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Hohe Remissionsrate bestätigt den Nutzen der Heidelberger Screeningsprechstunde
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Veröffentlicht: | 8. Oktober 2019 |
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Einleitung: Die frühe Diagnosestellung und zeitnahe Einleitung einer spezifischen Therapie sind wesentliche prognostische Faktoren für das Erreichen einer anhaltenden Krankheitsremission bei entzündlich-rheumatischen Erkrankungen. Angesichts des bundesweiten Versorgungsengpasses ist der Nutzen von Früh- bzw. Screeningsprechstunden als wirksame und ressourcenschonende Maßnahme in dieser Hinsicht unbestritten.
Methoden: Die Sektion Rheumatologie des Universitätsklinikums Heidelberg hat durch gezielte Reorganisation bestehender Kapazitäten und Zugangswege seit 02/2016 die Screeningsprechstunde (Kurzsprechstunde, KSS) als Modellprojekt etabliert und seit 02/2018 im Rahmen der SCREENED Studie wissenschaftlich begleitet. Ergänzend zu den bereits präsentierten demographischen Daten der Patientenkohorte aus 02/2016-01/2018 werden nun Parameter der Nutzenbewertung (Remissionsrate, Sensitivität und Spezifität) aus der Auswertung bis Ende 12/2018 vorgelegt.
Ergebnisse: Nach einer Nachbeobachtungsdauer von mindestens 12 Monaten nach KSS hatten von 206 auswertbaren Patienten mit im Verlauf bestätigter Diagnose einer entzündlich-rheumatischen Erkrankung 109 (52,9 %) Patienten eine Remission erreicht (basierend auf ärztlicher Einschätzung als Abwesenheit von klinischen und laborchemischen Aktivitätsparametern), davon 45 der 73 (61,6 %) Patienten mit neudiagnostizierter Rheumatoider Arthritis (RA). Von KSS bis zur Remission vergingen durchschnittlich 9,6 ± 6,8 Monate (RA: 9,8 ± 7,1 Monate), ab Erstmanifestation (EM) bis Remission insgesamt 31,5 ± 52,9 Monate (RA: 37,7 ± 50,1 Monate). Bei Patienten, die eine Remission erreichten, vergingen zwischen EM bis KSS durchschnittlich 21,8 ± 52,0 Monate, bei Patienten mit anhaltender Krankheitsaktivität 46,8 ± 79,4 Monate. Die Korrelationsanalyse zeigte keinen Zusammenhang (R = 0,16 bzw. R = - 0,07 bei RA-Patienten) zwischen der Zeitdauer von EM bis KSS und KSS bis Remission.
Aus allen im Rahmen von Verlaufskontrollen validierten Diagnosen (n = 256) ermittelte Sensitivität der KSS lag bei 93,9 % und die Spezifität bei 32,6 %. Die anhand der Überweisungsscheine (n = 397) ermittelte Sensitivität der Überweiserdiagnosen lag bei 53,3 % und die Spezifität bei 66,51 %.
Schlussfolgerung: Die KSS weist eine hohe Sensitivität mit entsprechend geringer Rate an verkannten entzündlich-rheumatischen Erkrankungen auf. Mehr als die Hälfte der Patienten konnten trotz teilweise schon länger bestehenden Erkrankung innerhalb von 12 Monaten nach rheumatologischer Erstabklärung in KSS eine Remission erreichen.