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Evaluation des Einsatzes von Videosprechstunden in der rheumatologischen Versorgung – präpandemisch und während der COVID-19-Pandemie
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Veröffentlicht: | 31. August 2022 |
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Einleitung: Während der COVID-19-Pandemie etablierten sich telemedizinische Konzepte als optionale Instrumente für die Versorgung der Patienten mit rheumatischen Erkrankungen. Es erfolgte eine Evaluation des Einsatzes der Videosprechstunde (VS) als eine Form der Telemedizin vor und während der COVID-19-Pandemie unter rheumatologisch tätigen Ärzten in Deutschland. Die Umfrageergebnisse sollen die Implementierung der VS in der klinischen Routine unterstützen.
Methoden: Bundesweite Online-Querschnittsbefragung unter rheumatologisch tätigen Ärzten. Die Umfrage wurde über Newsletter und Twitter-Posts bei Mitgliedern der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (n=1.650) und des Berufsverbandes Deutscher Rheumatologen (n=527) beworben. Ein positives Ethikvotum liegt vor, DRKS-ID der Studie: DRKS00023430.
Ergebnisse: Insgesamt wurden 205 Fragebögen in die Analyse aufgenommen. Die Mehrheit der Teilnehmer war männlich (59%), älter als 40 Jahre (90%) und auf Innere Medizin/Rheumatologie spezialisiert (85%).
Die Teilnehmer wurden in Gruppen unterteilt: „digitale Nutzer“ (38%) und „digitale Nichtnutzer“ (62%). Nutzer, die Telemedizin (TM), aber nie VS einsetzen, wurden als „TM-Nutzer“ (10%) definiert. Diejenigen, die TM und VS nutzen, wurden als „VS-Nutzer“ eingestuft (27%), „Nicht-Nutzer“ verneinten VS- bzw. TM-Nutzung.
Das persönliche Wissen über Telemedizin wurde mit 4 bewertet (Median, Likert-Skala 1 (sehr hoch) bis 6 (sehr niedrig)), mit signifikantem Unterschied zwischen Nutzern (VS-Nutzer 2,7±1,2, TM-Nutzer 3,2±1,1) und Nicht-Nutzern (4,4±1,3).
Abbildung 1 [Abb. 1] zeigt einen Anstieg der VS Nutzung während den Lockdown-Phasen aber auch eine anhaltend häufigere Nutzung zwischen den Lockdowns im Vergleich zum Ausgangsniveau vor der Pandemie.
Gründe für die fehlende VS-Nutzung waren der administrative/technische Aufwand (21%), fehlende technische Ausstattung (15%), Zeitmangel (12%), Zeitaufwand für einzelne VS-Sitzungen (12%), unzureichende Kostenerstattung (11%), fehlende Nachfrage seitens Patienten (11%), Datensicherheitsbedenken (9%), schlechte Internetverbindung (8%) und fehlende wissenschaftliche Evidenz (5%).
Basierend auf ihren Erfahrungen sahen die Ärzte folgende VS Einsatzmöglichkeiten: Wiedervorstellungen (VS-Nutzer 79%, TM-Nutzer 62%, Nicht-Nutzer 47%), Notfallkonsultationen (VS-Nutzer 20%, TM-Nutzer 33%, Nicht-Nutzer 20%) und Erstvorstellungen (VS-Nutzer 11%, TM-Nutzer 19%, Nicht-Nutzer 8%).
Schlussfolgerung: Obwohl die Pandemiesituation mit sozialer Distanzierung, Lockdowns und dem damit verbundenen Rückgang der persönlichen Arztgespräche ein besonders geeignetes Umfeld für die Einführung neuer Fernbehandlungsformen wie VS bietet, blieben Nutzung und Akzeptanz hinter den Möglichkeiten zurück. Die ermittelten Gründe für die fehlende Inanspruchnahme sollten von politischen Entscheidungsträgern, Kostenträgern und medizinischen Fachgesellschaften adressiert werden, um eine bessere Grundlage für künftige innovative Versorgungsmodelle zu schaffen.
Offenlegungserklärung: Joana Reiter: Keine Interessenskonflikte; Gamal Chehab: Keine Interessenskonflikte; Peer Aries: Keine Interessenskonflikte; Felix Muehlensiepen: Speakers bureau Novartis Pharma GmbH, Grant/Forschungsförderung Novartis Pharma GmbH & AbbVie Deutschland GmbH & Co. KG; Martin Welcker: Keine Interessenskonflikte; Anna Voormann: Keine Interessenskonflikte; Matthias Schneider Speakers bureau: Astra-Zeneca; Biogen; BMS; Celgene; Chugai; GSK; Janssen-Cilag; Lilly; Pfizer; UCB, Referent für: Lilly, Berater: Abbvie; Astra-Zeneca; Boehringer-Ingelheim; GSK; Lilly; Novartis; Pfizer; Protagen; Roche; Sanofi-Aventis; UCB, Grant/Forschungsunterstützung: Abbvie; Astra-Zeneca; GSK; UCB; Christof Specker: Keine Interessenskonflikte; Jutta G. Richter: Keine Interessenskonflikte.
Tabelle 1 [Tab. 1]