Artikel
Ein Wirbelsäulentumor für den Rheumatologen
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 9. September 2020 |
---|
Gliederung
Text
Vorgeschichte: Eine 89-jährige Patientin präsentierte sich an der internistischen Abteilung eines Akutspitals mit zunehmenden Rückenschmerzen bei Zustand nach operativer Sanierung eines Diskusprolaps L5/S1 Jahre zuvor und den internistischen Begleiterkrankungen einer arteriellen Hypertonie, koronaren Herzkrankheit, chronischen Niereninsuffizienz sowie seit Jahren bekannter – und soweit durch die Patientin erhebbar - asymptomatischer Hyperurikämie.
Leitsymptom bei Krankheitsmanifestation: Im Vordergrund standen starke und nahezu therapierefraktäre, lumboischialgieforme Beschwerden die in beide Unterschenkel ausstrahlten. Motorisch fand sich eine geringe Beinschwäche bds., sensorisch beschrieb die Patientin keine Defizite. Mastdarm, oder Blasenentleerungsstörungen wurden ebenfalls negiert.
Diagnostik: Eine Magnetresonanztomographie der Lendenwirbelsäule zeigte einen unklaren Weichteiltumor L4/5 mit konsekutiver Vertebrostenose. Bei Verdacht auf Neoplasie und aufgrund der persistierenden Schmerzen erfolgte im März 2018 eine neurochirurgische Intervention. Es wurde eine Dekompression vorgenommen und die unklare Gewebestruktur - makroskopisch als bröckelige, weiße Substanz beschrieben – aufgearbeitet. Der histologische Befund beschrieb homogenes Material umgeben von Langhans-Riesenzellen, morphologisch einem Gichttophus entsprechend. Dazu korrelierten postoperativ deutlich erhöhte Harnsäurespiegel (max. 11,2 mg/dl).
Nachfolgend an die Operation kam es zu Komplikationen im Sinne einer transfusionspflichtigen Nachblutung und daraus resultierendem epiduralen Hämatom, was letztlich eine chirurgische Revision erforderlich machte. Die ergänzend vollzogene Ganzkörperszintigraphie zeigte verstärkte Anreicherungen bzw. Umbauzeichen im Verlauf der gesamten Wirbelsäule, mehrerer großer Gelenke sowie des Großzehengrundgelenkes links. Die Darstellung der Herde legte einen entzündlichen Prozess nahe, so dass wir retrospektiv von weiteren Gichttophi ausgehen.
Therapie: Postoperativ kam es unter einer Therapie mit Xanthinoxidasehemmer zu einem klassischen Gichtanfall im Sinne einer Podagra links, der durch einen passageren Cortisonstoß beherrschbar war. Im Zuge dieses Ereignisses konnte sich die Patientin nun doch auch an ähnliche Vorfälle in der Vergangenheit erinnern.
Weiterer Verlauf: Die Patientin konnte bei einer Harnsäure von 4,4mg/dl und schlussendlich anfallsfrei in häusliches Management entlassen werden. Der spinale Gichttophus einer Arthiritis urica stellt mit <150 Fällen in der Literatur eine Rarität dar und wird häufig als Zufallsbefund im Zuge einer Bildgebung beispielsweise wegen Tumorverdacht entdeckt.
Disclosures: Es besteht kein Interessenkonflikt.
Literatur
- 1.
- Zhang T, Yang F, Li J, Pan Z. Gout of the axial joint-A patient level systemic review. Semin Arthritis Rheum. 2019;48(4):649-57. DOI: 10.1016/j.semarthrit.2018.04.006
- 2.
- Yamamoto M, Tabeya T, Masaki Y, Suzuki C, Naishiro Y, Ishigami K, Yajima H, Shimizu Y, Obara M, Yamamoto H, Sugaya T, Takahashi H, Imai K, Shinomura Y. Tophaceous gout in the cervical spine. Intern Med. 2012;51(3):325-8. DOI: 10.2169/internalmedicine.51.6262