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TNF-Inhibitoren in der Schwangerschaft: Beenden, reduzieren oder weiterführen? Beobachtungen aus einer Schwangerschaftssprechstunde
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Veröffentlicht: | 8. Oktober 2019 |
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Einleitung: Studien haben gezeigt, dass etwa die Hälfte aller Frauen mit Rheumatoider Arthritis (RA) in der Schwangerschaft eine antirheumatische Therapie zur Kontrolle der Krankheitsaktivität benötigen. Risikofaktoren für Schübe sind höhere Aktivität in der Frühschwangerschaft und das Absetzen von TNF-Inhibitoren (TNFi) nach der Konzeption. Dies kann zusammen mit höheren Steroiddosen das Risiko für Schwangerschaftskomplikationen erhöhen. Ziel unserer Studie war es, den Schwangerschaftsverlauf bei Frauen mit RA zu untersuchen, die ihre TNFi-Behandlung nach Konzeption pausiert, reduziert oder unverändert fortgesetzt haben.
Methoden: Es erfolgte eine prospektive Beobachtung von Schwangerschaften bei Frauen mit RA und Biologika-Therapie, die sich zu einer Beratung bei Kinderwunsch vorstellten. In der Schwangerschaft wurde in jedem Trimenon sowie zu zwei Messpunkten postpartal die Krankheitsaktivität (DAS28-CRP), Therapie und der Schwangerschaftsverlauf dokumentiert. Alle Frauen wurden umfassend nach aktuellem Kenntnisstand beraten und entschieden sich anschließend, einen TNFi bei Konzeption abzusetzen oder fortzuführen. Bei Therapiefortführung und anhaltend niedriger Krankheitsaktivität (DAS28 ≤ 3.2) erhielten die Frauen die Empfehlung, das Spritzintervall adaptiert an die klinische Aktivität zu strecken.
Ergebnisse: Nach Ausschluss von frühen Aborten (n=3) wurden 56 abgeschlossene Schwangerschaften anhand der pausierten (Gruppe 1) oder fortgesetzten (Gruppe 2) TNFi-Therapie eingeteilt und analysiert.
Bei Konzeption hatten alle Frauen eine niedrige Krankheitsaktivität (DAS28-CRP ≤ 3.2). In Gruppe 1 traten deutlich häufiger Schübe während der Schwangerschaft auf. Zudem wurden systemisch und intraartikulär in dieser Gruppe mehr Steroide verabreicht. Frühgeburten waren ebenfalls häufiger nach Absetzen von TNFi (Tabelle 1 [Tab. 1]). Postpartal nahmen 38,9% die TNFi-Therapie wieder auf.
Etwa die Hälfte der Frauen mit fortgeführter TNFi-Therapie konnte das Spritzintervall verlängern. Das Intervall betrug dabei für Adalimumab 3 Wochen (n=1), für Certolizumab im Median 4 [Spannweite 4-5] Wochen und für Etanercept im Median 3 [Spannweite 2-6] Wochen (Tabelle 2 [Tab. 2]). Schubrate und Steroidverbrauch waren zwischen üblichem und verlängertem Spritzintervall vergleichbar.
Schlussfolgerung: Das Absetzen eines TNFi nach Konzeption begünstigt eine erhöhte Schubrate während der Schwangerschaft und kann einen erhöhten Steroidbedarf zur Kontrolle der Krankheitsaktivität notwendig machen. Bei niedriger Aktivität unter fortgesetzter TNFi-Therapie scheint es ohne erhöhte Schubrate möglich zu sein, das Spritzintervall aktivitätsgesteuert zu reduzieren. Diese praxisnahen Daten tragen dazu bei, Frauen über verschiedene Möglichkeiten einer TNFi-Therapie in der Schwangerschaft und die jeweiligen Risiken zu beraten.