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Coronaimpfung-induzierte quantitative und qualitative Immunität gegen SARS-CoV-2 bei Personen mit entzündlich rheumatischen Erkrankungen
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Veröffentlicht: | 30. August 2023 |
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Einleitung: Obwohl Personen mit entzündlich rheumatischen Erkrankungen (ERE) und immunsupprimierenden Therapien aus den SARS-CoV-2 Impfstoff-Zulassungsstudien ausgeschlossen wurden, existieren mittlerweile Studien, die Impfwirkungen bei ERE-Patienten nachweisen [1]. Das Ziel dieser Arbeit war es, den zeitlichen Verlauf der von der Impfung induzierten Immunität darzustellen.
Methoden: In dieser retrospektiven Studie wurden Titer gegen das Spikeprotein von SARS-CoV-2 (S1) und die Neutralisationsfähigkeiten gegenüber den relevantesten SARS-CoV-2 Varianten (EU1, Delta, BA5, BQ11, BF7) von ERE-Patienten und gesunden Kontrollen über eineinhalb Jahre im Verhältnis zu den ersten drei Impfungen untersucht.
Ergebnisse: 187 ERE-Patienten [mittleres Alter (Standardabweichung) 54,5 (±14,8) Jahre, 65,8% weiblich] und 84 Kontrollen [46,7 (±13,2) Jahre, 78,7% weiblich] wurden in die Studie eingeschlossen. Obwohl Gesunde und Patienten einen Anstieg des anti-S1-IgG-Titers nach den ersten beiden Impfungen zeigten, waren die Werte der Gesunden signifikant höher [Median (Interquartilsabstand) 4.446 (5.257,0) BAU/ml; 1.600 (3.089,8) BAU/ml; P-wert<0,0001]. In den folgenden 24 Wochen sanken die Titer in beiden Gruppen [Gesunde: 235,5 (193,8) BAU/ml, P-Wert<0,0001; Patienten: 172,5 (210,0) BAU/ml, P-Wert=0,015], wodurch kein signifikanter Unterschied mehr festzustellen war. Die dritte Impfung induzierte einen Anstieg auf Höchstwerte bei Gesunden und Patienten [5.795 (8.430,0); 4.344 (7.089,8)] mit signifikant höheren Werten bei den Gesunden (P=0,04) (Graph 1). Signifikante Unterschiede der Neutralisationsfähigkeit nach der zweiten Impfung waren erst nach 16 Wochen festzustellen (EU1: Gesunde 518,7 (188,5), Patienten 212,7 (381,52), P>0,0001; Delta: 121,7 (84,34), 15,75 (32,27), P>0,0001; BA5: 139,3 (108,92), 128,4 (96,9), P=0,035), da diese bei den Gesunden, im Gegensatz zu den Patienten, nach zwei Wochen weiterhin anstieg. Die effizienteste Neutralisation zeigten Gesunde und Patienten nach der dritten Impfung, wobei Unterschiede zwischen den Gruppen Varianten-abhängig waren [EU1: 997,1 (2.239,5), 571,1 (1.260,0), P=0,048; Delta: 112,7 (90,7), 86,0 (131,2), P=0,25; BA5: 174,1 (142,9), 171,7 (199,4), P=0,8; BQ11: 35,1 (22,7), 32,6 (54,1), P=0,67] (Graph 2). Die Neutralisationsfähigkeit sank gegenüber neu auftretenden Virusvarianten, bis gegen BF7 zu keinem Zeitpunkt eine nennenswerte Neutralisation zu erkennen war.
Schlussfolgerung: Patienten mit ERE und immunsupprimierender Therapie zeigten quantitativ eine niedrigere humorale Immunantwort nach SARS-CoV-2-Vakzinierung. Trotzdem zeigte sich eine qualitativ gute Neutralisationsfähigkeit gegenüber den meisten Virusvarianten. Mit BF7 existiert mittlerweile allerdings eine Virusvariante, bei der die ursprünglichen Impfungen keine nennenswerte Neutralisationsfähigkeit induzieren – weder bei Patienten noch bei Gesunden.
Abbildung 1 [Abb. 1]
Abbildung 2 [Abb. 2]
Literatur
- 1.
- Polack FP, Thomas SJ, Kitchin N, Absalon J, Gurtman A, Lockhart S, Perez JL, Pérez Marc G, Moreira ED, Zerbini C, Bailey R, Swanson KA, Roychoudhury S, Koury K, Li P, Kalina WV, Cooper D, Frenck RW Jr, Hammitt LL, Türeci Ö, Nell H, Schaefer A, Ünal S, Tresnan DB, Mather S, Dormitzer PR, Şahin U, Jansen KU, Gruber WC; C4591001 Clinical Trial Group. Safety and Efficacy of the BNT162b2 mRNA Covid-19 Vaccine. N Engl J Med. 2020 Dec 31;383(27):2603-15. DOI: 10.1056/NEJMoa2034577