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47. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh), 33. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie (DGORh), 29. Jahrestagung der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie (GKJR)

04.09. - 07.09.2019, Dresden

Relevanz von somatischen Mutationen in autoinflammatorischen Erkrankungen

Meeting Abstract

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  • Tatjana Welzel - Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Universitätsklinikum Tübingen, Pädiatrische Rheumatologie, Autoinflammation Reference Center Tübingen (arcT), Tübingen; Pädiatrische Pharmakologie, Universitäts-Kinderspital beider Basel (UKBB), Universität Basel, Basel, Schweiz
  • Jasmin B. Kümmerle-Deschner - Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Universitätsklinikum Tübingen, Pädiatrische Rheumatologie, Autoinflammation Reference Center Tübingen (arcT), Tübingen

Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie. Deutsche Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie. Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie. 47. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh), 33. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie (DGORh), 29. Jahrestagung der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie (GKJR). Dresden, 04.-07.09.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocKR.06

doi: 10.3205/19dgrh167, urn:nbn:de:0183-19dgrh1675

Veröffentlicht: 8. Oktober 2019

© 2019 Welzel et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Die Diagnose einer autoinflammatorischen Erkrankung (AID) ist oft schwierig. Klassische klinische AID-Symptome sind rezidivierendes Fieber, Hautsymptome, Serositis, Arthritis und neurologische Symptome, die sich meist in der frühen Kindheit manifestieren. AIDs können sich aber auch atypisch und im fortgeschrittenen Lebensalter präsentieren. Mittels Sanger-Sequenzierung kann das kausale Gene detektiert werden, allerdings bleibt bei vielen Patienten trotz klinischen AID-Symptomen die zugrundeliegende Pathologie unklar. In 2005 wurden erstmals in Sanger-negativen CAPS-Patienten somatische Mutationen detektiert [1]. Seitdem konnten durch Next-Generation-Sequencing (amplicon based deep sequencing, massively parallel sequencing) sowie Funktionsteste mehrere krankheitsrelevante somatische Mutationen nachgewiesen werden.

Methoden: Dieses narrative Review basiert auf einer Literaturrecherche in PubMed gestützt auf die Schlagwörter „somatic mutation“, „mosaicisms“ „autoinflammation“, „HIDS/FMF/TRAPS/CAPS“. Ziel war es den aktuellen Kenntnisstand über somatische Mutationen in AIDs darzustellen und nach Abgleich der Mutationen, die Spezifika herauszuarbeiten. Somatische Mutationen im Blut, spezifischen Zelllinien, Urin, Mukosa, Haaren und/oder Spermien wurden berücksichtigt.

Ergebnisse: Von 179 Publikationen waren 53 Arbeiten relevant. Nach Eliminierung von Doppelungen wurden 21 Arbeiten gesichtet. Alle Fälle zeigten in der Sanger-Sequenzierung keinen AID-Nachweis. Insgesamt wurden 45 somatische Mutationen mit Krankheitsrelevanz beschrieben. Nach Match mit einem Review [2] konnten 53 krankheitsrelevante somatische Mutationen nach Aminosäuren- und/oder Nukleotid-Tausch aufgegliedert und Diagnosen zugeordnet werden. 90 % der analysierten somatischen Mutationen entfielen dabei auf das NLRP3-Gen mit klinischen Merkmalen passend zu CINCA, NOMID, MKW bzw. CAPS. Auch wurden somatische Mutationen im MEFV-Gen (1.5%), im NLRC4 (3%), im NOD2 (3%) und im TNFRSF1A-Gen (1.5%) berichtet. Drei Fallberichte thematisieren gonosomale Mosaike für NLRP3, TNFRSF1A und NOD2. Ein Großteil der beschriebenen somatischen Mutationen war mit milderen Verläufen, späterer Manifestation, geringer/fehlender neurologischer Komponente oder atypischer Klinik assoziiert. Beim Schnitzler-Syndrom scheint aber auch eine schwerwiegendere Klinik möglich zu sein. Auch können somatische Mutationen Zelllinien spezifisch auftreten.

Schlussfolgerung: Heutzutage sind eine Vielzahl an somatischen Mutationen bekannt, die für eine AID ursächlich sein können. Insbesondere bei atypischen Verläufen oder bei AID suggestiven Symptomen sollte trotz negativer Sanger-Sequenzierung ein Next-Generation-Sequenzierung aus verschiedenen Körperflüssigkeiten diskutiert werden. Durch Kenntnis von möglichen somatischen/gonosomalen und germline Mutationen kann mitunter die Diagnosestellung verkürzt und die Therapie optimiert werden.


Literatur

1.
Saito M, et al. Somatic mosaicism of CIAS1 in a patient with chronic infantile neurologic, cutaneous, articular syndrome. Arthritis Rheum. 2005;52(11):3579-85.
2.
Labrousse M, et al. Mosaicism in autoinflammatory diseases: Cryopyrin-associated periodic syndromes (CAPS) and beyond. A systematic review. Crit Rev Clin Lab Sci. 2018;55(6):432-442.