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Ein Jahrzehnt „Run-in“-Sprechstunde – für eine gute rheumatologische Versorgung
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Veröffentlicht: | 9. September 2020 |
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Einleitung: Entzündlich rheumatische Erkrankungen sollten möglichst früh diagnostiziert und behandelt werden aber auch Patienten, bei denen diese ausgeschlossen werden, profitieren von einer zügigen Gewissheit. Wir haben 2011 eine „Run-in“-Sprechstunde etabliert, bei der Patienten ohne Terminvereinbarung direkt vorgestellt werden können. Ziel dieser Auswertung ist es festzustellen, ob sich hierdurch die Versorgung von Patienten mit Verdacht auf eine entzündlich rheumatische Erkrankung langfristig verändert.
Methoden: Die „Run-in“-Sprechstunde versorgt nur Patienten aus dem Einzugsgebiet, die noch nicht vorher bei einem Rheumatologen waren. Diese werden standardisiert untersucht, die Daten werden mit unserem Patientendokumentationssystem Documed.rh dokumentiert und für die quartalsweise Auswertung exportiert. Untergruppen mit einer neu klassifizierten muskuloskelettalen Erkrankung (MSD) und Rheumatoiden Arthritis (RA) wurden gebildet.
Ergebnisse: Zwischen 05/2011 und 12/2019 wurden in der „Run-in“-Sprechstunde 2970 Patienten (330/Jahr, Range 318-388) und damit 72% aller ambulanten Neupatienten untersucht. Es zeigten sich keine jahreszeitlichen Schwankungen mit anteilig 24,5%, 25,5%, 25,2% und 24,8% in den Quartalen 1-4 der genannten Jahre. Bei 60,4% wurde eine MSD diagnostiziert, die häufigsten waren Arthrosen (14% der Patienten), Schmerzsyndrome (8,9%), Rheumatoide Arthritis (8,0%) Spondarthritiden (4,9%), nicht entzündliche Rückenerkrankungen (4%), Polymyalgia rheumatica (2,3%), undifferenzierte Arthritiden (2,2%), Gicht (1,3%), Pseudogicht (1,2%), Hypermobilität (1,2%), Sjögren Syndrom (1,1%), Systemischer Lupus erythematodes (0,8%) und Riesenzellarteriitis (0,7%). Es zeigten sich keine relevanten Änderungen der Raten im Zeitverlauf.
Die Symptome bestanden bei allen Vorstellungen im Median 8,1 Monate, bei der RA nur 2,8 Monate und 58% hatten eine optimale Symptomdauer (KHD) < 3 Monate. Auch die anderen entzündlich rheumatischen Erkrankungen wurden in der „Run-in“-Sprechstunde mit überwiegend kurzer Symptomdauer von im Median weniger als 3 Monaten vorgestellt, während degenerativ und funktionelle Beschwerden überwiegend länger als ein Jahr vorlagen.
Tabelle 1 [Tab. 1]
Schlussfolgerung: Die „Run-in“-Sprechstunde bedeutet für uns eine Zeitersparnis durch Wegfall von Terminplanung und Vor-Screening. Sie Verkürzt die Latenz zwischen Symptombeginn und Diagnose bei ¾ der RA-Patienten aber auch bei fast allen Patienten mit anderen entzündlichen MSD. Bei degenerativen und funktionellen Beschwerden wird weiterhin länger durch den Zuweisenden abgewartet, bevor eine rheumatologische Vorstellung erfolgt. Somit spiegeln die Daten einen recht stabilen selbstregulierten Bedarf durch Neuerkrankungen in einem umschriebenen Versorgungsgebiet. Unvorhersehbare Schwankungen der Zuweisungszahlen als organisatorisches oder wirtschaftliches Risiko zeigten sich nicht.
Disclosures: Es bestehen keine Interessenkonflikte.