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Deutscher Rheumatologiekongress 2022, 50. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh), 36. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie (DGORh), 32. Jahrestagung der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie (GKJR)

31.08. - 03.09.2022, Berlin

Intraartikuläres Morphin bei Kniegelenksarthritis – Ergebnisse einer randomisierten placebokontrollierten Studie

Meeting Abstract

  • Hildrun Haibel - Abteilung für Gastroenterologie, Infektiologie, Rheumatologie, Charité – Universitätsmedizin Berlin, Campus Benjamin Franklin, Berlin
  • Joachim Sieper - Abteilung für Gastroenterologie, Infektiologie, Rheumatologie, Charité – Universitätsmedizin Berlin, Campus Benjamin Franklin, Berlin
  • Denis Poddubnyy - Abteilung für Gastroenterologie, Infektiologie, Rheumatologie, Charité – Universitätsmedizin Berlin, Campus Benjamin Franklin, Berlin
  • Valeria Rios-Rodriguez - Abteilung für Gastroenterologie, Infektiologie, Rheumatologie, Charité – Universitätsmedizin Berlin, Campus Benjamin Franklin, Berlin
  • Fabian Proft - Abteilung für Gastroenterologie, Infektiologie, Rheumatologie, Charité – Universitätsmedizin Berlin, Campus Benjamin Franklin, Berlin
  • Mikhail Protopopov - Abteilung für Gastroenterologie, Infektiologie, Rheumatologie, Charité – Universitätsmedizin Berlin, Campus Benjamin Franklin, Berlin
  • Judith Rademacher - Abteilung für Gastroenterologie, Infektiologie, Rheumatologie, Charité – Universitätsmedizin Berlin, Campus Benjamin Franklin, Berlin
  • Sabrina Igel - Abteilung für Gastroenterologie, Infektiologie, Rheumatologie, Charité – Universitätsmedizin Berlin, Campus Benjamin Franklin, Berlin
  • Peter Martus - Klinische Epidemiologie und angewandte Statistik, UKT Tübingen, Tübingen
  • Christoph Stein - Anästhesiologie und operative Intensivmedizin, Charité Campus Benjamin Franklin, Berlin

Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie. Deutsche Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie. Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie. Deutscher Rheumatologiekongress 2022, 50. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh), 36. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie (DGORh), 32. Jahrestagung der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie (GKJR). Berlin, 31.08.-03.09.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. DocVS.04

doi: 10.3205/22dgrh209, urn:nbn:de:0183-22dgrh2094

Veröffentlicht: 31. August 2022

© 2022 Haibel et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Der derzeitige Standard der intraartikulären (i.a.) Therapie der Kniegelenksarthritis im Rahmen entzündlicher Arthritis (EA) oder entzündlichen Exazerbationen einer Osteoarthrose (OA) ist die Injektion von Steroiden. Ein neuartiger Ansatz könnte die Aktivierung peripherer Opioidrezeptoren sein, z.B. durch die i.a. Verabreichung geringer, systemisch inaktiver Morphindosen. Ziel dieser randomisierten Placebo- und wirkstoffkontrollierten Doppelblindstudie war die Untersuchung der Schmerzlinderung bei Patienten mit Kniegelenksarthritis nach i.a. Injektionen von Morphin, einem Standardsteroid (Triamcinolon) oder Placebo.

Methoden: Erwachsene Patienten mit chronischer Kniegelenksarthritis aufgrund von Osteoarthrose (OA) oder entzündlicher Arthritis (EA bei RA, Psoriasisarthritis, Spondyloarthritis, undifferenzierter Oligoarthritis oder Monarthritis) und einem hohen Schmerzniveau (VAS-Schmerz ≥ 4 von 10) zu Studienbeginn erhielten eine Einzeldosis von entweder Morphin 3 mg i.a., Triamcinolon 40mg i.a. oder Placebo (NaCl 0,9%) i.a.. Primärer Endpunkt war die Schmerzreduktion auf der visuellen Analogskala (VAS) nach 7 Tagen. Zudem wurden Schmerzen morgens und abends in einem Patiententagebuch dokumentiert. Die P-Werte wurden mit zweiseitigen T-Tests berechnet.

