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Deutscher Rheumatologiekongress 2020, 48. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh), 34. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie (DGORh)

09.09. - 12.09.2020, virtuell

Wie hoch ist die Strahlenexposition bei rheumatologischer Diagnostik?

Meeting Abstract

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  • Marten Kayser - I. Medizinische Klinik, Städtisches Klinikum Dresden, Dresden
  • Leonore Unger - I. Medizinische Klinik, Städtisches Klinikum Dresden, Dresden

Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie. Deutsche Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie. Deutscher Rheumatologiekongress 2020, 48. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh), 34. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie (DGORh). sine loco [digital], 09.-12.09.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. DocDI.16

doi: 10.3205/20dgrh024, urn:nbn:de:0183-20dgrh0247

Veröffentlicht: 9. September 2020

© 2020 Kayser et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Mit unserem Poster wollen wir untersuchen, welches Strahlenrisiko durch die übliche internistisch-rheumatologische Diagnostik für unsere Patienten entsteht. Ziel soll es sein, das Bewusstsein für die ausgelöste Exposition zu schärfen und Unsicherheiten über die Risiken zu verringern.

Methoden: Wir extrapolieren aus den Zahlen des durchschnittlichen Monats November 2019 unserer rheumatologischen Station (22 Betten). In dieser Zeit verließen 39 Patienten die Station nach Röntgen oder CT-Untersuchung mit einer rheumatologischen Diagnose. Das Durchschnittsalter dieser Patienten betrug 60,8 Jahre.

Ergebnisse: In dieser Zeit wurden folgende Untersuchungen mit ionisierender Strahlung durchgeführt:

1.
Insgesamt 26 Patienten erhielten ausschließlich Röntgen, Durchschnittsalter: 59,6 Jahre.
2.
13 Patienten (Durchschnittsalter 63,4 Jahre) erhielten ein oder mehrere Computertomographien (meist zusätzlich zu Röntgenuntersuchungen):

Die effektive Dosis der einzelnen Untersuchungen wurde den Angaben des Bundesinstituts für Strahlenschutz entnommen. Die durchschnittliche biologische Strahlendosis pro Patient aus Röntgenuntersuchungen betrug: 0,49 mSv (Millisievert).

Die Gesamtdosis aus Röntgen-Untersuchungen pro Jahr, für das sich ergebende „große“ Kollektiv unserer Patienten extrapoliert, beträgt demnach (26 Patienten x 12 Monate x 0,5 mSv) 156 mSv.

Die durchschnittliche Gesamtexposition pro Patient mit Computertomographie ergab (229 mSv: 13=) 17,6 mSv.

Die Gesamtdosis aus CT-Untersuchungen pro Jahr, für das sich ergebende „große“ Kollektiv unserer Patienten extrapoliert, beträgt demnach (13 Patienten x 12 Monate x ca. 17 mSv) 2652 mSv = 2,65 Sv.

Schlussfolgerung: Aus dem eingangs erwähnten Zitat lässt sich errechnen, dass zusätzliche Krebsfälle für das Kollektiv (+ 25% Lebenswahrscheinlichkeit nach heutigen Zahlen) zu erwarten sind.

Die Röntgenuntersuchungen ergeben für die ca. 312 untersuchten Patienten eine Risikoerhöhung um 0,25%. Das relative Risiko für die mit CT untersuchten Patienten, einen strahleninduzierten Krebs zu erleiden, beträgt 0,085 (8,5%) nach der heute angenommenen Näherung. Das bedeutet 13 Krebserkrankungen zusätzlich in diesem Kollektiv (156 Patienten) innerhalb der darauf folgenden Jahrzehnte, wobei auf die weiteren Variablen wie Lebensalter und Krebsartenunterschiede hier nicht eingegangen werden kann.

Während Röntgenuntersuchungen letztlich mit einem mathematisch bedeutungslosen zusätzlichen „Krebsrisiko“ einhergehen, sind die Computertomographien durch ihren massenhaften Einsatz in der Diagnostik durchaus mit einem diskutablen additiven Krebsrisiko verbunden. Bei allen Limitationen durch Rundungen und Annäherungen, technischen Fortschritt usw. sollte der Nutzen jeder CT Untersuchung stark hinterfragt werden.

Disclosures: Kein Konflikt


Literatur

1.
Walsh C. Interpretation of risk for low dose radiation exposures: inconsistencies, philosophical problems and fallacies. J Radiol Prot. 2020 Jun;40(2):646-53. DOI: 10.1088/1361-6498/ab7fba Externer Link