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Unterschiede und Veränderungen im Auftreten von Nebenwirkungen nach repetitiver SARS-CoV-2 Impfung bei entzündlich rheumatisch Erkrankten und Gesunden
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Veröffentlicht: | 30. August 2023 |
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Einleitung: Patienten mit entzündlich rheumatischen Erkrankungen (ERE) und Personen mit immunsupprimierender Therapie wurden aus den SARS-CoV-2 Impfstoff-Zulassungsstudien ausgeschlossen [1]. Fehlende Informationen zu den Nebenwirkungen war einer der häufigsten Gründe von Personen mit ERE, sich bei der Impfung zurückzuhalten [2]. Unser Ziel war es, die Sicherheit der SARS-CoV-2 Impfung bei dieser Personengruppe zu zeigen und mögliche Veränderungen der Nebenwirkungen über wiederholte Impfungen darzustellen.
Methoden: In dieser Single-centre Studie wurden SARS-CoV-2 vakzinierte Patienten mit ERE von der Rheumaeinheit des LMU Klinikums München rekrutiert. Als gesunde Kontrollen galten Mitarbeiter des Klinikums. Die Nebenwirkungen, die nach jeder Impfung auftraten, wurden durch einheitliche Fragebögen erfasst. Deskriptive Statistik und nicht-parametrische Tests wurden genutzt, um Unterschiede zwischen den Gruppen darzustellen.
Ergebnisse: 235 Patienten mit ERE [mittleres Alter (Standardabweichung) 54 (±15) Jahre, 60,4% weiblich] und 102 gesunde Kontrollen [48 (±16) Jahre, 66,7% weiblich] wurden in die Studie eingeschlossen. Schmerzen an der Einstichstelle und Müdigkeit waren die am häufigsten auftretenden Nebenwirkungen (Tabelle 1). Nach der ersten Impfung haben signifikant weniger Patienten (59,6%) Nebenwirkungen gezeigt als Gesunde (84,3%) [odds ratio (OR)=0,274 (95% Konfidenzintervall: 0,151–0,497); P<0,0001]. Ähnlich sah es nach der zweiten Impfung aus [58,7%; 78,4%; OR=0,391 (0,228–0,670); P<0,001]. Der Anteil an Patienten, die nach der dritten Impfung Nebenwirkungen zeigten, blieb ähnlich zu den vorherigen Impfungen (56,4%), wohingegen sich die Frequenz der Gesunden, die Nebenwirkungen zeigten, signifikant reduzierte (69,3%; P=0,029). Unterschiede zwischen den Gruppen blieben aber signifikant [OR=0,573 (0,348–0,946); P=0,029]. Lokale Nebenwirkungen traten in beiden Gruppen mit einer ähnlichen Wahrscheinlichkeit auf. Systemische Nebenwirkungen hingegen traten signifikant seltener bei Patienten als bei Gesunden nach allen Impfungen auf (1. Impfung: 41,3% zu 59,8%, OR=0,472 [0,294–0,759], P=0,002; 2. Impfung: 38,7% zu 58,8%, OR=0,442 [0,275–0,710], P<0,001; 3. Impfung: 39,0% zu 51,5%, OR=0,602 [0,374–0,969], P=0,036).
Schlussfolgerung: Die SARS-CoV-2-Impfung wurde von Patienten mit ERE gut toleriert. Sie zeigten sogar ein selteneres Auftreten von Nebenwirkungen. Die geringe Häufigkeit an systemischen Nebenwirkungen könnte eine Verbindung zwischen der immunsupprimierenden Therapie der ERE und der dadurch verminderten unerwünschten Impfreaktion dieser Personengruppe darstellen.
Tabelle 1 [Tab. 1]
Literatur
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- Polack FP, Thomas SJ, Kitchin N, Absalon J, Gurtman A, Lockhart S, Perez JL, Pérez Marc G, Moreira ED, Zerbini C, Bailey R, Swanson KA, Roychoudhury S, Koury K, Li P, Kalina WV, Cooper D, Frenck RW Jr, Hammitt LL, Türeci Ö, Nell H, Schaefer A, Ünal S, Tresnan DB, Mather S, Dormitzer PR, Şahin U, Jansen KU, Gruber WC; C4591001 Clinical Trial Group. Safety and Efficacy of the BNT162b2 mRNA Covid-19 Vaccine. N Engl J Med. 2020 Dec 31;383(27):2603-15. DOI: 10.1056/NEJMoa2034577
- 2.
- Priori R, Pellegrino G, Colafrancesco S, Alessandri C, Ceccarelli F, Di Franco M, Riccieri V, Scrivo R, Sili Scavalli A, Spinelli FR, Conti F. SARS-CoV-2 vaccine hesitancy among patients with rheumatic and musculoskeletal diseases: a message for rheumatologists. Ann Rheum Dis. 2021 Jul;80(7):953-4. DOI: 10.1136/annrheumdis-2021-220059