Ergebnisse: 114 Patienten wurden gescreent, 93 wurden behandelt und 89 (96%) beendeten Tag 7. Davon wurden n=61 (66%) mit OA und n=32 (34%) mit EA diagnostiziert. 48 (52%) der Patienten waren weiblich, das Durchschnittsalter betrug 58,5 (SD 14 Jahre) und die durchschnittliche Krankheitsdauer 6,7 Jahre (Median 2 Jahre, Spanne <1 Jahr–42 Jahre). Die mittlere VAS-Schmerzverbesserung an Tag 7 betrug für Patienten mit EA bei Morphin, Triamcinolon und Placebo -20, -32 bzw. -25 und bei Patienten mit OA -23, -43 bzw. -18. Für EA waren die Unterschiede zwischen den Gruppen nicht signifikant (p>0.10). Für OA war Triamcinolon signifikant dem Morphin und Placebo überlegen (p=0.007, p=0.003), nicht aber Morphin dem Placebo (p=0.56). Die Alltagsschmerzen für beide Gruppen sind in Abbildung 1 [Abb. 1] dargestellt. Während des Studienzeitraums gab es keine schwerwiegenden unerwünschten Ereignisse und 45 unerwünschte Ereignisse, von denen die meisten leicht waren.

Schlussfolgerung: In dieser randomisierten, placebo- und wirkstoffkontrollierten Doppelblindstudie führte eine Einzeldosis Morphin im Vergleich zu Placebo nicht zu deutlichen Verbesserungen und war Triamcinolon an Tag 7 unterlegen. Dieser Unterschied war für OA signifikant im Gegensatz zur EA. Diese Daten sprechen nicht für den Einsatz von Morphin i.a. zur Schmerzlinderung bei Patienten mit chronischer Arthritis.

Offenlegungserklärung: Finanzielle Unterstützung: Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF 01EC1403F).

JR, SI, PM und CS geben keinen Interessenkonflikt an. JR ist Teilnehmerin des BIH-Charité Clinician Scientist Programm von der Charité – Universitätsmedizin Berlin und dem Berlin Institute of Health. HH gibt Honorare für Vorträge oder Fortbildungsveranstaltungen von AbbVie, MSD, Janssen, Roche, Pfizer, Sobi an; Beratungshonorare von Janssen, Sobi, Novartis. JS gibt Honorare für Vorträge oder Fortbildungsveranstaltungen von AbbVie, Janssen, Merck, Novartis, Pfizer, Roche und UCB an, sowie Beratungshonorare von AbbVie, Janssen, Lilly, Merck, Novartis, Pfizer und UCB.FP erklärt Forschungsförderung von UCB, Novartis und Lilly; Beratungshonorare von AbbVie, Celgene, Janssen, Novartis, UCB; Honorare für Vorträge oder Fortbildungsveranstaltungen von AMGEN, AbbVie, BMS, Celgene, Janssen, MSD, Novartis, Pfizer, Roche, UCB. MP erklärt Beratungshonorare von Novartis. VRR gibt Beratungshonorare von Falk e.V., AbbVie an. DP erklärt Forschungszuschüsse von AbbVie, Eli Lilly, MSD, Novartis, Pfizer; Beratungshonorare von AbbVie, Biorad, Eli Lilly, Gilead, GlaxoSmithKline, Janssen, MSD, Novartis, Pfizer, Samsung Bioepis und UCB; Honorare für Vorträge oder Fortbildungsveranstaltungen von AbbVie, Bristol-Myers Squibb, Eli Lilly, MSD, Novartis, Pfizer und UCB.