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SARS-CoV-2-Infektionen bei Kindern und Jugendlichen mit rheumatischen Erkrankungen – Daten aus der Kinder-Kerndokumentation
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Veröffentlicht: | 14. September 2021 |
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Einleitung: Obwohl Kinder und Jugendliche seltener und milder an COVID-19 erkranken als Erwachsene, ist unklar, welchen Einfluss die SARS-CoV-2-Infektion auf juvenile Patienten mit rheumatischen Erkrankungen hat. Aufgrund ihrer Grunderkrankung sowie der therapeutischen Immunsuppression besteht möglicherweise ein erhöhtes Risiko für einen schwereren Verlauf von COVID-19; außerdem könnte eine SARS-CoV-2-Infektion einen Schub der Grunderkrankung triggern.
Methoden: Am 16. April 2020 wurde ein spezifischer SARS-CoV-2-Fragebogen in der Kinder-Kerndokumentation implementiert, mit dem u.a. folgende Parameter erfasst wurden: Alter, Geschlecht, Diagnose, SARS-CoV-2-Testmethode, Grund der Testung, Symptome, Krankheitsverlauf, Behandlung und Outcome von COVID-19, medikamentöse Therapie sowie Aktivität der Grunderkrankung (Numerische Rating Skala (NRS) 0 – 10) vor/nach der SARS-CoV-2-Infektion. Diese Datensammlung wurde ergänzt durch Fälle von SARS-CoV-2-positiven Patienten aus dem „Biologika in der Kinderrheumatologie-Register“ (BiKeR) sowie aus dem Register für hospitalisierte Kinder und Jugendliche mit SARS-CoV-2-Infektion der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie. Ausgewertet wurden alle bis 16.02.2021 eingegangenen Dokumentationen mit labortechnisch bestätigter SARS-CoV-2-Infektion.
Ergebnisse: Daten von 79 Patienten mit rheumatischen Erkrankungen (juvenile idiopathische Arthritis 57%, autoinflammatorische Erkrankungen 23%, Kollagenosen 8%) mit einem medianen Alter von 14 Jahren (53% weiblich) wurden analysiert. Sechzig Patienten (76%) entwickelten Symptome von COVID-19. Das häufigste Symptom war Fieber (40%), gefolgt von Rhinitis (38%), Müdigkeit und Geschmacks-/Geruchsstörungen (jeweils 33%), Kopfschmerzen (28%) und Husten (27%). Sechzig Patienten (76%) erhielten krankheitsmodifizierende Antirheumatika (DMARDs), 42% biologische DMARDs und 10% systemische Glukokortikoide. Der Schweregrad der Erkrankung war leicht und das Outcome war gut bei der Mehrheit der Patienten. Zwei Patienten wurden stationär aufgenommen, von denen einer – mit einem bisher unerkannten Immundefekt – an kardiorespiratorischem Versagen starb.
Bei 32 Patienten konnte die NRS vor/nach SARS-CoV-2-Infektion ausgewertet werden: Bei 84% dieser Patienten wurde 31 Tage nach Symptombeginn (Median, IQR 13-50 Tage) keine oder nur eine minimale Zunahme (Anstieg der NRS ≤ 1) der Krankheitsaktivität der Grunderkrankung beobachtet. Bei einem Patienten kam es unter Tocilizumab-Pause 2 Monate nach der asymptomatischen SARS-CoV-2-Infektion zu einem Krankheitsschub seiner seronegativen Polyarthritis.
Schlussfolgerung: In unserer Kohorte war das klinische Bild von COVID-19 bei Kindern und Jugendlichen mit rheumatischen Erkrankungen ähnlich dem von gesunden Gleichaltrigen. Die Mehrzahl der Patienten zeigte einen milden Krankheitsverlauf mit gutem Outcome unter verschiedenen Medikamenten. Die SARS-CoV-2-Infektion scheint keinen relevanten Einfluss auf die zugrundeliegende Krankheitsaktivität zu haben, wohingegen das Absetzen der Therapie ein Risiko für einen Krankheitsschub darstellen könnte.
Disclosures: Die präsentierende Autorin hat keine Interessenkonflikte.