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Deutscher Rheumatologiekongress 2021, 49. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh), 35. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie (DGORh), Wissenschaftliche Herbsttagung der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie (GKJR)

15.09. - 18.09.2021, virtuell

SARS-CoV-2-Infektionen bei Kindern und Jugendlichen mit rheumatischen Erkrankungen – Daten aus der Kinder-Kerndokumentation

Meeting Abstract

  • Claudia Sengler - Deutsches Rheuma-Forschungszentrum Berlin, Epidemiologie, Berlin
  • Sascha Eulert - Deutsches Rheuma-Forschungszentrum Berlin, Epidemiologie, Berlin
  • Kirsten Minden - Deutsches Rheuma-Forschungszentrum Berlin, Epidemiologie, Berlin
  • Martina Niewerth - Deutsches Rheuma-Forschungszentrum Berlin, Epidemiologie, Berlin
  • Gerd Horneff - Allgemeine Kinder- und Jugendmedizin - Asklepios Klinik Sankt Augustin, Sankt Augustin
  • Jasmin Kümmerle-Deschner - Tübingen University Hospital, Kinderklinik, Tübingen
  • Caroline Siemer - Deutsches Zentrum für Kinder- und Jugendrheumatologie, Garmisch-Partenkirchen; Deutsches Zentrum für Kinder-und Jugendrheeumatologie, Garmisch-Partenkirchen
  • Rainer Berendes - Kinderkrankenhaus Sankt Marien, Landshut
  • Hermann Josef Girschick - Krankenhaus im Friedrichshain, Kinderklinik, Berlin
  • Regina Hühn - Universitätsklinikum Halle (Saale), Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Halle (Saale)
  • Michael Borte - Klinikum St. Georg, Leipzig
  • Anton Hospach - Olgahospital and Women“s Clinic, Stuttgart
  • Wolfgang Emminger - Universitätskinderklinik Wien, Wien
  • Jakob Armann - University Hospital Carl Gustav Carus Dresden, Dresden
  • Ariane Klein - Allgemeine Kinder- und Jugendmedizin - Asklepios Klinik Sankt Augustin, Sankt Augustin
  • Tilmann Kallinich - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Department of Pediatric Respiratory Medicine, Immunology and Critical Care Medicine, Berlin

Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie. Deutsche Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie. Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie. Deutscher Rheumatologiekongress 2021, 49. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh), 35. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie (DGORh), Wissenschaftliche Herbsttagung der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie (GKJR). sine loco [digital], 15.-18.09.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. DocCO.03

doi: 10.3205/21dgrh003, urn:nbn:de:0183-21dgrh0036

Veröffentlicht: 14. September 2021

© 2021 Sengler et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Einleitung: Obwohl Kinder und Jugendliche seltener und milder an COVID-19 erkranken als Erwachsene, ist unklar, welchen Einfluss die SARS-CoV-2-Infektion auf juvenile Patienten mit rheumatischen Erkrankungen hat. Aufgrund ihrer Grunderkrankung sowie der therapeutischen Immunsuppression besteht möglicherweise ein erhöhtes Risiko für einen schwereren Verlauf von COVID-19; außerdem könnte eine SARS-CoV-2-Infektion einen Schub der Grunderkrankung triggern.

Methoden: Am 16. April 2020 wurde ein spezifischer SARS-CoV-2-Fragebogen in der Kinder-Kerndokumentation implementiert, mit dem u.a. folgende Parameter erfasst wurden: Alter, Geschlecht, Diagnose, SARS-CoV-2-Testmethode, Grund der Testung, Symptome, Krankheitsverlauf, Behandlung und Outcome von COVID-19, medikamentöse Therapie sowie Aktivität der Grunderkrankung (Numerische Rating Skala (NRS) 0 – 10) vor/nach der SARS-CoV-2-Infektion. Diese Datensammlung wurde ergänzt durch Fälle von SARS-CoV-2-positiven Patienten aus dem „Biologika in der Kinderrheumatologie-Register“ (BiKeR) sowie aus dem Register für hospitalisierte Kinder und Jugendliche mit SARS-CoV-2-Infektion der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie. Ausgewertet wurden alle bis 16.02.2021 eingegangenen Dokumentationen mit labortechnisch bestätigter SARS-CoV-2-Infektion.

Ergebnisse: Daten von 79 Patienten mit rheumatischen Erkrankungen (juvenile idiopathische Arthritis 57%, autoinflammatorische Erkrankungen 23%, Kollagenosen 8%) mit einem medianen Alter von 14 Jahren (53% weiblich) wurden analysiert. Sechzig Patienten (76%) entwickelten Symptome von COVID-19. Das häufigste Symptom war Fieber (40%), gefolgt von Rhinitis (38%), Müdigkeit und Geschmacks-/Geruchsstörungen (jeweils 33%), Kopfschmerzen (28%) und Husten (27%). Sechzig Patienten (76%) erhielten krankheitsmodifizierende Antirheumatika (DMARDs), 42% biologische DMARDs und 10% systemische Glukokortikoide. Der Schweregrad der Erkrankung war leicht und das Outcome war gut bei der Mehrheit der Patienten. Zwei Patienten wurden stationär aufgenommen, von denen einer – mit einem bisher unerkannten Immundefekt – an kardiorespiratorischem Versagen starb.

Bei 32 Patienten konnte die NRS vor/nach SARS-CoV-2-Infektion ausgewertet werden: Bei 84% dieser Patienten wurde 31 Tage nach Symptombeginn (Median, IQR 13-50 Tage) keine oder nur eine minimale Zunahme (Anstieg der NRS ≤ 1) der Krankheitsaktivität der Grunderkrankung beobachtet. Bei einem Patienten kam es unter Tocilizumab-Pause 2 Monate nach der asymptomatischen SARS-CoV-2-Infektion zu einem Krankheitsschub seiner seronegativen Polyarthritis.

Schlussfolgerung: In unserer Kohorte war das klinische Bild von COVID-19 bei Kindern und Jugendlichen mit rheumatischen Erkrankungen ähnlich dem von gesunden Gleichaltrigen. Die Mehrzahl der Patienten zeigte einen milden Krankheitsverlauf mit gutem Outcome unter verschiedenen Medikamenten. Die SARS-CoV-2-Infektion scheint keinen relevanten Einfluss auf die zugrundeliegende Krankheitsaktivität zu haben, wohingegen das Absetzen der Therapie ein Risiko für einen Krankheitsschub darstellen könnte.

Disclosures: Die präsentierende Autorin hat keine Interessenkonflikte.