gms | German Medical Science

Deutscher Rheumatologiekongress 2022, 50. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh), 36. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie (DGORh), 32. Jahrestagung der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie (GKJR)

31.08. - 03.09.2022, Berlin

Ist die Indikation zur Ellenbogen-RIAP heute noch gegeben? Ergebnisse im Langzeitverlauf im Vergleich zur erweiterten Synovialektomie bei RA

Meeting Abstract

  • Christoph Biehl - UKGM Gießen, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Gießen
  • Juliette Wismar - UKGM Gießen, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Gießen
  • Lotta Biehl - Medizinische Fakultät, Universität Heidelberg, Heidelberg
  • Thaqif Elkhassawna - UKGM Gießen, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Gießen
  • Christian Heiß - UKGM Gießen, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Gießen

Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie. Deutsche Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie. Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie. Deutscher Rheumatologiekongress 2022, 50. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh), 36. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie (DGORh), 32. Jahrestagung der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie (GKJR). Berlin, 31.08.-03.09.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. DocOS-RO.03

doi: 10.3205/22dgrh149, urn:nbn:de:0183-22dgrh1495

Veröffentlicht: 31. August 2022

© 2022 Biehl et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Einleitung: Das Ellenbogengelenk ist in bis zu 70–90% im Verlauf der Rheumatischen Erkrankung mit betroffen. Die Fortschritte der medikamentösen Therapie, aber auch die Weiterentwicklung der Prothetik und operativen Verfahren der letzten Jahre stellt die Ellenbogen-RIAP in Frage. Für nachfolgende Operationen scheint die weniger invasive erweitere Synovialektomie geeigneter.

Methoden: In einer retrospektiven Studie wurden insgesamt 151 Ellenbogengelenke bei 127 Patienten versorgt. Dem Patientenkollektiv mit Ellenbogen-RIAP wurde einem Kollektiv mit erweiterter Synovialektomie nach Stellbrink gegenübergestellt und anhand verschiedener Scores verglichen. Die durchschnittliche Nachuntersuchungszeit betrug 11.3 Jahre. Im Vergleich zu der Gruppe der Spätsynovialektomien mit Radiusköpfchenresektion zeigte die Gruppe mit Ellenbogen-RIAP erwartungsgemäß eine längere Symptom- und Erkrankungsdauer. Der Altersgipfel lag knapp über dem 56. Lebensjahr.

Ergebnisse: Beide Kollektive erreichen im HSS-Score, MEPS und im QuickDASH-Score postoperativ durchschnittlich zu 60% gute und sehr gute Ergebnisse. Der Gelenkschmerz konnte jeweils sehr gut bis gut beeinflusst werden. Einzig bei der Pro- und Supination zeigen sich statistisch signifikante Unterschiede zu Gunsten der erweiterten Synovialektomie. Die radiologische Verlaufskontrolle zeigte in beiden Gruppen eine mäßige Progredienz der pathologischen Veränderungen, welche etwa einer Gradstufe nach Larsen entsprechen. Eine Korrelation mit den klinischen Ergebnissen bestand nicht.

Schlussfolgerung: Die RIAP am Ellenbogengelenk mit Interposition eines Trizepsstreifens um die Epikondylen scheint gegenüber der erweiterten Synovialektomie keine Vorteile zu bieten. Krepitationsgeräusche werden reduziert, auf die Stabilität des Gelenke hat das Interponat weniger Einfluss, als erhofft. Zusätzlich kommt es zur Schwächung der ohnehin geschwächten Trizepsmuskulatur. Die Indikation ist eher als Alternative zur endoprothetischen Versorgung fortgeschritten destruierter Ellenbogengelenke zu sehen. Allerdings muss die Indikation ebenso streng gestellt werden. Hier ist neben einer ausführlichen Anamnese präoperativ die Ermittlung der individuellen Belastung und der Erwartungshorizont der Patienten genau zu ermitteln. Die gängigen Scores helfen nur eingeschränkt weiter, da die psychische Komponente nicht oder nur unzureichend erfasst wird.

Zusammenfassend zeigen die vorgestellten Untersuchungsergebnisse nach Synovialektomie des Ellenbogengelenks, dass im Langzeitverlauf eine gute Schmerzreduktion und eine zufrieden stellende Gelenkfunktion zu erreichen ist. Im radiologischen Verlauf ist mit einer mäßigen Progredienz der destruktiven Gelenkveränderungen zu rechnen. Die Indikation zur Ellenbogen-RIAP ist sehr streng zu stellen, da diese langfristig größere Auswirkungen auf eine spätere endoprothetische Versorgung hat als die erweiterte Synovialektomie.

Offenlegungserklärung: Die Autoren haben keine Interessenskonflikte.