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Analyse und klinische Modellentwicklung zur Unterscheidung von Gicht, Pseudogicht und Arthrose
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Veröffentlicht: | 14. September 2021 |
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Einleitung: Die klinische Differenzierung zwischen Gicht, Arthrose und Calcium Pyrophosphat Erkrankung (CPPD oder Pseudogicht) bleibt im klinischen Alltag herausfordernd ohne adäquater Bildgebung oder Arthrozentese. Aktuell fehlen Biomarker die als Prädiktoren für die jeweilige Erkrankung herangezogen werden können. Assoziation der Ergebnisse der körperlichen-, sonographischen- und laborchemischen Untersuchungen von Gicht, Arthrose und CPPD Patienten zur Ausarbeitung von differentialdiagnostischen Prädiktoren.
Methoden: 277 Patienten wurden retrospektiv mittels ANOVA und Scheffes post hoc Tests sowie Inferenzbäumen analysiert [1] hinsichtlich Biomarker wie Alter, Sex, Body-Mass-Index, arterieller Hypertonie, Nierenfunktion, kumulativen Gelenkbefall, Anzahl betroffener Gelenke, Double-Contour Zeichen, intrakartilaginäres Double-Contour Zeichen, Grad der Vaskularisation, Harnsäure, Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG), C-reaktivem Protein (CRP), Ferritin und Leukozyten im Punktat. Einfache lineare Regressionen wurden durchgeführt, um die Assoziation zwischen Entzündungsparametern und den oben genannten Biomarkern zu untersuchen. Statistisch signifikante Assoziationen im Rahmen deskriptiver Analysen wurden definiert als p-Werte von < 0,05.
Ergebnisse: Das Double-Contour Zeichen konnte nicht verlässlich zwischen Gicht (Sensitivität/Spezifität von 71%/55%) und CPPD (Sensitivität/Spezifität 59%/39%) unterscheiden. Das intrakartilaginäre Double-Contour Zeichen war spezifisch für die CPPD (99%) aber mit einer niedrigen Sensitivität von 26%. BSG und CRP waren bei Gicht und CPPD erhöht aber nicht bei Arthrose. Einige Assoziationen waren statistisch, aber nicht klinisch signifikant. Inferenzbäume konnten Arthrose mit einer 97,5% und CPPD mit einer 94,0% Spezifizität als Differentialdiagnosen ausschließen basiert auf den Parametern Harnsäure, CRP, Hypertonie und Geschlecht, wobei Gicht mit einer Sensitivität von 95,1% diagnostiziert werden konnte (Abbildung 1 [Abb. 1]). Einfache lineare Regressionen zeigten erhöhte CRP-Werte bei Patienten mit Diabetes mellitus Typ II, größerem kumulativen Gelenkbefall (Punktezahl basiert auf Gelenkgröße), größerer Anzahl betroffener Gelenke, erhöhter Harnsäure, erhöhter BSG und Leukozytose.
Schlussfolgerung: Gicht konnte in unserem Kollektiv zuverlässig diagnostiziert werden, während CPPD und Arthrose unter Verwendung von bedingten Inferenzbäumen mit nur vier Biomarkern ausgeschlossen werden konnten. Eine verstärkte Entzündungsreaktion ging einher mit Diabetes mellitus Typ II, mehr oder größerer Gelenkbeteiligung und erhöhter Harnsäure. Das Double-Contour Zeichen konnte nicht verlässlich zwischen Gicht (Sensitivität/Spezifität 71%/55%) und CPPD (59%/39%) unterscheiden, korrelierend zu anderen aktuellen Studien (Löffler et al. [2]: Sensitivität/Spezifität 64%/52% für Gicht).
Disclosures: Nichts zu deklarieren.
Literatur
- 1.
- Hothorn T, Hornik K, Zeileis A. Unbiased Recursive Partitioning: A Conditional Inference Framework. J Comput Graph Stat. 2006;15(3):651-74. DOI: 10.1198/106186006X133933
- 2.
- Löffler C, Sattler H, Peters L, Löffler U, Uppenkamp M, Bergner R. Distinguishing gouty arthritis from calcium pyrophosphate disease and other arthritides. J Rheumatol. 2015 Mar;42(3):513-20. DOI: 10.3899/jrheum.140634