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47. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh), 33. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie (DGORh), 29. Jahrestagung der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie (GKJR)

04.09. - 07.09.2019, Dresden

Verlaufsbiopsien bei Lupusnephritis – sinnvoll oder nur unnötiges Risiko?

Meeting Abstract

  • Maren Bellmann - Medizinische Klinik A, Klinikum der Stadt Ludwigshafen gGmbH, Sektion Rheumatologie, Ludwigshafen
  • Stefan Porubsky - Universitätsklinikum Mannheim, Institut für Pathologie, Mannheim
  • Daniel Wadsack - Medizinische Klinik A, Klinikum der Stadt Ludwigshafen gGmbH, Sektion Rheumatologie, Ludwigshafen
  • Michael Uppenkamp - Klinikum der Stadt Ludwigshafen gGmbH, Medizinische Klinik A, Sektion Rheumatologie, Ludwigshafen
  • Raoul Bergner - Medizinische Klinik A, Klinikum der Stadt Ludwigshafen gGmbH, Sektion Rheumatologie, Ludwigshafen

Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie. Deutsche Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie. Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie. 47. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh), 33. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie (DGORh), 29. Jahrestagung der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie (GKJR). Dresden, 04.-07.09.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocVK.20

doi: 10.3205/19dgrh265, urn:nbn:de:0183-19dgrh2656

Veröffentlicht: 8. Oktober 2019

© 2019 Bellmann et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Die Lupusnephritis ist eine häufige (ca. 50%) und prognosebestimmende Organmanifestation des Systemischen Lupus erythematodes (SLE), die klassischerweise als Immunkomplex-Glomerulonephritis auftritt. Die Einteilung nach den Typen I-VI nach ISN/RPS 2003 ist von Relevanz bezüglich der Prognose und notwendigen Therapie und kann nur durch eine Nierenbiopsie festgestellt werden. Unklar ist, ob wiederholte Nierenbiopsien im Verlauf der Erkrankung zu einem relevanten Erkenntnisgewinn führen.

Methoden: Wir analysierten retrospektiv Nierenbiopsiebefunde bei Patienten mit SLE aus einer Datenbank. Von 75 SLE-Patienten mit einer renalen Manifestation wurden bei 25 Patienten im Verlauf der Erkrankung eine oder mehrere Verlaufsbiopsien durchgeführt. Analysiert wurden folgende Parameter: Typenwechsel nach ISN/RPS 2003 Kriterien, Diagnoseänderung der immunologischen Grunderkrankung, Änderung der Antikörperprofile im Verlauf der Erkrankung.

Ergebnisse: Von den 75 Patienten mit einer Lupusnephritis als Organmanifestation bei SLE wurde bei 25 Patienten (33,3%) im Verlauf der Erkrankung eine oder mehrere wiederholte Nierenbiopsien aufgrund einer wechselnden Krankheitsaktivität durchgeführt. Die Indikation zur erneuten Nierenbiopsie wurde aufgrund einer Verschlechterung der Nierenfunktion, Nachweis eines aktiven Sediments oder Zunahme der Proteinurie gestellt. Von diesen 25 Patienten wurde bei 13 Patienten (52%) ein Typenwechsel festgestellt. Bei 12 Patienten (48%) zeigte sich dieselbe Klassifikation wie in der Ausgangsbiopsie. Hierbei zeigten sich vor allem Wechsel vom Typ II zu Typ III/IV und Wechsel zwischen Typ III/IV und Typ V. In drei Fällen hatte sich bei Erstbiopsie keine Lupusnephritis nachweisen lassen, die bei der Rebiopsie dann nachweisbar war.

Die Auswertung der Antikörperprofile zeigte bei 60% der SLE-Patienten einen positiven Befund für dsDNA-AK, bei 18 von 75 Patienten (24%) waren die dsDNA-AK negativ, in 12 Fällen lagen keine Befunde diesbezüglich vor. Bei den Patienten, die einen Klassenwechsel vollzogen haben, konnte bei insgesamt 5 Patienten ein Wechsel im Antikörperprofil im Laufe der Erkrankung festgestellt werden. Hiervon zeigten sich im Verlauf positive Antikörper (AK) gegen Sm-AK (n=3), U1nRNP-AK (n=2), dsDNA (n=2) und RoSSA(p52) (n=1). Bei insgesamt 4 Patienten zeigte sich in den wiederholten Nierenbiopsien ein Wechsel der immunologischen Grunderkrankung, sowohl hin zu einer Lupusnephritis (n=3) bei initial anderweitiger Nierenerkrankung (IgA-GN, interstitielle Nephritis, benigne Nephrosklerose) als auch in einem Fall der Wechsel von einer Lupusnephritis Typ IV hin zu einer membranösen GN bei neu aufgetretener Myositis.

Schlussfolgerung: Die Analyse der Daten zeigt, dass bei Patienten mit einem systemischen Lupus erythematodes eine wiederholte Nierenbiopsie im Verlauf der Erkrankung bei einer Verschlechterung der Nierenfunktion, Veränderungen der Proteinurie oder des Urinsediments von Relevanz ist. In der Hälfte der Fälle zeigt sich ein Typenwechsel der Lupusnephritis. In Einzelfällen lässt sich auch ein kompletter Wechsel der immunologischen Grunderkrankung feststellen.

Damit ergeben sich auch relevante Therapieänderungen. Eine wiederholte Nierenbiopsie sollte daher bei Änderungen im Krankheitsverlauf unbedingt erwogen werden.