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Deutscher Rheumatologiekongress 2022, 50. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh), 36. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie (DGORh), 32. Jahrestagung der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie (GKJR)

31.08. - 03.09.2022, Berlin

COVID-19-Infektionen bei kinderrheumatologischen Erkrankungen eine Erhebung aus dem BIKER Register

Meeting Abstract

  • Frank Dressler - BIKER Register
  • Daniel Windschall - BIKER Register
  • Sonja Mrusek - BIKER Register
  • Anton Hospach - BIKER Register
  • Alexander Kühn - BIKER Register
  • Maria Haller - BIKER Register
  • Philipp Von Bismarck - BIKER Register
  • Wolfgang Emminger - BIKER Register
  • Peggy Ruehmer - BIKER Register
  • Markus Hufnagel - BIKER Register
  • Ariane Klein - BIKER Register

Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie. Deutsche Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie. Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie. Deutscher Rheumatologiekongress 2022, 50. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh), 36. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie (DGORh), 32. Jahrestagung der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie (GKJR). Berlin, 31.08.-03.09.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. DocCO.12

doi: 10.3205/22dgrh011, urn:nbn:de:0183-22dgrh0116

Veröffentlicht: 31. August 2022

© 2022 Dressler et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Einleitung: Obwohl das Risiko eines schweren Verlaufs von COVID-19 bei Kindern gering ist, kann dies beeinflusst werden durch die Grunderkrankung und/oder immunsuppressive Medikamente.

Wir analysierten klinische Daten von COVID-19-Fällen bei pädiatrischen Patienten mit rheumatischen Erkrankungen, die an das BIKER-Register gemeldet wurden.

Methoden: Das BIKER-Register (Biologika in der Kinderrheumatologie) überwacht seit über 20 Jahren die Sicherheit von Biologikatherapien zur Behandlung der JIA. Nach dem Ausbruch der COVID-19-Pandemie wurde die Erhebung mit einem standardisierten Formular erweitert, um alle teilnehmenden Zentren proaktiv über Auftreten, Präsentation und Outcome von SARS-CoV-2-Infektionen bei Kindern mit rheumatischen Erkrankungen zu befragen. Die Erhebung wurde zunächst wöchentlich und später zweiwöchentlich durchgeführt.

Ergebnisse: Insgesamt 68 Zentren nahmen an der Umfrage teil. Klinische Daten von 194 dem BIKER-Register zwischen Februar 2020 und Dezember 2021 gemeldeten COVID-19-Fällen, aus 41 deutschen und 1 österreichischen Einrichtung für Kinderrheumatologie wurden ausgewertet. Die Juvenile idiopathische Arthritis (JIA, n=144) war die häufigste Diagnose, gefolgt von genetischen Autoinflammationserkrankungen (n=18; Diagnosen FMF, TRAPS, CAPS, HIDS, DADA2), systemische Autoimmunerkrankungen (n=11; Diagnosen SLE, Dermatomyositis, Vaskulitis) und 16 Patienten mit anderen rheumatischen Erkrankungen (z.B. CRMO, Uveitis). 5 Patienten, die keine rheumatische Erkrankung hatten, wurden ausgeschlossen.

104 (54%) Patienten erhielten konventionelle DMARDs, 81 (43%) erhielten Biologika, hauptsächlich TNF-Inhibitoren (n=66 (35%)). Von 189 Patienten mit SARS-CoV2-Infektion waren 123 (63%) weiblich. Das Durchschnittsalter betrug 12,4+/-4,4 Jahre bei den Frauen und 13,2+/-4,1 Jahre bei den Männern. Die Dauer der mit der SARS-Cov2-Infektion verbundenen Symptome betrug 13,8+/-15,3 Tage (max. 113 Tage), bei 35 (43%) Patienten dauerten sie > 12 Tage. 46 (24%) waren asymptomatisch. Patienten mit Autoinflammation und systemischen Autoimmunopathien berichteten häufiger über Symptome wie Fieber, Kopf- und Halsschmerzen. Insgesamt 4 Patienten klagten über Dyspnoe. Nur 3 Patienten wurden hospitalisiert und erhielten eine Sauerstoffsupplementierung. Die einzige Patientin, die auf die Intensivstation aufgenommen wurde, wurde beatmet, erlag aber der Erkrankung. Diese 3½-jährige Patientin, bei der ursprünglich eine systemischen JIA diagnostiziert wurde, entwickelte eine tödliche Erkrankung mit intrakraniellem Ödem und Atemversagen sowie typischen pulmonalen Texturveränderungen. Vor ihrer SARS-CoV-2-Infektion wurde die Patientin mit MTX und niedrig dosierten Steroiden behandelt. Genetische Tests ergaben einen bisher unerkannten angeborenen Immundefekt.

In der gesamten JIA-Kohorte hatte die Behandlung mit Kortikosteroiden, konventionellen DMARDs, Biologika oder Kombinationen keinen Einfluss auf die Anzahl der gemeldeten Symptome oder den günstigen Ausgang der SARS-Cov2-Infektion. Allerdings war die Dauer der Symptome in der mit TNFi behandelten Kohorte kürzer (10,4+/-6,4 Tage vs. 15,7+/-19,7 Tage). In der Kohorte mit genetischen Autoinflammationserkrankungen wurde bei 11 Patienten (61%) Fieber berichtet. In dieser Gruppen erhielten 6 Patienten eine IL-1-Inhibition, hier zeigten sich keine anderen Ergebnisse als bei den 12 Patienten, die keine Medikamente erhielten. Es wurde kein Fall von PIMS/MISC bei Kindern mit rheumatischen Erkrankungen berichtet.

Schlussfolgerung: Mit Ausnahme einer Patientin mit angeborenem Immundefekt, die an ihrer COVID-19-Infektion verstarb, wurde in unserer Kohorte kein Fall von schwerer COVID-19 Erkrankung gemeldet. Zum Zeitpunkt der Infektion waren über 80% der Patienten in unserer Kohorte mit konventionellen DMARDs und/oder Biologika behandelt worden. Dies hatte offenbar keinen negativen Einfluss auf den Schweregrad oder das Outcome der SARS-CoV2-Infektion. Interessanterweise wurde kein Fall von PIMS/MISC beobachtet.

Offenlegungserklärung: Das BIKER Register wurde/wird durch ungebundene Zuschüsse von Abbvie, Chuigai, MSD, Novartis, Pfizer und Roche unterstützt. Die Datenerhebung, -analyse und -veröffentlichung wird von den Sponsoren nicht beeinflusst und liegt in der vollen und alleinigen Verantwortung der Autoren.