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Sportmotorische Leistungsfähigkeit von Patienten mit juveniler idiopathischer Arthritis mit minimaler Erkrankungsaktivität
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Veröffentlicht: | 31. August 2022 |
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Einleitung: Bei der juvenilen idiopathischen Arthritis (JIA) kommt es in Phasen erhöhter Erkrankungsaktivität teils erkrankungsbedingt teils aufgrund ärztlicher Empfehlung zur Reduktion körperlicher Aktivität [1]. Damit besteht ein erhöhtes Risiko langfristiger Funktionseinbußen sowie für Herz-Kreislauf- und Stoffwechselkrankheiten. In der durch den GBA geförderten Interventionsstudie „Stellenwert der Bewegungsdiagnostik zur Förderung früher körperlicher und sportlicher Aktivität bei Kinderrheuma“ (Beware) wird überprüft, ob eine individualisierte Sportberatung zu einer verbesserten Wiederherstellung der Funktionsfähigkeit nach abgeklungener Arthritis führt [2]. Dieser Beitrag präsentiert erste Beware-Zwischenanalysen der sportmotorischen Leistungsfähigkeit von JIA-Patienten mit höchstens minimaler Krankheitsaktivität vor Intervention zum Messzeitpunkt t1.
Methoden: Es wurden JIA-Patienten betrachtet, die höchstens 14 Monate nach dem Studieneinschluss (t0) mit aktiver Arthritis eine minimale Erkrankungsaktivität/-inaktivität (cJADAS10: oligoartikulär ≤1,5 / polyartikulär ≤2,5) erreichten. Die Erkrankungsdauer bei t0 durfte maximal 12 Monate betragen. Zur Überprüfung der sportmotorischen Leistungsfähigkeit absolvierten alle Teilnehmer den Deutschen Motorik-Test mit 8 Testitems [3]. Die Leistungsparameter werden mithilfe der Z-Werte deskriptiv betrachtet.
Ergebnisse: In der Zwischenauswertung konnten 54 Patienten analysiert werden (♀=32; Alter: 11,8±3,1 Jahre; Krankheitsdauer: 1,0±0,4 Jahre; oligoartikulär: n=28; polyartikulär: n=26). Die Erkrankungsaktivität war anhand des cJADAS10 (1,1±0,8) als minimal einzustufen.
Folgende sportmotorische Leistungen erzielten die JIA-Patienten: Weit unterdurchschnittlich bei den Sit-ups (Z-Wert: 91,3), unterdurchschnittlich im 6-Minuten-Lauf (Z-Wert: 92,2), 20 m-Sprint (Z-Wert: 92,4) und Standweitsprung (Z-Wert: 95,9), durchschnittlich in der Rumpfbeuge (Z-Wert: 99,7) sowie überdurchschnittlich in den Items Liegestützt ((Z-Wert: 103,5), Rückwärtsbalancieren (Z-Wert: 105,6) und seitliches Hin- und Herspringen (Z-Wert: 108,0).
Schlussfolgerung: Die Zwischenergebnisse zeigen, dass die sportmotorische Leistungsfähigkeit der JIA-Patienten nach aktiver Erkrankungsphase erhebliche Defizite in der Schnelligkeit, Ausdauer und Kraft aufweist. Die Beweglichkeit erscheint durchschnittlich. Die Koordination, gemessen mit Rückwärtsbalancieren und seitlichem Hin- und Herspringen fällt insgesamt überdurchschnittlich gut aus, was auf die kontinuierliche Physiotherapie besonders während aktiver Krankheitsphasen rückführbar scheint. Dies zeigt die Trainierbarkeit der JIA-Patienten während aktiver Erkrankungsphasen in der Koordination. Ob dies auch für den Bereich der konditionellen Fähigkeiten gilt, muss in Interventionsstudien überprüft werden.
Offenlegungserklärung: Es liegen keine Interessenskonflikte der Autoren vor.
Studie gefördert durch: Innovationsausschuss des Gemeinsamen Bundesausschuss.
Literatur
- 1.
- Bohr AH, Nielsen S, Müller K, Karup Pedersen F, Andersen LB. Reduced physical activity in children and adolescents with Juvenile Idiopathic Arthritis despite satisfactory control of inflammation. Pediatr Rheumatol. 2015 Dec 10;13:57. DOI: 10.1186/s12969-015-0053-5
- 2.
- Merker J, Hartmann M, Sahm D, Haas JP, Schwirtz A. Entwicklung von Kriterien für den Einsatz funktioneller Diagnostik und Bewegungs-/Sportberatung bei Kinderrheuma –Beware-Studienkonzept. 2008:DocKR.21.DOI: 10.3205/19dgrh181
- 3.
- Bös K, Schlenker L, Büsch D, Lämmle L, Müller H, Oberger J, Seidel I, Tittlbach S. Deutscher Motorik Test 6-18:(DMT 6-18). Vol. 186. Hamburg: Czwalina; 2009.