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Das Unheil kam geflogen
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Veröffentlicht: | 30. August 2023 |
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Vorgeschichte: Ein 45-jähriger Mann ohne Reiseanamnese stellte sich im Juli 2022 mit Fieber, Vigilanzminderung und allgemeiner Zustandsverschlechterung vor. Unter dem Verdacht einer bakteriellen Infektion erfolgte eine antibiotische Therapie mit Tazobactam, später eine Eskalation auf Meropenem und Vancomycin. Nach Entfieberung wurde der Patient entlassen, kurz danach aber mit erneutem Fieber in unserer Klinik aufgenommen.
Leitsymptom bei Krankheitsmanifestation: B-Symptomatik mit Fieber bis 40°C, Nachtschweiß, Gewichtsverlust von 20 kg, unklare Enzephalopathie.
Diagnostik: Klinische Untersuchung: Sprechdyspnoe, Vigilanzminderung und stark reduzierter Allgemeinzustand.
Bildgebung (CT-Thorax-Abdomen): Hepatosplenomegalie, darüber hinaus kein Entzündungsfokus oder Hinweis auf ein Malignom.
Saxon-Schirmer-Test: Xerophthalmie und Xerostomie.
Labor: SS-A Antikörper, IgA- und IgG-Antikörper gegen alpha-Fodrin. Panzytopenie, Ferritin >3.000 μg/L, sIL2-Rezeptor 12.325 kU/L, Hypertriglyceridämie, Hypofibrinogenämie.
Neurologische Diagnostik, eingeleitet wegen einer Vigilanzminderung mit Wortfindungsstörungen, einem einmaligen fokalen Krampfanfall sowie einer sensiblen Ataxie: cCT und cMRT ohne wegweisenden Befund, in der Liquordiagnostik leicht erhöhte Zellzahl mit 18 Zellen/μL ohne Erregernachweis.
Zwischendiagnosen: Primäres Sjögren-Syndrom mit Nachweis von Antikörpern gegen SSA/SSB und objektiver Mund- und Augentrockenheit sowie eine sekundäre hämophagozytische Lymphohistiozytose (HLH) mit 6/8 erfüllten HLH-Kriterien.
Verlauf: In dem während eines Frührezidivs der HLH durchgeführten Blutausstriches fiel schließlich Plasmodium falciparum mit einem Plasmodienbefall von 15% auf. Bei fehlenden Auslandsaufenthalten, aber Arbeit auf dem Vorfeld eines deutschen Flughafens handelt es sich um eine selten auftretende Airport-Malaria.
Therapie: Artesunat i.v. für drei Tage, gefolgt von Atovaquon/Proguanil für weitere drei Tage. Die HLH wurde mit einem SDH-Stoß über drei Tage zusammen mit einer Immunglobulin-Gabe von 2 g/kgKG über 4 Tage therapiert, gefolgt von Dexamethason entsprechend des HLH-1994 Protokolls mit 10 mg/m2 KOF pro Tag (ohne Etoposid).
Weiterer Verlauf: In der Recherche gelang die örtliche und zeitliche Verbindung zu zwei weiteren Malaria-Fällen. Zudem erfolgte die Anzeige des Verdachts auf eine Berufserkrankung. In einer Rehabilitationsklinik führte der körperliche Wiederaufbau zu einem sehr gutem Allgemeinzustand.