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Deutscher Rheumatologiekongress 2022, 50. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh), 36. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie (DGORh), 32. Jahrestagung der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie (GKJR)

31.08. - 03.09.2022, Berlin

Chronischer Rückenschmerz bei einer 34-jährigen Frau – alles axSpA, oder was?

Meeting Abstract

  • Raban von Soden-Fraunhofen - Klinik und Poliklinik für Rheumatologie/Klinische Immunologie, Asklepios Krankenhaus Bad Abbach, Bad Abbach
  • Martin Fleck - Klinik und Poliklinik für Rheumatologie/Klinische Immunologie, Asklepios Krankenhaus Bad Abbach, Bad Abbach
  • Wolfgang Hartung - Klinik und Poliklinik für Rheumatologie/Klinische Immunologie, Asklepios Krankenhaus Bad Abbach, Bad Abbach

Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie. Deutsche Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie. Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie. Deutscher Rheumatologiekongress 2022, 50. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh), 36. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie (DGORh), 32. Jahrestagung der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie (GKJR). Berlin, 31.08.-03.09.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. DocFA.04

doi: 10.3205/22dgrh091, urn:nbn:de:0183-22dgrh0917

Veröffentlicht: 31. August 2022

© 2022 von Soden-Fraunhofen et al.
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Gliederung

Text

Vorgeschichte: Die 34-jährige Patientin wurde aufgrund stärkster immobilisierender Schmerzen im LWS Bereich seit 5 Wochen mit der Einweisungsdiagnose axiale Spondyloarthritis (axSpA) stationär aufgenommen. In einem extern angefertigten MRT der LWS und SIG wurden Ödemäquivalente in mehreren Wirbelkörpern und an beiden SIG beschrieben, weshalb im Vorfeld die Diagnose einer axSpA gestellt worden war. Allerdings bestanden anamnestisch kein Ruheschmerz, keine Besserung bei Bewegung, keine morgendliche Akzentuierung der Beschwerden sowie kein Ansprechen auf NSAR oder Prednisolon. Als relevante Vorerkrankungen war ein Z.n. Lungenarterienembolie 2013 bei Protein S-Mangel mit Indikation zur dauerhaften Antikoagulation bekannt. Während der aktuellen Stillperiode des 3. Kindes applizierte die Patientin Heparin s.c. Bis auf eine Osteoporose bei der Mutter war die Familienanamnese blande.

Leitsymptom bei Krankheitsmanifestation: Bei Krankheitsmanifestation im Alter von 34 Jahren zeigten sich bewegungsabhängige, immobilisierende Dorsalgien im Bereich BWS und HWS.Diagnostik: In der körperlichen Untersuchung war eine deutlich eingeschränkte Beweglichkeit der BWS/LWS bei Schmerzhaftigkeit auffällig. Im Aufnahmelabor blieben Entzündungsparameter und die Autoimmundiagnostik unauffällig, HLA-B27 wurde negativ bestimmt. In der Reevaluation der auswärtigen MRT-Diagnostik zeigten sich frische Deckplatteneinbrüche der LWK 2-4 und multipler BWKs. Die Knochendichte wurde in der DXA mit einem T-Score L1-L4 von -1,5 und im Femur gesamt mit -1,3 bestimmt, die qCT zeigte einen Wert von 81,6 mg Ca-HA/ml.

Diagnose: ausgeprägte manifeste prämenopausale Osteoporose.

Aufgrund der ausgeprägten Befunde und des jungen Alters erfolgte eine Abklärung bezüglich einer sekundären Osteoporose (u.a. Immunfixation, Dexamethason-Hemmtest, Vitamin D3, ACTH, PTH intakt, IGF-1, LH, FSH), die unauffällig blieb.

Therapie: Neben der analgetischen Therapie mit NSAR und Oxycodon/Naloxon wurde eine osteoanabole Therapie mit Teriparatid sowie eine Versorgung mit einem Rahmenstützkorsett eingeleitet. Die Patientin entschloss sich zum Abstillen, und die Antikoagulation wurde auf Edoxaban umgestellt. Zudem erfolgte eine Kontaktaufnahme mit dem Zentrum für schwangerschaftsassoziierte Osteoporose des Universitätsklinikums Marburg.

Diskussion: Die Prävalenz der idiopathischen prämenopausalen Osteoporose mit Frakturfolge wird in der Literatur als selten beschrieben [1], weshalb auch keine validierten Behandlungsempfehlungen vorliegen. Insbesondere die Ausprägung ohne vorherige Glukokotikoid-Therapie mit multiplen Frakturen der Wirbelkörper ist bei der präsentierten Patientin außergewöhnlich. Außerdem wird die Schwierigkeit der radiologischen Befundung von Ödemarealen in Wirbelkörpern verdeutlicht, die initial als Manifestation einer axSpA und nicht als Wirbelkörperfrakturen eingeordnet wurden.


Literatur

1.
Becker CB, Cohen A. Epidemiology and etiology of premenopausal osteoporosis. UpToDate. 2021 Nov.