Artikel
Erfahrungen aus einer TSVG-Sprechstunde in einer Rheumatologischen Praxis aus Nordrhein
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 31. August 2022 |
---|
Gliederung
Text
Einleitung: Im Rahmen der Versorgung gesetzlich versicherter Patienten und aufgrund des ausgeprägten Fachärztemangels, insbesondere im Bereich der Rheumatologie, sind Fachärzte, welche an der kassenärztlichen Versorgung teilnehmen, verpflichtet Termine der Terminservicevergabestelle (TSVG) zu melden. Diese werden dann über die kassenärztliche Vereinigung (KV) über einem vom Überweiser ausgestellten Dringlichkeitscode zentral vermittelt. Im Rahmen der Praxisübernahme einer rheumatologischen Schwerpunktpraxis aus Nordrhein haben wir erheben wollen, wie sehr diese Sprechstunde genutzt wird, wie hoch der Anteil an Patienten mit entzündlich-rheumatischer Grunderkrankung ist und aus welcher Entfernung die Patienten anreisen.
Methoden: Die Daten aller aufeinanderfolgenden Patienten aus der TSVG-Sprechstunde ab dem 1.1.2022 bis zum 31.3.2022 wurden bezüglich der oben genannten Fragestellung ausgewertet.
Ergebnisse: Es sind insgesamt 124 Termine im oben genannten Zeitraum gemeldet worden. Nach Meldung der Termine waren diese innerhalb weniger Stunden bis maximal 1–2 Werktagen bereits vollständig vergeben. N=98/124 (80%) Patienten haben den Termin wahrgenommen. N=25/124 (20%) Patienten sind entweder zum Termin nicht erschienen oder haben diesen kurzfristig abgesagt. Es ergaben sich folgende Diagnosen: Keine entzündlich dramatische Grunderkrankung: n=38/98 (39%), inklusive n=6 mit chronischem Schmerzsyndrom, noch nicht gesicherte Diagnose: n=20/98 (20%), entzündlich-rheumatische Grunderkrankung n=40/98 (41%), davon Rheumatoide Arthritis n=13/98 (13%), Psoriasisarthritis n=4/98 (4%), Spondyloarthritis n=6/98 (6%), Reaktive Arthritis n=2/98 (2%), Sonstige n=15/198 (15%). Die Patienten legten im Mittel 32km vom Wohnort zur Praxis zurück, jedoch mit einer Spannbreite von 9–88 km. Auffällig war, dass 42/124 (34%) aus einem anderen Versorgungsgebiet kamen.
Schlussfolgerung: Die erhobenen Daten belegen ein weiteres Mal, wie ausgeprägt der Fachärztemangel insbesondere im Bereich der Rheumatologie ist. Die Anzahl der gemeldeten Termine wurden aus Kapazitätsgründen begrenzt, jedoch vermuten wir, dass mehr gemeldete Termine auch nicht umbesetzt geblieben wären. Leider wurden 20% der Termine, auch bei erst kurzfristiger Meldung 14 Tage vor Termin, nicht wahrgenommen, teilweise leider, ohne den Termin vorher abzusagen. Möglicherweise ist dies jedoch auf die im 1. Quartal 2022 vorliegende hohe Rate an Patienten in Quarantäne aufgrund der Pandemie zurückzuführen. Bei 61% der Patienten konnte die Diagnose einer entzündlich- rheumatischen Grunderkrankung, oder zumindest der Verdacht darauf, gestellt werden. Trotz der großen Städtedichte Nordrheins haben die Patienten im Schnitt 32 km, jedoch bis zu 88 km zurückgelegt. Besonders auffällig war, dass 34% der Patienten aus einem anderen Versorgungsgebiet kamen. Dies hat in der Weiterversorgung der Patientin zu weiteren logistischen Herausforderungen geführt. Eine wohnortnahe Anbindung an einen ärztlichen Kollegen aus der hausärztlichen Versorgung, welche dann eine gegebenenfalls notwendige Therapie mittragen und überwachen ist daher unumgänglich und Grundvoraussetzung für eine sichere und zielgerichtete Therapie für unsere Patienten mit entzündlich-rheumatischer Grunderkrankung. Grundsätzlich zeigt auch diese kleine Auswertung aus 3 Monaten Neuaufnahme einer TSVG Sprechstunde, wie groß der Bedarf an der rheumatologischen Versorgung ist.
Offenlegungserklärung: Die Autoren haben keine Interessenskonflikte in Bezug auf den Beitrag.