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Einfluss von Umgebungstemperatur und Luftfeuchtigkeit auf Gelenkschmerz und Gelenkschwellung bei Rheumatoider Arthritis – womit müssen unsere Patienten bei fortschreitendem Klimawandel rechnen?
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Veröffentlicht: | 30. August 2023 |
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Einleitung: Viele Menschen berichten über eine Beeinflussung ihrer muskuloskelettalen Beschwerden durch das Wetter aber es gibt es wenig Evidenz für vorhersehbare Einflüsse auf Gelenkschmerz und -Schwellung. Methodische und regionale Unterschiede erschweren die Übertragbarkeit. Ziel dieser Arbeit ist es, den Einfluss von Temperatur und Luftfeuchtigkeit auf Gelenkschwellungen und Druckschmerz unserer Patienten mit Rheumatoider Arthritis (RA) darzustellen, auch um Prognosen für einen Klimawandel erstellen zu können.
Methoden: Die standardisiert erhobenen Daten zu Druckschmerz (TJ) und Schwellung (SJ) der Fingergrund- und Mittelgelenke unserer RA-Kohorte wurden mit den über Postleitregionen gewonnenen regionalen Wetterdaten zu Durchschnittstemperatur und Luftfeuchtigkeit zum Untersuchungstag sowie den 5 Tagen vor dem Untersuchungstag modelliert.
Ergebnisse: 1.672 RA Patient*innen mit 14.785 Visiten wurden in 18 Jahren dokumentiert (Mittleres Alter 57,7 Jahre, 74,6% Weiblich, 1,25 TJ 1,24 SJ, 67,0% hatten zum Untersuchungszeitpunkt kein TJ und 64,0% kein SJ). Die mittlere Temperatur lag bei 11°C (-10°C–31°C), die mittlere Luftfeuchtigkeit bei 76% (33–99%). Die RA-Kohorte zeigt einen temperaturabhängigen linearen Anstieg der SJ um den Faktor 1,05 je 10°C für den Bereich -10°C bis + 30°C aber kein Einfluss der Temperatur auf TJ. Bezüglich der Luftfeuchtigkeit sehen wir einen linearen Abfall der SJ und TJ um den Faktor 0,96 je 10%-iger Zunahme der Luftfeuchtigkeit. Diese Tendenz zeigt sich auch, wenn die Durchschnittswerte der 5 Tage vor der Untersuchung als Einflussgrößen gewählt werden. Die Abbildung [Abb. 1] zeigt den berechneten Einfluss der Temperatur und der Luftfeuchtigkeit auf Gelenkschwellung (SJ) als Faktor und das dazugehörige Konfidenzintervall. Die vertikalen Striche auf der X-Achse entsprechen den dokumentierten Messungen.
Schlussfolgerung: Die ambulante Kohorte einer gut medikamentös kontrollierten RA zeigt eine lineare Zunahme geschwollener, nicht aber druckschmerzhafter Gelenke abhängig von einer Zunahme der Umwelttemperatur und Abnahme der Luftfeuchtigkeit. Ein drohender Anstieg der Temperatur und längere Trockenperioden lassen damit eine Zunahme der Krankheitsaktivität der RA befürchten. Große Kohorten sind nötig, um valide Prognosen generieren zu können. Weitere multivariante Auswertungen unserer Ambulanzkohorten und der Gelenkuntersuchungen aus der Normalpopulation (NAKO) sind geplant.