Artikel
Oropharyngeale Dysfunktion bei Patienten mit systemischer Sklerose: erste Ergebnisse der LogoSS-Studie
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 9. September 2020 |
---|
Gliederung
Text
Einleitung: Bis zu 98% der Patienten mit systemischer Sklerose (SSc) zeigen eine Beteiligung des GI-Traktes [1]. Während im klinischen Alltag auf Reflux und GI-Dysmotilität geachtet wird und evidenz-basierte Therapieoptionen bestehen [2], [3], wird die oropharyngeale (Dys-)funktion in der Regel weder diagnostiziert noch adäquat behandelt. Diesbezüglich konnte 2012 in einer Studie des deutschen Netzwerkes für systemische Sklerodermie (DNSS) bereits gezeigt werden, dass bis zu 78% der Patienten Heiserkeit und/oder chronischem Husten angeben. Da Einschränkungen der oropharyngealen Funktion nicht nur die Lebensqualität signifikant beeinträchtigen, z.B. im Sinne von Stimm-, Sprach- oder Schluckstörungen, sondern den oder die Patient/in stigmatisieren können, soll in dieser Studie (DRKS00020776) in einer ersten Fragestellung zuerst die Frequenz der oropharyngealen Dysfunktion bei Patienten mit SSc untersucht werden.
Methoden: Mittels eines Fragebogens wie auch einer standardisierten logopädischen Untersuchung untersuchten wir Patienten mit SSc auf oropharyngeale Dysfunktion (Reflux, Stimm-, Sprach-, Schluckstörungen sowie Einschränkungen der oropharyngealen Muskulatur (Gaumen, Zunge, Mimik), Atmung sowie des oropharyngealen Schluckakts) mit dem Ziel, ein erstes Symptomprofil in diesem Kollektiv zu erheben. Zusätzlich wurde untersucht, ob die Einschränkungen mit bestimmten Krankheitscharakteristika assoziiert sind.
Ergebnisse: Von insg. 46 Patienten mit SSc erfüllten 43 Patienten die Einschlusskriterien und willigten der Teilnahme ein.
Insgesamt berichteten 37 von 43 (86%) der SSc-Patienten subjektiv über mindestens eine Form der oropharyngealen Dysfunktion (Schluckstörungen (70%), Reflux (65%), Sprach- (54%) und Stimmstörungen (10%) (Mehrfachauswahl war möglich). In der ärztlichen Einschätzung zeigten ebenfalls 37 von 43 (86%) der Patienten eine Form der oropharyngealen Dysfunktion.
Weder der Subtyp der SSc (d/lcSSc), die Erkrankungsdauer noch das Ausmaß der Hautfibrose (mRSS) waren signifikant mit dem Auftreten einer oropharyngealen Dysfunktion assoziiert.
In der logopädischen Untersuchung zeigten 28 von 28 (100%) mindestens eine Form der oropharyngealen Dysfunktion (siehe Tabelle 1 [Tab. 1]), wobei am prägnantesten die Einschränkung der oropharyngealen Muskulatur in 100% der Fälle auffiel.
Tabelle 2 [Tab. 2]
Schlussfolgerung: Im untersuchten Kollektiv berichteten 86% der SSc-Patienten subjektiv eine Form der oropharyngealen Dysfunktion. Bei 100% der logopädisch untersuchten Patienten konnte eine Form der oropharyngealen Dysfunktion nachvollzogen werden. In der Untersuchung zeigte sich hierbei stets eine Einschränkung der oropharyngealen Muskulatur. Die Erkrankungsdauer, das Ausmaß der Hautfibrose und die Subdifferenzierung der SSc waren nicht signifikant mit dem Auftreten einer oropharyngealen Dysfunktion assoziiert. Aufgrund der hohen Frequenz der oropharyngealen Dysfunktion bei Patienten mit SSc und der Einschränkung der Lebensqualität bei Betroffenen soll nun in einem zweiten Schritt das Ansprechen auf eine logopädische Therapie untersucht werden.
Disclosures: Keine
Literatur
- 1.
- Schmeiser T, Saar P, Jin D, Noethe M, Müller A, Soydan N, et al. Profile of gastrointestinal involvement in patients with systemic sclerosis. Rheumatol Int. 2012;32:2471-8. DOI: 10.1007/s00296-011-1988-6
- 2.
- Boeckxstaens GE, Bartelsman JFWM, Lauwers L, Tytgat GNJ. Treatment of GI dysmotility in scleroderma with the new enterokinetic agent prucalopride. Am J Gastroenterol. 2002;97:194-7. DOI: 10.1016/S0002-9270(01)03958-2
- 3.
- Mercado U, Arroyo de Anda R, Avendaño L, Araiza-Casillas R, Avendaño-Reyes M. Metoclopramide response in patients with early diffuse systemic sclerosis. Effects on esophageal motility abnormalities. Clin Exp Rheumatol. 2005;23:685-8.