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Long COVID-Symptome in der DEFEAT Corona Kohorte
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Veröffentlicht: | 31. August 2022 |
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Einleitung: Bis heute haben sich mehr als 21 Millionen Deutsche mit SARS-CoV-2 infiziert. Die meisten Patient:innen sind nach wenigen Tagen genesen, aber etwa 10–15 Prozent der Infizierten leiden auch nach über 4 Wochen noch an Symptomen (Long- oder Post COVID Syndrom)1,2. Auch in rheumatologischen Praxen stellen sich mehr und mehr Patient:innen mit Long COVID vor.
Methoden: In der DEFEAT Corona Studie (https://www.defeat-corona.de/) werden seit September 2021 Proband:innen zu Krankheitserfahrungen und ihrer Lebensqualität während der Pandemie, eventueller Infektionen mit Sars-CoV-2, abgeklungener sowie persistierender Symptome mittels eines Online Fragebogens befragt. Der Fragebogen wird in deutscher Sprache angeboten, eine Teilnahme ab 18 Jahren ist möglich.
Neben demographischen Daten werden (in Anlehnung an [1], [2]) 27 Symptome über verschiedene Organsysteme hinweg abgefragt: allgemein (z.B. Fieber, Appetitlosigkeit), muskuloskeletal (z.B. Muskelschmerzen, Gelenkschmerzen), kardiopulmonal (z.B. Dyspnoe, Tachykardie), neurologisch (z.B. Fatigue/Brainfog, Schwindel, Geruchs- und Geschmacksverlust).
Ergebnisse: Bis Februar haben 2.854 Proband:innen teilgenommen. 65% waren weiblich, das Durchschnittsalter betrug 42 Jahre. Die Corona Infektion war durchschnittlich 164 Tage her. Davon gaben 1.082 länger als 4 Wochen nach der Akutinfektion persistierende bzw. neu aufgetretene Symptome in Zusammenhang mit der Infektion an. Diese Proband:innen wurden der Long-COVID Gruppe zugeordnet. Die übrigen Proband:innen wurden der No-Covid bzw. Ex-Covid Gruppe zugeordnet.
Die am häufigsten genannten Symptome waren Brainfog (85%), Fatigue (82%), Kopfschmerz (73%) und Schlafstörungen (73%), aber auch Gelenk –und Muskelschmerzen waren mit 61% und 35% häufig vertreten.
Am seltensten wurden Hautausschläge (25%) und Ohrenschmerzen (21%) angegeben.
Schlussfolgerung: Proband:innen mit Long COVID leiden häufig an Symptomen aus dem rheumatologisch/immunologischen Formenkreis, wie beispielsweise Arthralgien und Myalgien. Einige Studien zeigen, dass die Rate an Autoantikörpern nach der Infektion erhöht ist. Noch ist unklar, wie häufig Corona Infektionen mit rheumatischen Erkrankungen assoziiert sind. Dieses sollte in zukünftigen Studien näher untersucht werden. Zudem ist unklar, ob eine Infektion mit SARS-CoV-2 ein Risikofaktor für das Auftreten künftiger rheumatologischer Erkrankungen sein könnte.
Ferner wird man davon ausgehen müssen, dass in Zukunft vermehrt Patienten mit unspezifischen Muskel- und Gelenkbeschwerden rheumatologische Praxen konsultieren werden. Aus diesem Grunde ist es wichtig, bei Patient:innen mit neu aufgetretenen Gelenkschmerzen auch an ein Long-COVID Syndrom als mögliche Ursache zu denken.
Offenlegungserklärung: Diese Studie wird vom Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung gefördert.
Literatur
- 1.
- Venkatesan P. NICE guideline on long COVID. Lancet Respir Med. 2021 Feb;9(2):129. DOI: 10.1016/S2213-2600(21)00031-X
- 2.
- Soriano JB, Murthy S, Marshall JC, Relan P, Diaz JV; WHO Clinical Case Definition Working Group on Post-COVID-19 Condition. A clinical case definition of post-COVID-19 condition by a Delphi consensus. Lancet Infect Dis. 2022 Apr;22(4):e102-e107. DOI: 10.1016/S1473-3099(21)00703-9