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Deutscher Rheumatologiekongress 2020, 48. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh), 34. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie (DGORh)

09.09. - 12.09.2020, virtuell

Inanspruchnahme von Komplementär- und Alternativmedizin bei Patienten mit Antikörpermangel-Syndrom

Meeting Abstract

  • Anna Harasim - Schwerpunkt Rheumatologie/Klinische Immunologie, Universitätsklinikum Würzburg, Würzburg
  • Manuel Krone - Institut für Hygiene und Mikrobiologie, Universitätsklinikum Würzburg, Würzburg
  • Hans-Peter Tony - Schwerpunkt Rheumatologie/Klinische Immunologie, Universitätsklinikum Würzburg, Würzburg
  • Micha Gawlik - Klinik und Poliklinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie, Universitätsklinikum Würzburg, Würzburg
  • Torsten Witte - Klinik für Immunologie und Rheumatologie, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover
  • Stefanie Joos - Institut für Allgemeinmedizin und Interprofessionelle Versorgung, Universitätsklinikum Tübingen, Tübingen
  • Michael Gernert - Schwerpunkt Rheumatologie/Klinische Immunologie, Universitätsklinikum Würzburg, Würzburg
  • Marc Schmalzing - Schwerpunkt Rheumatologie/Klinische Immunologie, Universitätsklinikum Würzburg, Würzburg
  • Henner Morbach - Kinderklinik, Universitätsklinikum Würzburg, Würzburg
  • Eva Christina Schwaneck - Schwerpunkt Rheumatologie/Klinische Immunologie, Universitätsklinikum Würzburg, Würzburg

Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie. Deutsche Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie. Deutscher Rheumatologiekongress 2020, 48. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh), 34. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie (DGORh). sine loco [digital], 09.-12.09.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. DocEV.23

doi: 10.3205/20dgrh061, urn:nbn:de:0183-20dgrh0616

Veröffentlicht: 9. September 2020

© 2020 Harasim et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Primäre Immundefekte, wie Antikörpermangel-Syndrome, gehen oft mit einer verminderten Lebensqualität einher, da die Erkrankung als Belastung erlebt wird. Im Sinne einer aktiven Krankheitsbewältigung kommt neben der konventionellen Therapie auch Komplementär- und Alternativmedizin (engl. CAM) zur Anwendung. Ziel dieser Studie war es, Informationen zur Nutzung von CAM bei Patienten mit primärem Immundefekt in Deutschland zu erheben und Merkmale zu definieren, die im Zusammenhang mit der Nutzung von CAM stehen.

Methoden: Bei der multizentrischen Studie wurden im Jahr 2019 insgesamt 100 Patienten in den Immunologischen Ambulanzen der Medizinischen Hochschule Hannover sowie des Universitätsklinikums Würzburgs in die Befragung eingeschlossen. Die Patienten wurden zur Inanspruchnahme von CAM mittels eines selbst entwickelten Fragebogens untersucht, außerdem wurden Daten zur Krankengeschichte erfasst.

Ergebnisse: 72% der befragten Patienten mit primären Immundefekten hatten bereits CAM im Rahmen ihrer Erkrankung genutzt. Der typische CAM-Nutzer war weiblich (65%), mittelalt (54% der Nutzer waren zwischen 30 und 59 Jahren alt) und hatte mindestens einen mittleren Schulabschluss (86%). Diese Eigenschaften deckten sich mit Vorbeschreibungen von CAM-Nutzern anderer Kollektive [1], [2]. Dabei waren die drei am häufigsten genutzten Methoden Bewegungstraining (64%), Nahrungsergänzungsmittel (57%) sowie Homöopathie (49%). Die meisten Patienten (79%) kamen für die Kosten der Nutzung selbst auf. Patienten, die CAM nutzten, gaben im Jahr im Schnitt 489 Euro dafür aus. Über alle Befragten hinweg gaben Immundefektpatienten im Jahr im Schnitt 272 Euro für CAM aus. Nur 16% gaben an, die Nutzung der komplementärmedizinischen Verfahren mit ihrem Immunologen besprochen zu haben.

Schlussfolgerung: CAM wird von Patienten mit primärem Immundefekt häufig in Anspruch genommen. Für das Erleben und Wohlbefinden der Patienten können komplementärmedizinische Verfahren wichtig sein. Es ist daher für die behandelnden Ärzte nützlich, zu verstehen, welche Rolle diese Methoden für Immundefektpatienten spielen.

Disclosures:

  • Direkte Unterstützung: 8000 Euro durch die Firma Takeda GmbH (ehemals Shire), Byk-Gulden-Str. 2, 78467 Konstanz
  • Harasim, Anna: keine Firmengelder, keine Interessenskonflikte
  • Krone, Manuel: keine Firmengelder, keine Interessenskonflikte
  • Tony, Hans-Peter: Beratungshonorare von Takeda/Shire
  • Gawlik, Micha: keine Firmengelder, keine Interessenskonflikte
  • Witte, Torsten: Vortragshonorare von CSL Behring, Octapharma und Shire
  • Joos, Stefanie: keine Firmengelder, keine Interessenskonflikte
  • Gernert, Michael: Reisekostenunterstützung von AbbVie, Chugai, Hexal, Janssen, Lilly, Pfizer, und Roche
  • Schmalzing, Marc: Vortragshonorare, Reisekostenunterstützung, Forschungsförderung und Honorare für Beratung von Baxalta
  • Morbach, Henner: Vortragshonorare: Shire/Takeda, CSL Behring; Beratung: Shire/Takeda; Spesen/Reisekosten: CSL Behring
  • Schwaneck, Eva: Vortragshonorare, Reisekostenunterstützung, Forschungsförderung und Honorare für Beratung von Baxalta/Shire/Takeda

Literatur

1.
Frass M, Strassl RP, Friehs H, Müllner M, Kundi M, Kaye AD. Use and acceptance of complementary and alternative medicine among the general population and medical personnel: A systematic review. Ochsner J. 2012;12(1):45-56.
2.
Bishop FL, Lewith GT. Who uses CAM? A narrative review of demographic characteristics and health factors associated with CAM Use. Evid Based Complement Alternat Med. 2010;7(1):11-28. DOI: 10.1093/ecam/nen023. Externer Link