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Deutscher Rheumatologiekongress 2022, 50. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh), 36. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie (DGORh), 32. Jahrestagung der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie (GKJR)

31.08. - 03.09.2022, Berlin

Seltene Ursache einer chronischen Wunde

Meeting Abstract

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  • Ann-Christin Mohr - Klinik für Rheumatologie und Immunologie, Klinikum Bad Bramstedt, Bad Bramstedt
  • Ricarda Wesner - Klinik für Orthopädische Rehabilitation, Klinikum Bad Bramstedt, Bad Bramstedt
  • Damir Boro - Klinik für Rheumatologie und Immunologie, Klinikum Bad Bramstedt, Bad Bramstedt
  • Ina Kötter - Klinik für Rheumatologie und Immunologie, Klinikum Bad Bramstedt, Bad Bramstedt; III. Medizinische Klinik (Nephrologie/Rheumatologie/Endokrinologie), Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg
  • Karen Voigt - III. Medizinische Klinik (Nephrologie/Rheumatologie/Endokrinologie), Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg

Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie. Deutsche Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie. Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie. Deutscher Rheumatologiekongress 2022, 50. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh), 36. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie (DGORh), 32. Jahrestagung der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie (GKJR). Berlin, 31.08.-03.09.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. DocFA.35

doi: 10.3205/22dgrh121, urn:nbn:de:0183-22dgrh1215

Veröffentlicht: 31. August 2022

© 2022 Mohr et al.
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Gliederung

Text

Vorgeschichte: Vor 15 Jahren hatte der damals 38-jährige Patient erstmalig rötliche Hautveränderungen mit folglich Eiterentleerung bemerkt. Die Läsionen sind nie abgeheilt. Alle lokalen Therapieansätze sowie antibiotischen Therapien haben zu keiner Linderung geführt. Eine Akne inversa Typ IV sowie eine suppurative Hidradenitis sind vorbekannt.

Leitsymptom bei Krankheitsmanifestation: Ausgeprägte chronische, äußert schmerzhafte, übel riechende Ulcera crura beider Unterschenkel und Füße mit reduziertem Allgemeinzustand/Kachexie sowie Immobilisierung und Notwendigkeit der Nutzung eines Rollstuhls.

Diagnostik: Laborchemisch zeigten sich erhöhte Entzündungsparameter (CRP 13 mg/dl, Leukozytose 18,5 G/l). Die asservierten Wundabstriche zeigten eine deutliche Besiedlung mit einer bakteriellen Mischflora u.a. Klebsiella oxytoca, Providencia rettgeri, Enterococcus avium, Corynebacterium striatum und Alcaligenes faecalis ssp. faecalis (Nonfermenter).

Serologisch ließen sich atypische ANCA, Mi-2-AK sowie eine autoimmunhämolytische Anämie nachweisen.

Das Material aus dem Wunddebridement zeigte eine Ulzeration und demarkierte aktive chronisch-granulierende Entzündung, zudem randliche Hyperplasie sowie-Keratose der Epidermis. Hinweise für eine Vaskulitis fanden sich nicht. Aufgrund der langjährigen Anamnese konnte ein Pyoderma gangränosum nicht sicher bestätigt werden.

Eine CED sowie eine pAVK wurden ausgeschlossen.

Diagnose: Es konnte die Diagnose eines PAPASH-Syndroms (pyogenen Arthritis, Pyoderma gangrenosum, Akne und Hidradenitis suppurativa) gestellt werden. Pathogenetisch scheint es sich um eine autosomal dominante Veränderung des Gens PSTPIP1 zu handeln, das für das Protein Prolin/Serin/Threonin-Phosphatase-interacting Protein 1 kodiert [1]. Eine Studie zeigte, dass das PSTPIP1-Gen mit Pyrin interagiert (Veränderung der Pyrin-Funktion zur Initiierung der IL-1-beta-Produktion), daher sollte sie als eine autoinflammatorische Erkrankung betrachtet werden [2]. Obwohl keine erhöhten Zytokinspiegel festgestellt wurden, zeigten Antagonisten gegen TNF-alpha und IL-1-beta gute Ergebnisse [3].

Therapie: Trotz antibiotischer Therapie zeigte sich das CRP erst mit Einleitung einer Prednisolontherapie rückläufig. Bei o.g. gestellter Diagnose ergänzten wir die Behandlung um Infliximab (3 mg/kgKG intravenös in Woche 0, 2 und dann alle 4 Wochen. Zusätzlich war ein Wundedebridement und eine Spalthauttransplantation erforderlich.

Weiterer Verlauf: Unter der Therapie zeigten die Hautbefunde ein sehr gutes Ansprechen und die Entzündungsparameter waren rückläufig (siehe Abbildung 1 [Abb. 1]). Der Patient ist in einem deutlich verbesserten Allgemeinzustand und am Rollator mobil. Eine genetische Testung ist geplant.

Offenlegungserklärung: Ich erkläre hiermit nach bestem Wissen und Gewissen, dass keine Umstände, die zu einem persönlichen Interessenkonflikt bei der themenbezogenen Mitwirkung des Abstracts vorliegen.

Abbildung 2 [Abb. 2]


Literatur

1.
Wise CA, Gillum JD, Seidman CE, Lindor NM, Veile R, Bashiardes S, Lovett M. Mutations in CD2BP1 disrupt binding to PTP PEST and are responsible for PAPA syndrome, an autoinflammatory disorder. Hum Mol Genet. 2002 Apr 15;11(8):961-9. DOI: 10.1093/hmg/11.8.961 Externer Link
2.
Shoham NG, Centola M, Mansfield E, Hull KM, Wood G, Wise CA, Kastner DL. Pyrin binds the PSTPIP1/CD2BP1 protein, defining familial Mediterranean fever and PAPA syndrome as disorders in the same pathway. Proc Natl Acad Sci U S A. 2003 Nov 11;100(23):13501-6. DOI: 10.1073/pnas.2135380100 Externer Link
3.
Demidowich AP, Freeman AF, Kuhns DB, Aksentijevich I, Gallin JI, Turner ML, Kastner DL, Holland SM. Brief report: genotype, phenotype, and clinical course in five patients with PAPA syndrome (pyogenic sterile arthritis, pyoderma gangrenosum, and acne). Arthritis Rheum. 2012 Jun;64(6):2022-7. DOI: 10.1002/art.34332 Externer Link