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Deutscher Rheumatologiekongress 2020, 48. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh), 34. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie (DGORh)

09.09. - 12.09.2020, virtuell

Risikofaktoren für eine erhöhte periprothetische Infektionsrate nach Knie-Totalendoprothesen-Implantation

Meeting Abstract

  • Roland Willburger - Katholisches Klinikum, Endoprothetik und Rheumaorthopädie, Bochum
  • Leonhard Ulbrich - Katholisches Klinikum, Endoprothetik und Rheumaorthopädie, Bochum
  • Jan Krapp - Katholisches Klinikum, Endoprothetik und Rheumaorthopädie, Bochum
  • Stella Rösener - Katholisches Klinikum, Endoprothetik und Rheumaorthopädie, Bochum

Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie. Deutsche Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie. Deutscher Rheumatologiekongress 2020, 48. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh), 34. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie (DGORh). sine loco [digital], 09.-12.09.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. DocOS-RO.05

doi: 10.3205/20dgrh125, urn:nbn:de:0183-20dgrh1252

Veröffentlicht: 9. September 2020

© 2020 Willburger et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Periprothetische Infektionen sind eine seltene aber erhebliche Komplikation. Die Infektionsate nach primärer Kniegelenkendoprothetik wird in der neueren Literatur mit 1-2 % angegeben [1], [2]. Neben dem Vorliegen von prädisponierenden Begleiterkrankungen wie z.B. einem schlecht eingestellten Diabetes mellitus [3] oder Übergewicht mit einem BMI von über 35 [4] wurde auch bei Patienten mit rheumatoider Arthritis eine erhöhte Infektionsrate beschrieben [5].

Ziel der vorliegenden Datenerhebung war es in der eigenen Einrichtung die Häufigkeit von periprothetischen Infektionen in einem zurückliegenden Zeitraum von 10 Jahren festzustellen, Risikofaktoren bei den Betroffenen zu erkennen und diese mit einem Vergleichskollektiv ohne aufgetretene Infektion zu vergleichen.

Methoden: In dem Untersuchungszeitraum wurden 15 periprothetische Infektion festgestellt und behandelt. Vergleichend wurden die Daten von 501 konsekutiven Patienten rückwirkend erhoben. Die Patienten mit aufgetretener periprothetischer Infektion („Infektionsgruppe“, n=15) wurden mit der „Normalgruppe“ (n=501, Patienten ohne periprothethische Infektion) verglichen.

Die Datenerhebung erfolgte mit Hilfe von Microsoft Excel, die statistische Auswertung mit Stata/IC 16.1 for Unix. Zur Deskription der Patienten wurde eine Einteilung in kategoriale und metrische Merkmale vorgenommen. Mit dem exakten Fisher-Test wurde getestet, ob die Gruppenzugehörigkeit und das entsprechende Merkmal unabhängig voneinander sind. Ob sich die Gruppen hinsichtlich der Verteilung eines Merkmals unterscheiden wurde mit dem Mann-Whitney-U-Test getestet.

Ergebnisse: Bei der Analyse aller Patienten (n=516) bestand ein signifikanter Zusammenhang periprothetischer Infektionen mit dem Vorliegen einer Niereninsuffiziens (p-wert 0.021), Gabe von Blutkonserven (<0.001), Hämatomen (0.001), postoperativ nachgewiesenen Harnwegsinfektionen (0.008) und längerer Operationsdauer (<0.001). Kein Zusammenhang bestand z.B. mit einem BMI >40, dem Vorliegen eines Diabetes mellitus oder malignen Erkrankung in der Vorgeschichte. Es zeigte sich auch keine Häufung von Infektionen bei vorliegenden entzündlich-rheumatischen Erkrankungen (insgesamt waren dies 52, davon 39 Patienten mit einer rheumatoiden Arthritis, 10 mit einer Spondylarthritis und 3 mit einer Polymyalgia rheumatica).

Um den Einfluss der großen Fallzahldifferenz der beiden Gruppen zu verringern und die Belastbarkeit der Ergebnisse zu erhöhen, wurde zusätzlich eine matched –pair Analyse durchgeführt. Der Vergleich erfolgte bei den kategorialen Merkmalen mit dem exakten McNemar-Test, bei den metrischen Merkmalen mit dem Wilcoxon-Vorzeichen-Rang-Test für verbundene Stichproben. Alle statistischen Tests erfolgten zweiseitig zum Signifikanzniveau 0.05. Hierbei bestätigte sich ein signifikanter Zusammenhang periprothethischer Infektionen mit einem präoperativ niedrigeren Hämoglobin-Wert (0.049), längerer Operationszeit (0.037) und der postoperativen Gabe von Blutkonserven (0.046).

Schlussfolgerung: In unserem Kollektiv waren die entscheidenden Risikofaktoren eine präoperative Anämie (Hämoglobin-Wert < 11,5 mg/dl), die Gabe von Fremdblutkonserven und verlängerte Operationszeiten. Es bestand kein Anhalt für ein erhöhtes Risiko bei dem Vorliegen einer rheumatischen Erkrankung. Im Vergleich zur Literatur sollte allerdings erwähnt werden, dass in unserem Kollektiv streng die Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie zur perioperativen Vorgehensweise unter der Therapie mit DMARD und Biologicals berücksichtigt wurden [6].

Disclosures: Alle Autoren ohne Interessenkonflikt


Literatur

1.
Pulido L, Ghanem E, Joshi A, Purtill JJ, Parvizi J. Periprosthetic joint infection: the incidence, timing, and predisposing factors. Clin Orthop Relat Res. 2008;466(7):1710-5.
2.
Jämsen E, Huhtala H, Puolakka T, Moilanen T. Risk factors for infection after knee arthroplasty: a register-based analysis of 43,149 cases. JBJS. 2009;91(1):38-47.
3.
Mraovic B, Suh D, Jacovides C, Parvizi J. Perioperative hyperglycemia and postoperative infection after lower limb arthroplasty. J Diabetes Sci Technol. 2011;5(2):412-8.
4.
Namba RS, Paxton L, Fithian DC, Stone ML. Obesity and perioperative morbidity in total hip and total knee arthroplasty patients. J Arthroplasty. 2005;20(7 Suppl 3):46-50.
5.
Schrama JC, Espehaug B, Hallan G, Engesaeter LB, Furnes O, Havelin LI, Fevang BTS. Risk of revision for infection in primary total hip and knee arthroplasty in patients with rheumatoid arthritis compared with osteoarthritis: a prospective, population-based study on108,786 hip and knee joint arthroplasties from the Norwegian Arthroplasty Register. Arthritis Care Res. 2010;62(4):473-9.
6.
Krüger K, et al. Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie zur perioperativen Vorgehensweise unter Therapie von DMARD und Biologicals bei entzündlich-rheumatischen Erkrankungen. Z Rheumatol. 2014;73:77-84.