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Deutscher Rheumatologiekongress 2022, 50. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh), 36. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie (DGORh), 32. Jahrestagung der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie (GKJR)

31.08. - 03.09.2022, Berlin

Wirksamkeit und Sicherheit von IL-6-Inhibition (Tocilizumab) im Vergleich zu TNF-Inhibition bei polyartikulärer juveniler idiopathischer Arthritis: Ergebnisse aus dem BIKER-Register

Meeting Abstract

  • Ariane Klein - BIKER Register
  • Angela Zimmer - BIKER Register
  • Anton Hospach - BIKER Register
  • Frank Weller-Heinemann - BIKER Register
  • Sandra Hansmann - BIKER Register
  • Jasmin Kuemmerle Deschner - BIKER Register
  • Maria Fasshauer - BIKER Register
  • Kirsten Minden - BIKER Register
  • Ivan Foeldvari - BIKER Register
  • Christoph Rietschel - BIKER Register
  • Daniel Windschall - BIKER Register
  • Trauzeddel Ralf - BIKER Register
  • Markus Hufnagel - BIKER Register
  • Dirk Foell - BIKER Register
  • Rainer Berende - BIKER Register
  • Prasad Oommen - BIKER Register
  • Gundula Böschow - BIKER Register
  • Frank Dressler - BIKER Register
  • Gerd Horneff - BIKER Register

Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie. Deutsche Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie. Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie. Deutscher Rheumatologiekongress 2022, 50. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh), 36. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie (DGORh), 32. Jahrestagung der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie (GKJR). Berlin, 31.08.-03.09.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. DocKI.14

doi: 10.3205/22dgrh136, urn:nbn:de:0183-22dgrh1368

Veröffentlicht: 31. August 2022

© 2022 Klein et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Einleitung: Tocilizumab ist zur Behandlung der polyartikulären juvenilen idiopathischen Arthritis (JIA) zugelassen. Es werden 12-Monatsdaten zu Wirksamkeit und Verträglichkeit/Sicherheit von Tocilizumab (TCZ) im Vergleich zu Tumornekrosefaktor-Inhibitoren (TNFi) ausgewertet.

Methoden: BIKER WA 29358 ist eine fünfjährige, multizentrische, prospektive, Beobachtungs-Kohortenstudie, die Patienten mit polyartikulärer JIA in Deutschland einschließt, die zwischen 2015 und 2020 eine Behandlung mit TCZ begannen. Zum Vergleich wurden Patienten, die mit einem zugelassenen TNFi wie Etanercept, Adalimumab oder Golimumab begannen gematcht im Verhältnis 1:1 nach Datum des Behandlungsbeginns und Region verglichen. Klinische Krankheitsaktivität (JADAS10), JADAS MDA (≤3,8)/Remission (≤1,0) nach 12 Monaten, Sicherheit und Medikamentenadhärenz wurden analysiert und zwischen den Kohorten verglichen.

Ergebnisse: Insgesamt wurden 342 Teilnehmern mit 12-monatigen Behandlungsdaten eingeschlossen (TCZ, n=171; TNFi, n=171). TCZ wurde bei der Mehrheit der Patienten (84,2%) als second-line-Biologikum eingesetzt, während TNFi meist first line Biologika waren (86,0%). Patienten, die TCZ starteten, waren älter und hatten eine längere Krankheitsdauer als TNFi-Patienten. Die Wirksamkeit wurde durch einen deutlichen Rückgang der mittleren JADAS10-Werte in beiden Kohorten demonstriert (TCZ vs. TNFi bei Studienbeginn: 15,0+/-6,7 vs. 14,6+/-6,3; nach 12 Monaten: 3,8+/-5,1 vs. 3,4+/-4,5). Der Anteil der Patienten in den TCZ/TNFi-Kohorten, die nach 12 Monaten eine JADAS-Remission erreichten, lag bei 48%/41% in der Gruppe mit first line Biologikabehandlung und bei 32%/33% in der Gruppe mit second-line Biologikabehandlung. Die JADAS-MDA wurde in 64%/69% der first-line und in 52%/58% der second-line Kohorten von TCZ/TNFi erreicht.

Nach 12 Monaten Behandlung war die Krankheitsaktivität - gemessen anhand des JADAS10 (Mittelwert +/SD) – bei Patienten die TNFi second-line erhielten im Vergleich zur first-line Kohorte höher (4,5+/-5,6 vs. 3,2+/-4,3) und ähnlich wie bei Patienten, die TCZ second-line erhielten (4,0+/-5,2 vs. 2,9+/-4,4). Patienten, die TCZ oder TNFi als erstes Biologikum erhielten, erreichten JADAS10-Remission und MDA numerisch häufiger, aber nicht statistisch signifikant im Vergleich zu Patienten, die ein Biologikum der second-line erhielten.

Die Sicherheit wurde anhand der gemeldeten unerwünschten Ereignisse bewertet (Tabelle 1 [Tab. 1]). 57 (33%) der Patienten in der TCZ-Kohorte und 43 (25%) der Patienten in der TNFi-Kohorte meldeten unerwünschte Ereignisse. Die Rate der unerwünschten Ereignisse war in der TOC-Kohorte signifikant höher (69 vs. 44,8/100 Patientenjahre, RR 1,5 [95%CI 1,1-2,0], p=0,006, Wald-Test). In der TCZ-Kohorte traten 6 ernsthafte unerwünschte Ereignisse (SAE) auf, in der TNFi-Kohorte 3 SAE. Reaktionen an der Injektionsstelle traten in der TNFi-Kohorte häufiger auf (9 vs. 1, p=0,043). Bislang wurden keine weiteren Unterschiede festgestellt. Es gab keinen Todesfall und keine opportunistische Infektion.

In der TCZ-Kohorte brachen 32 Patienten die Behandlung ab, 27 davon wegen mangelnder Wirksamkeit, während in der TNFi-Kohorte nur 6 Patienten die Behandlung abbrachen. Ein Behandlungsabbruch war in der second-line-Kohorte (n=29; 17,4%), häufiger als in der first-line-Kohorte (n= 9; 5,1%).

Schlussfolgerung: In dieser ersten Zwischenanalyse nach 12-monatiger Behandlung mit TCZ oder TNFi wurden die Behandlungsziele mit vergleichbarer Häufigkeit erreicht. TCZ wurde überwiegend als second-line-Biologikum eingesetzt. Höhere Raten an Remission und minimaler Krankheitsaktivität wurden bei first-line-Anwendern im Vergleich zu Zweitlinienanwendern in beiden Kohorten beobachtet. Obwohl in der TCZ-Kohorte mehr unerwünschte Ereignisse gemeldet wurden, war das Auftreten von schweren unerwünschten Ereignissen und Infektionen in beiden Kohorten ähnlich. Bislang wurden keine neuen Sicherheitssignale festgestellt. Die Beobachtung wird fortgesetzt

Offenlegungserklärung: Das Projekt wird durch ungebunden Zuschüsse von der Firma Roche unterstützt. Die Datenerfassung, -analyse und -veröffentlichung wird von den Förderern nicht beeinflusst und liegt in der alleinigen Verantwortung der Autoren.