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Atypische Unterschenkelfrakturen unter antirheumatischer Methotrexat-Therapie
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Veröffentlicht: | 31. August 2022 |
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Text
Einleitung: Entzündlich-rheumatische Erkrankungen und insbesondere die häufig erforderliche Glukokortikoid-Therapie sind mit osteologischen Nebenwirkungen bis hin zu Frakturen verbunden. Auch unter einer Methotrexat (MTX)-Therapie soll es in seltenen Fällen zu medikamentös-induzierten Frakturen kommen können. Wir präsentieren eine Patientenserie mit ungewöhnlicher Frakturlokalisation und problematischem Heilungsverlauf unter langjähriger MTX-Behandlung.
Methoden: PatientInnen in unserer rheumatologischen und osteologischen Ambulanz mit langwierigem Frakturverlauf wurden seit Sommer 2021 konsekutiv gesammelt. Krankheitsdauer, Exposition gegenüber Glukokortikoiden und MTX sowie weitere Risikofaktoren wurden retrospektiv aus den Patientenunterlagen erhoben. Eine weitergehende statistische Analyse erfolgte aufgrund der kleinen Fallzahl nicht.
Ergebnisse: Es wurden 6 Patientinnen und 2 Patienten in die Fallserie aufgenommen. Das mittlere Alter betrug 69 Jahre (range 56–86).
Als rheumatologische Grunderkrankung fand sich viermal eine rheumatoide Arthritis, zweimal eine Spondylarthritis/Psoriasisarthritis und je einmal eine Kollagenose bzw. Vaskulitis.
Die Therapiedauer von Methotrexat betrug 7 bis 30 Jahre (Mittelwert 16 Jahre). Die kumulative MTX-Dosis betrug zwischen 4,8 g bis 30,4 g (Mittelwert 15,4 g).
Eine langfristige Prednisolontherapie zeigte sich bei 5 PatientInnen, eine verkürzte Fertilität bei 3 Patientinnen, ein Vitamin-D-Mangel bei 3 PatientInnen. 5 PatientInnen wiesen in der Knochendichtemessung (DXA) T-Score-Werte im osteoporotischen Bereich (-2,5) auf. Die Frakturlokalisation war sechsmal der Tibiakopf-Bereich, siebenmal die distale Tibia, einmal die distale Fibula, zweimal der Talus und sechsmal der Calcaneus.
Schlussfolgerung: Dies ist nach unserer Kenntnis die bislang größte Fallsammlung von PatientInnen mit MTX-Osteopathie. Typische Frakturlokalisationen im Bereich des Unterschenkels, häufige Mehrfachfrakturen bzw. problematischer Heilungsverlauf unter langjähriger MTX-Therapie unterstützen diese Diagnose. Dabei zeigten sich ähnliche Muster wie in der Literatur beschrieben [1], [2]. Sonstige häufig anzutreffende osteoporotische Risikofaktoren wie langjährige Glukokortikoid-Einnahme, Vitamin-D-Mangel oder frühe Menopause zeigten sich nur zum Teil in dieser Kohorte. Die problematische Heilungstendenz bei Beibehaltung der MTX-Einnahme bzw. die nachweisbar deutliche gebesserte Abheilung nach Absetzen des Medikaments sprechen ebenfalls für einen ursächlichen Zusammenhang. Spezifische Risikofaktoren für eine MTX-Osteopathie sind – bis auf die langjährige Einnahme von MTX – bislang nicht bekannt.
Offenlegungserklärung: Für diese Arbeit wurden keine Untersuchungen an Menschen durchgeführt. Die betroffenen PatientInnen haben ihr Einverständnis an der Teilnahme an dieser retrospektiven Untersuchung erteilt.
Literatur
- 1.
- Robin F, Cadiou S, Albert JD, Bart G, Coiffier G, Guggenbuhl P. Methotrexate osteopathy: five cases and systematic literature review. Osteoporos Int. 2021 Feb;32(2):225-32. DOI: 10.1007/s00198-020-05664-x
- 2.
- Mönig H, Ullrich S. Gibt es eine MTX-induzierte Osteoporose?. Z Rheumatol. 2020 Nov;79(9):898-901. DOI: 10.1007/s00393-020-00855-7