Artikel
Einseitiger Extremitätenschmerz – interdisziplinäre Zusammenarbeit führt zur Diagnose
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 9. September 2020 |
---|
Gliederung
Text
Vorgeschichte: Ein 52-jähriger Patient wurde im November 2019 auf der internistischen Station mit rheumatologischem Schwerpunkt des Universitätsklinikums Halle (Saale) vorgestellt. Der Landschaftsbauer ist an einem Diabetes mellitus Typ 2, einem arteriellen Hypertonus und einer chronischen Niereninsuffizienz vorerkrankt.
Leitsymptom bei Krankheitsmanifestation: Aktuell beklagte er eine massive druckdolente Schwellung des linken Oberschenkels, welche sich seit drei Wochen progredient darstellte.
Diagnostik: Nach dopplersonografischem Ausschluss einer tiefen Beinvenenthrombose sowie Ausschluss einer Osteomyelitis mittels Computertomografie wurde eine MRT des linken Oberschenkels veranlasst, welche eine Kontrastmittelaufnahme des M. vastus lateralis als Hinweis auf eine Myositis ergab. Zügig erfolgte die sonografisch gestützte Punktion zur histologischen Beurteilung. Zytologisch war Skelettmuskulatur mit einer überwiegend floriden, partiell fibroblastischen Entzündung nachweisbar. Pilze wuchsen im Punktat nicht. Paraklinisch waren deutlich erhöhte Entzündungsparameter messbar, Fieber trat zu keiner Zeit auf. Mittels Gastroskopie, Koloskopie und CT Thorax/Abdomen/Becken wurde ein Malignom ausgeschlossen.
Bei intensiver Betrachtung der Befunde fiel eine Eosinophilie (1.39 GPT/l) im Differentialblutbild auf. Unter Berücksichtigung des Berufes des Patienten als Landschaftsbauer wurde der Verdacht auf eine infektiöse, möglicherweise pilz- oder parasitassoziierte Myositis gestellt. Es erfolgte eine nochmalige Muskelbiopsie, welche das Bild der o.g. Punktion bestätigte, insbesondere ohne Hinweis für Parasiten oder Pilze. Es wurde partiell nekrotische Skelettmuskulatur mit ausgedehntem interstitiellen phlegmonösen granulozytärem Infiltrat beschrieben. Die pathologisch-histologische Untersuchung mittels PAS-Färbung ergab den Nachweis von Bakterien, die im Grampräparat am ehesten als gramnegative Stäbchen beurteilt wurden. Serologisch wurde nach Zystizerkose und Trichinose gefahndet. Das Ergebnis blieb negativ.
Therapie: In Zusammenschau der Befunde wurde die Diagnose einer pyogenen Myositis mit unbekanntem gramnegativen Erreger gestellt und eine kalkulierte antibiotische Therapie mit Tazobactam/Piperacillin und Clindamycin durchgeführt.
Weiterer Verlauf: Unter der Antibiotikatherapie zeigte sich klinisch und paraklinisch die Entzündung beherrscht. Ein Verlaufs-MRT dokumentierte im Einklang mit Klinik und Paraklinik einen Rückgang der ödematisierten Schwellung des M. vastus lateralis links.
Disclosures: None declared