis P, Enghard P, Richter U, Biesen R, Schneider U, Knebel F, Burmester G, Radbruch A, Mei HE, Mashreghi MF, Hiepe F, Alexander T. Targeting CD38 with Daratumumab in Refractory Systemic Lupus Erythematosus. N Engl J Med. 2020 Sep 17;383(12):1149-55. DOI: 10.1056/NEJMoa2023325
- 2.
- Holzer MT, Nies JF, Oqueka T, Huber TB, Kötter I, Krusche M. Successful Rescue Therapy With Daratumumab in Rapidly Progressive Interstitial Lung Disease Caused by MDA5-Positive Dermatomyositis. Chest. 2023 Jan;163(1):e1-e5. DOI: 10.1016/j.chest.2022.08.2209