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Deutscher Rheumatologiekongress 2022, 50. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh), 36. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie (DGORh), 32. Jahrestagung der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie (GKJR)

31.08. - 03.09.2022, Berlin

Evaluation des Einsatzes von Videosprechstunden in der rheumatologischen Versorgung – präpandemisch und während der COVID-19-Pandemie

Meeting Abstract

  • Jutta Richter - Poliklinik, Funktionsbereich & Hiller Forschungszentrum für Rheumatologie, Medizinische Fakultät, Universitätklinikum Düsseldorf, Düsseldorf
  • Joanna Reiter Reiter - Poliklinik, Funktionsbereich & Hiller Forschungszentrum für Rheumatologie, Medizinische Fakultät, Universitätklinikum Düsseldorf, Düsseldorf
  • Gamal Chehab - Poliklinik, Funktionsbereich & Hiller Forschungszentrum für Rheumatologie, Medizinische Fakultät, Universitätklinikum Düsseldorf, Düsseldorf
  • Peer Malte Aries - Immunologikum, Hamburg
  • Felix Mühlensiepen - Zentrum für Versorgungsforschung, Fakultät für Gesundheitswissenschaften, Medizinische Hochschule Brandenburg Theodor Fontane, Rüdersdorf
  • Martin Welcker - MVZ für Rheumatologie Dr. Martin Welcker GmbH & RheumaDatenRhePort (rhadar), Planegg
  • Anna Voormann - Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie, Berlin
  • Matthias Schneider - Poliklinik, Funktionsbereich & Hiller Forschungszentrum für Rheumatologie, Medizinische Fakultät, Universitätklinikum Düsseldorf, Düsseldorf
  • Christof Specker - Abteilung für Rheumatologie und klinische Immunologie, KEM Kliniken Essen-Mitte, Abteilung für Rheumatologie und klinische Immunologie, KEM Kliniken Essen-Mitte, Essen

Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie. Deutsche Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie. Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie. Deutscher Rheumatologiekongress 2022, 50. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh), 36. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie (DGORh), 32. Jahrestagung der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie (GKJR). Berlin, 31.08.-03.09.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. DocEV.09

doi: 10.3205/22dgrh070, urn:nbn:de:0183-22dgrh0701

Veröffentlicht: 31. August 2022

© 2022 Richter et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Einleitung: Während der COVID-19-Pandemie etablierten sich telemedizinische Konzepte als optionale Instrumente für die Versorgung der Patienten mit rheumatischen Erkrankungen. Es erfolgte eine Evaluation des Einsatzes der Videosprechstunde (VS) als eine Form der Telemedizin vor und während der COVID-19-Pandemie unter rheumatologisch tätigen Ärzten in Deutschland. Die Umfrageergebnisse sollen die Implementierung der VS in der klinischen Routine unterstützen.

Methoden: Bundesweite Online-Querschnittsbefragung unter rheumatologisch tätigen Ärzten. Die Umfrage wurde über Newsletter und Twitter-Posts bei Mitgliedern der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (n=1.650) und des Berufsverbandes Deutscher Rheumatologen (n=527) beworben. Ein positives Ethikvotum liegt vor, DRKS-ID der Studie: DRKS00023430.

Ergebnisse: Insgesamt wurden 205 Fragebögen in die Analyse aufgenommen. Die Mehrheit der Teilnehmer war männlich (59%), älter als 40 Jahre (90%) und auf Innere Medizin/Rheumatologie spezialisiert (85%).

Die Teilnehmer wurden in Gruppen unterteilt: „digitale Nutzer“ (38%) und „digitale Nichtnutzer“ (62%). Nutzer, die Telemedizin (TM), aber nie VS einsetzen, wurden als „TM-Nutzer“ (10%) definiert. Diejenigen, die TM und VS nutzen, wurden als „VS-Nutzer“ eingestuft (27%), „Nicht-Nutzer“ verneinten VS- bzw. TM-Nutzung.

Das persönliche Wissen über Telemedizin wurde mit 4 bewertet (Median, Likert-Skala 1 (sehr hoch) bis 6 (sehr niedrig)), mit signifikantem Unterschied zwischen Nutzern (VS-Nutzer 2,7±1,2, TM-Nutzer 3,2±1,1) und Nicht-Nutzern (4,4±1,3).

Abbildung 1 [Abb. 1] zeigt einen Anstieg der VS Nutzung während den Lockdown-Phasen aber auch eine anhaltend häufigere Nutzung zwischen den Lockdowns im Vergleich zum Ausgangsniveau vor der Pandemie.

Gründe für die fehlende VS-Nutzung waren der administrative/technische Aufwand (21%), fehlende technische Ausstattung (15%), Zeitmangel (12%), Zeitaufwand für einzelne VS-Sitzungen (12%), unzureichende Kostenerstattung (11%), fehlende Nachfrage seitens Patienten (11%), Datensicherheitsbedenken (9%), schlechte Internetverbindung (8%) und fehlende wissenschaftliche Evidenz (5%).

Basierend auf ihren Erfahrungen sahen die Ärzte folgende VS Einsatzmöglichkeiten: Wiedervorstellungen (VS-Nutzer 79%, TM-Nutzer 62%, Nicht-Nutzer 47%), Notfallkonsultationen (VS-Nutzer 20%, TM-Nutzer 33%, Nicht-Nutzer 20%) und Erstvorstellungen (VS-Nutzer 11%, TM-Nutzer 19%, Nicht-Nutzer 8%).

Schlussfolgerung: Obwohl die Pandemiesituation mit sozialer Distanzierung, Lockdowns und dem damit verbundenen Rückgang der persönlichen Arztgespräche ein besonders geeignetes Umfeld für die Einführung neuer Fernbehandlungsformen wie VS bietet, blieben Nutzung und Akzeptanz hinter den Möglichkeiten zurück. Die ermittelten Gründe für die fehlende Inanspruchnahme sollten von politischen Entscheidungsträgern, Kostenträgern und medizinischen Fachgesellschaften adressiert werden, um eine bessere Grundlage für künftige innovative Versorgungsmodelle zu schaffen.

Offenlegungserklärung: Joana Reiter: Keine Interessenskonflikte; Gamal Chehab: Keine Interessenskonflikte; Peer Aries: Keine Interessenskonflikte; Felix Muehlensiepen: Speakers bureau Novartis Pharma GmbH, Grant/Forschungsförderung Novartis Pharma GmbH & AbbVie Deutschland GmbH & Co. KG; Martin Welcker: Keine Interessenskonflikte; Anna Voormann: Keine Interessenskonflikte; Matthias Schneider Speakers bureau: Astra-Zeneca; Biogen; BMS; Celgene; Chugai; GSK; Janssen-Cilag; Lilly; Pfizer; UCB, Referent für: Lilly, Berater: Abbvie; Astra-Zeneca; Boehringer-Ingelheim; GSK; Lilly; Novartis; Pfizer; Protagen; Roche; Sanofi-Aventis; UCB, Grant/Forschungsunterstützung: Abbvie; Astra-Zeneca; GSK; UCB; Christof Specker: Keine Interessenskonflikte; Jutta G. Richter: Keine Interessenskonflikte.

Tabelle 1 [Tab. 1]