Artikel
Eigenständige Entnahme von Kapillarblut durch Patient:innen mit systemischen rheumatischen Erkrankungen – eine qualitative Interviewstudie zur Exploration der Patient:innen- und Versorger:innen-Perspektive
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 31. August 2022 |
---|
Gliederung
Text
Einleitung: Die kapillare Blutentnahme durch Patienten ist in vielen anderen Fachbereichen bereits fest etabliert. Eine Entnahme am Oberarm mittels modernen Geräten (TASSO+, TAP II) ermöglicht eine noch einfachere und fast schmerzlose Anwendung und könnte die Versorgung von rheumatologischen Patienten verbessern. Die Erfahrungen und Präferenzen von Patienten mit systemischen rheumatischen Erkrankungen (SRD) und medizinischem Fachpersonal (HCP) in Bezug auf die Selbstentnahme von Kapillarblut mittels Oberarmgeräten wurden in dieser Arbeit untersucht.
Methoden: Die Patienten führten eine beaufsichtigte und eine konsekutive unbeaufsichtigte Kapillarblut-Selbstentnahme mit einem am Oberarm platzierten Gerät durch. Anschließend nahmen die Patienten (n=15) und das behandelnde medizinische Personal (n=5) an einer explorativen, qualitativen Studie mit problemzentrierten Telefoninterviews teil. Die Interviewdaten wurden mit Hilfe einer strukturierten qualitativen Inhaltsanalyse ausgewertet.
Ergebnisse: „Ich finde es eine tolle Sache, dass man das selber machen kann und dass es halt leicht zu machen ist vor allem. Ich bin eineinhalb Stunden unterwegs, bis ich in die Klinik komme. Also einfacher Weg. Ich brauche einen ganzen Tag, also wir fahren meistens um 6.00 Uhr in der Früh los und kommen Nachmittag um 15.00 Uhr wieder zurück. Das ist eigentlich nur für einen Kontrolltermin. Das dauert halt. Die selbständige Blutentnahme ist einfacher.“ (Patient 12, SLE, 01:13).
Die befragten Patienten berichteten über eine einfache Anwendung und hohe Benutzerfreundlichkeit. Sowohl die Patienten als auch das medizinische Personal berichteten über Zeit- und Kostenersparnis, größere Unabhängigkeit und Flexibilität, verbesserte Überwachung und Verringerung des Infektionsrisikos während der Covid-19. Zu den berichteten Nachteilen gehören das begrenzte Blutvolumen, die eingeschränkte Anwendbarkeit bei Funktionseinschränkungen und Umweltbedenken. Ältere, immobile Patienten, die lange Anfahrtswege zu herkömmlichen Blutentnahmestellen haben, und junge Patienten, die wenig Zeit für herkömmliche Blutentnahmetermine aufbringen können, könnten Nutzergruppen sein, die von Selbstentnahmesystemen profitieren könnten.
Schlussfolgerung: Die selbstständige Blutentnahme zu Hause könnte die derzeitige rheumatologische telemedizinische Versorgung wirksam ergänzen. Die Angemessenheit und der der Mehrwert sollte sorgfältig mit den Patienten auf individueller Basis besprochen werden.