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DiGAs für die Behandlung von Komorbiditäten in der rheumatologischen Versorgung: Zwischenergebnisse einer qualitativen Untersuchung der Patient:innen-Sicht
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Veröffentlicht: | 30. August 2023 |
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Einleitung: Die rheumatologische Versorgung in Deutschland ist geprägt von steigenden Patienten- und sinkenden Arztzahlen. Der daraus resultierende Terminmangel erschwert eine schnelle Diagnosestellung wie auch Frühtherapie und macht eine adäquate Behandlung von Komorbiditäten nahezu unmöglich. Durch das Digitale-Versorgung-Gesetz stehen Patient:innen und Ärzt:innen seit 2019 digitale Therapiemöglichkeiten, sogenannte DiGAs (Digitale Gesundheitsanwendungen) zur Verfügung. In bisherigen Umfragen unter Patient:innen mit rheumatischen Grunderkrankungen konnte die große Bereitschaft zur Nutzung entsprechender Angebote gezeigt werden [1], [2]. Ob entsprechende Angebote tatsächlich von Patient:innen genutzt werden und als hilfreich eingeschätzt werden, ist jedoch aktuell noch unklar. Ziel dieser qualitativen Studie war es, die Erfahrungen von Patient:innen in rheumatologischer Versorgung mit DiGAs zu untersuchen. Welche Erfahrungen haben Patient:innen mit DiGAs gemacht? Welche Rolle nehmen DiGAs in der individuellen Gesundheitsversorgung ein? Welche Potentiale und Barrieren bestehen aus Sicht der Patient:innen bei der Nutzung von DiGAs?
Methoden: Es werden telefongestützte Leitfadeninterviews mit Patient:innen in rheumatologischer Versorgung (n≈20) durchgeführt, denen eine DiGA (Kaia/ViViRA) verordnet wurde. Die Interviews werden anhand der inhaltlich-strukturierenden Inhaltsanalyse nach Kuckartz, unterstützt von MAXQDA, ausgewertet.
Ergebnisse: Bislang (Stand: März 2023) wurden 8 Interviews durchgeführt. Erste Ergebnisse deuten darauf hin, dass DiGAs die rheumatologische Versorgung wertvoll ergänzen können. Interviewpartner:innen beschreiben ein Nutzungsvertrauen aufgrund der Verschreibung durch Ärzt:innen und der Kostenübernahme durch die Krankenkassen. Verbesserungspotential besteht hinsichtlich des Verschreibungsprozesses, der individuellen Nutzung, Adhärenz und Datentransparenz. Bis zum DGRh-Kongress 2023 ist die empirische Datenerhebung abgeschlossen, sodass Zwischenanalysen aus dem finalen Datensatz präsentiert werden.
Schlussfolgerung: Die Akzeptanz gegenüber DiGAs ist zwar unter Patient:innen mit rheumatischen Erkrankungen hoch, doch bestehen aktuell noch Barrieren beim Verschreibungsprozess und der Inbetriebnahme von DiGAs. Die Ergebnisse aus den ersten Interviews deuten zudem auf eine niedrige Adhärenz hin. Offenbar benötigen Patient:innen auch während der Nutzung weiterführende Unterstützung und initial mehr Beratung, um DiGAs nachhaltig nutzen zu können. Die finalen Ergebnisse unserer Forschung müssen aus anderen Fachrichtung bestätigt werden.
Literatur
- 1.
- Kernder A, Morf H, Klemm P, Vossen D, Haase I, Mucke J, Meyer M, Kleyer A, Sewerin P, Bendzuck G, Eis S, Knitza J, Krusche M. Digital rheumatology in the era of COVID-19: results of a national patient and physician survey. RMD Open. 2021 Feb;7(1):e001548. DOI: 10.1136/rmdopen-2020-001548
- 2.
- Knitza J, Simon D, Lambrecht A, Raab C, Tascilar K, Hagen M, Kleyer A, Bayat S, Derungs A, Amft O, Schett G, Hueber AJ. Mobile Health Usage, Preferences, Barriers, and eHealth Literacy in Rheumatology: Patient Survey Study. JMIR Mhealth Uhealth. 2020 Aug 12;8(8):e19661. DOI: 10.2196/19661