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Prävalenz der Hypophosphatasie bei adulten Patienten in der Rheumatologie – eine monozentrische Analyse
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Veröffentlicht: | 14. September 2021 |
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Einleitung: Die Hypophosphatasie (HPP) ist eine genetische Erkrankung, die durch eine oder mehrere Mutationen im Gen für die alkalische Phosphatase (ALP) verursacht wird, verantwortlich für die Kodierung des gewebespezifischen ALP und für den Mineralisierungsprozess. Dementsprechend wurde über Arthralgien, Frakturen und Zahnanomalien bei Erwachsenen und tödliche Verläufe bei Kindern berichtet. Diese Stoffwechselstörung wird aufgrund ihrer geringen Prävalenz und mangelnden Anerkennung häufig mit anderen, häufiger auftretenden Knochenerkrankungen fehldiagnostiziert (z.B. Chondrokalzinose). Das Ziel dieser Arbeit ist die Identifizierung der Prävalenz von HPP bei rheumatologischen Patienten.
Methoden: Retrospektive Analyse der Krankenakten aller erwachsener Patienten mit rheumatologischen Symptomen und pathologisch niedrigen ALP-Werten (< 35 IU/L), die zwischen Januar 2017 und Juni 2019 in der Rheumatologie der Medizinischen Klinik III am Universitätsklinikum Bonn vorgestellt wurden. Die Analyse wurde in Bezug auf klinische Symptome und Zeichen sowie auf die Ergebnisse von Gentests für HPP untersucht.
Ergebnisse: Bei 60 von 2289 Patienten (2,62%) zeigten sich pathologisch niedrige ALP-Werte, bei 30 von ihnen (1,31%) wurden persistierend niedrige ALP-Werte festgestellt. Bei 19 dieser 30 Patienten sind Gentests für ALPL-Genmutationen vorhanden. Sieben der 19 Patienten (36,84%) hatten HPP- Symptome (Frakturen, Zahnanomalien u.w.) mit normaler Knochendichtemessung. Vier dieser Patienten (21,05%) hatten jeweils eine Fraktur oder dentale Anomalien in der Vorgeschichte. Zusätzlich zu den typischen HPP-Symptomen und Zeichen wiesen 13 von ihnen (68,42%) Mutationen im ALPL-Gen auf. Bei einer der ALPL-Mutationen handelte es sich um eine neue genetische Variante, die als pathologisch eingestuft wurde. Interessanterweise wurde keine Assoziation mit einer Chondrokalzinose festgestellt.
Schlussfolgerung: Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass HPP eine unterdiagnostizierte Erkrankung mit einem höheren Anteil betroffener Patienten zu sein scheint, welche in der Rheumatologie vorstellig werden, als bisher angenommen (mindestens 0,56 Prozent der Patienten mit rheumatologischen Symptome vs. 0.01 Prozent in einer spanischen gesunden Bevölkerung). Überträgt man diese Zahlen auf die deutsche Bevölkerung (83 Millionen, davon 5 Prozent mit rheumatologischen Symptomen/Erkrankungen), ergibt sich eine Anzahl von ca. 4,15 Millionen. Dies bedeutet möglicherweise, dass 23.240 potenzielle Fälle von HPP derzeit nicht diagnostiziert werden. Daher ist die Implementierung eines Protokolls in der klinischen Praxis zur Vermeidung einer Unterdiagnose von HPP und zur angemessenen Behandlung dieser Erkrankung unerlässlich.
Disclosures: Keine Interessekonflikte
Literatur
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- García-Fontana C, Villa-Suárez JM, Andújar-Vera F, González-Salvatierra S, Martínez-Navajas G, Real PJ, Gómez Vida JM, de Haro T, García-Fontana B, Muñoz-Torres M. Epidemiological, Clinical and Genetic Study of Hypophosphatasia in A Spanish Population: Identification of Two Novel Mutations in The Alpl Gene. Sci Rep. 2019 Jul;9(1):9569. DOI: 10.1038/s41598-019-46004-2
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- Mornet E, Yvard A, Taillandier A, Fauvert D, Simon-Bouy B. A molecular-based estimation of the prevalence of hypophosphatasia in the European population. Ann Hum Genet. 2011 May;75(3):439-45. DOI: 10.1111/j.1469-1809.2011.00642.x