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Deutscher Rheumatologiekongress 2020, 48. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh), 34. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie (DGORh)

09.09. - 12.09.2020, virtuell

Belimumab ist wirksam und reduziert die Antikörperlast bei einer Patientin mit einem dreifach Antikörper-positiven Antiphospholipid-Syndrom

Meeting Abstract

  • Philipp Klemm - Campus Kerckhoff, Justus Liebig Universität Gießen, Abt. für Rheumatologie, Immunologie, Osteologie und physikalische Medizin, Bad Nauheim
  • Ingo Tarner - Campus Kerckhoff, Justus Liebig Universität Gießen, Abt. für Rheumatologie, Immunologie, Osteologie und physikalische Medizin, Bad Nauheim
  • Ulf Müller-Ladner - Campus Kerckhoff, Justus Liebig Universität Gießen, Abt. für Rheumatologie, Immunologie, Osteologie und physikalische Medizin, Bad Nauheim
  • Uwe Lange - Campus Kerckhoff, Justus Liebig Universität Gießen, Abt. für Rheumatologie, Immunologie, Osteologie und physikalische Medizin, Bad Nauheim
  • Ole Hudowenz - Campus Kerckhoff, Justus Liebig Universität Gießen, Abt. für Rheumatologie, Immunologie, Osteologie und physikalische Medizin, Bad Nauheim

Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie. Deutsche Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie. Deutscher Rheumatologiekongress 2020, 48. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh), 34. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie (DGORh). sine loco [digital], 09.-12.09.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. DocVK.16

doi: 10.3205/20dgrh171, urn:nbn:de:0183-20dgrh1715

Veröffentlicht: 9. September 2020

© 2020 Klemm et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Belimumab, als Inhibitor des B-Zell aktivierenden Faktors (BAFF), ist bislang das einzig zugelassene Biologikum beim systemischen Lupus erythematodes (SLE). Eine Therapie mit Belimumab hat neben der klinischen Wirkung auch Einfluss auf die Höhe der Autoantikörper. So werden sowohl Lupus-spezifische wie auch Anti-Phospholipid-Antikörper (aPL) im Rahmen des SLE durch die Therapie mit Belimumab reduziert [1]. Dieser Effekt scheint unabhängig von einer Begleittherapie mit Hydroxychloroquin zu sein [2]. Im Rahmen eines primären Antiphospholipid-Syndroms (PAPS) konnten erhöhte BAFF Spiegel mit einem erhöhten globalen Antiphospholipid-Syndrom Score, welcher das Risiko für Thrombosen bewertet, korreliert werden [3]. Dennoch gibt es bislang kaum Daten über den Einsatz und die Wirkung von Belimumab beim PAPS. In der aktuelleren Literatur gibt es alleinig einen Fallbericht mit der Beschreibung einer klinischen Besserung bei zwei Patienten mit bis dato therapierefraktärem Verlauf [4]. Dabei wird weder die Höhe noch der Verlauf der aPL beschrieben.

Methoden: Wir setzten Belimumab (10 mg/kg KG i.v alle 4 Wochen) in Kombination mit Hydroxychloroquin (400 mg/Tag) neben einer initialen Glukokortikoidtherapie bei einer 29-jährigen Patientin mit wahrscheinlich katastrophal verlaufendem APS ein.

10 Monate vor rheumatologischer Vorstellung entwickelte die Patientin Mehretagenthrombosen beider Beine, welche mit Rivaroxaban 20 mg/Tag therapiert wurden. Darunter entwickelte die Patienten 4 Monate vor rheumatologischer Vorstellung beidseitige Lungenarterienembolien. Daher erfolgte eine Umstellung auf Marcumar.

Bei rheumatologischer Erstvorstellung zeigten sich neben Hämoptysen ein frischer Myokardinfarkt (transmuraler Hinterseitenwandinfarkt), eine Verdickung der Aortenklappe mit begleitender hochgradiger Insuffizienz, ein rechtsventrikulärer Thrombus sowie in einer cMRT mehrere subakute okzipitale und lakunäre ischämische Infarkte. Bei hochtitrigem Nachweis dreifach positiver aPL (Anti-Cardiolipin-IgG, Anti-ß2-Glykoprotein I-IgG und Lupusantikoagulans-Aktivität, siehe Tabelle 1 [Tab. 1]) diagnostizierten wir aufgrund des Organbefalls bei zeitlichem Verlauf über ca. 2-3 Wochen ein wahrscheinlich katastrophal verlaufendes APS und begannen oben beschriebene Therapie.

Ergebnisse: Unter der Therapie mit Belimumab in Kombination mit Hydroxychloroquin konnte nicht nur der zuvor schwankende INR auf einen höheren Zielwert (INR 3 - 4, vormals 2 - 3) eingestellt werden, sondern es zeigte sich eine deutliche klinische Verbesserung ohne neue thrombembolische Ereignisse über einen Zeitraum von nunmehr 6 Monaten.

Die vormals hochtitrigen aPL (über der Nachweisgrenze) zeigten sich, passend zum klinische Verlauf, deutlich regredient (vgl. Tabelle 1 [Tab. 1] und Abbildung 1 [Abb. 1]).

Schlussfolgerung: Die Therapie mit Belimumab scheint bei nun 3 publizierten Patienten-Verläufen gut verträglich und sicher zu sein, sogar bei PAPS mit wahrscheinlich katastrophalem Verlauf. Zudem können die aPL-Serumspiegel, welche diagnostische wie auch pathogenetische Bedeutung besitzen, relevant unter der Therapie reduziert werden. Dabei kann ein unabhängiger Effekt von Belimumab angenommen werden.

Disclosures: Keine


Literatur

1.
Cavazzana I, Kumar R, Pozzari C, Ottaviani R, Fredi M, Piantoni S, et al. Autoantibodies’ titre modulation by anti-BlyS treatment in systemic lupus erythematosus. Lupus. 2019;28:1074-81.
2.
Emmi G, Bettiol A, Palterer B, Silvestri E, Vitiello G, Parronchi P, et al. Belimumab reduces antiphospholipid antibodies in SLE patients independently of hydroxychloroquine treatment. Autoimmun Rev. 2019;18:312-4.
3.
van den Hoogen LL, Palla G, Bekker CPJ, Fritsch-Stork RDE, Radstake TRDJ, van Roon JAG. Increased B-cell activating factor (BAFF)/B-lymphocyte stimulator (BLyS) in primary antiphospholipid syndrome is associated with higher adjusted global antiphospholipid syndrome scores. RMD Open. 2018;4:e000693.
4.
Yazici A, Yazirli B, Erkan D. Belimumab in primary antiphospholipid syndrome. Lupus. 2017;26:1123-4.