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Unilateraler Halsschmerz bei Schwellung im Bereich der Carotisbifurkation – doch keine Vaskulitis
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Veröffentlicht: | 9. September 2020 |
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Gliederung
Text
Vorgeschichte: Eine 55-jährige Patientin wurde in unserer rheumatologischen Ambulanz zur weiteren Abklärung einer rechtsseitigen, schmerzhaften Schwellung am Hals vorstellig. Die Patientin war uns bekannt. Im November 2019 wurde bei unklarem Fieber sowie erhöhten Entzündungszeichen - nach operativer Entfernung einer unklaren Raumforderung im linken Lungenoberlappen - die Diagnose eines Aspergilloms gestellt. Zudem sind bekannt Z.n. Thoraxtrauma und traumatischer Humerusfraktur 2015.
Leitsymptom bei Krankheitsmanifestation: Initial bemerkte die Patientin Halsschmerzen sowie leichte Schluckbeschwerden, welche sie im Rahmen eines respiratorischen Infektes wertete. Die Hausärztin verordnete bei V.a. Sinusitis eine 5-tägigen Therapie mit Cefuroxim oral. Die Beschwerden persistierten. Hinzu kam eine umschriebene Schwellung im Bereich des rechten Halses sowie ein nun deutlicher, unilateraler Schmerz bei Bewegung des Kopfes. Eine HNO-ärztliche Vorstellung 1,5 Wochen nach Symptombeginn blieb ohne Befund. Es wurde die weitere Abklärung (Sonographie, MRT) empfohlen.
Diagnostik: In der körperlichen Untersuchung sahen wir eine Schwellung am rechten Hals von circa 2 cm Länge, welche sich druckdolent zeigte. Laborchemisch sahen wir ein leicht erhötes CRP von 1,1 mg/dl und keine weiteren pathologischen Befunde. In der Sonographie der Halsgefäße zeigte sich rechtsseitig eine unscharf begrenzte, asymmetrische, echoarme, massive Wandverbreiterung der Arteria carotis interna (ACI) über circa 1,5 cm Länge nach distal mit einer Breite von bis zu 5 mm (Abbildung 1). Zudem konnte in Höhe der Karotisgabel eine umschriebene initiale Plaquebildung an der dorsalen Wand der Arteria carotis externa (ACE) sowie der ACI ohne Hinweis auf eine Stenose dargestellt werden. Eine MR Angiographie zeigte ein ausgeprägtes, zirkuläres, perivaskuläres Kontrastmittel-Enhancement um die Carotisgabel sowie insbesondere um die abgangsnahe ACI. Sonographisch als auch im MRT ließen sich keine anderweitigen entzündlichen Veränderungen der thorakalen und abdominellen Gefäße darstellen. Es erfolgte die gefäßchirugische sowie neuroradiologische Mitbeurteilung. In Zusammenschau der Befunde stellten wir die Diagnose eines TIPIC Syndrome (Transient Perivascular Inflammation of the Carotid Artery Syndrome) / Carotidynia.
Therapie und weiterer Verlauf: In publizierten Fallberichten zeigte sich die Therapie mit NSAR symptomlindernd [1], [2].
Nach dreiwöchiger Therapie mit Ibuprofen war die Patientin bei Wiedervorstellung bis auf ein minimales, bewegungsabhängiges Ziehen am rechten Hals beschwerdefrei. Die Schwellung war komplett regredient. Sonographisch zeigte sich die beschriebene Wandverbreiterung der ACI deutlich rückläufig (maximal 2 mm breit).
Abbildung 1 [Abb. 1]
Disclosures: Es besteht kein Interessenkonflikt.
Literatur
- 1.
- Lecler A, Obadia M, Savatovsky J, Picard H, Charbonneau F, Menjot de Champfleur N, Naggara O, et al. TIPIC Syndrome: Beyond the Myth of Carotidynia, a New Distinct Unclassified Entity. AJNR Am J Neuroradiol. 2017 Jul;38(7):1391-8. DOI: 10.3174/ajnr.A5214
- 2.
- Coulier B, Van den Broeck S, Colin GC. Carotidynia Alias Transient Perivascular Inflammation of the Carotid Artery (TIPIC Syndrome). J Belg Soc Radiol. 2018;102(1):50. DOI: 10.5334/jbsr.1595