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47. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh), 33. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie (DGORh), 29. Jahrestagung der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie (GKJR)

04.09. - 07.09.2019, Dresden

Die Rheuma-VOR App: Optimierung der Frühdiagnose von rheumatischen Erkrankungen

Meeting Abstract

  • Matthias Dreher - Schwerpunkt Rheumatologie und klinische Immunologie, Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Mainz
  • Leszek Wojnowski - Institut für Pharmakologie, Mainz
  • Dativa Tibyampansha - Institut für Pharmakologie, Mainz
  • Aliona Hilt - ACURA Rheumazentrum Rheinland-Pfalz AG, Rheumatologie, Bad Kreuznach
  • Andreas Schwarting - Universitätsklinikum Mainz und ACURA Rheumazentrum Rheinland-Pfalz AG, Bad Kreuznach

Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie. Deutsche Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie. Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie. 47. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh), 33. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie (DGORh), 29. Jahrestagung der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie (GKJR). Dresden, 04.-07.09.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocEV.10

doi: 10.3205/19dgrh093, urn:nbn:de:0183-19dgrh0939

Veröffentlicht: 8. Oktober 2019

© 2019 Dreher et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Die Proof-of-Concept-Netzwerkstudie „Rheuma-VOR“ hat die Verbesserung der rheumatologischen Versorgungsqualität durch koordinierte Kooperation zum Ziel. Insbesondere sollen rheumatische Erkrankungen möglichst früh diagnostiziert und schneller zielgerichtet behandelt werden [1]. Die Einsatzmöglichkeiten von Smartphone-Apps bergen auch für chronische Erkrankungen ein großes Potenzial. Durch sie können zum Beispiel Gesundheitsinformationen vermittelt oder auch Möglichkeiten des Selbst-Monitorings und des Selbstscreenings angeboten werden [2], [3].

Methoden: Durch die Rheuma-VOR Screening-App Studie wird geprüft, ob die Detektionsrate der rheumatischen Erkrankungen Rheumatoide Arthritis, Psoriasis Arthritis und Spondylarthritis mithilfe einer Smartphone-App erhöht werden kann.

Anhand des mehrstufigen Delphi-Verfahrens wurde eine minimale Liste an Fragen zur Detektion und Differenzierung zwischen den drei Erkrankungen festgelegt. Die Apps für iOS und Android werden seit Oktober 2018 im Rahmen der Screeningsprechstunde am ACURA Rheumazentrum in Bad Kreuznach eingesetzt. Eine weitere Validierung ist mit einer nicht-vorselektierten Kohorte im Zuge der Rheuma-Bus-Tour 2019 geplant.

Ergebnisse: Im Delphi-Verfahren wurden 17 Fragen für ein Differentialscreening der drei Erkrankungen identifiziert, darunter vier Laborparameter. Die Fragen werden dem Patienten vorgelesen und bieten die Antwortmöglichkeiten „JA“, „NEIN“ und „WEISS NICHT“. Das Beantworten der Fragen benötigt ungefähr vier Minuten. Die Verdachtsdiagnosen basieren auf einem kumulierten Score. Einige Diagnosen werden bereits nach wenigen Fragen ausgeschlossen bzw. bestätigt.

Bis dato wurde die App bei 158 Patienten verwendet. Die Sensivität lag dabei bei 0,75, während die Spezifität 0,37 betrug. Der positive prädiktive Wert und der negative prädiktive Wert lagen bei 0,64 respektive 0,51. Zudem wurden der falsch positive Wert mit 0,25 und der falsch negative Wert mit 0,15 bestimmt. Aktuelle Ergebnisse werden auf der Tagung vorgestellt.

Schlussfolgerung: Die Rheuma-VOR App bietet einen guten Ansatz für Ärzte und Patienten, den Verdacht einer möglichen rheumatischen Erkrankung zu entkräften bzw. zu bestärken. Ziel ist es, den Algorithmus weiter zu entwickeln, um die Spezifität zu steigern. Ein finales Validierungskonzept wird zurzeit erarbeitet.

Im Laufe des Spätjahres 2019 erhält die App einen Bereich mit den wichtigsten Informationen über die oben genannten drei Erkrankungen. Diese berücksichtigen Definition, Ätiologie, Prognose, Symptome, therapeutische Prinzipien, Medikation und Fallbeispiele.

Der Aufbau von Rheuma-VOR wird aus Mitteln des Innovationsfonds über drei Jahre gefördert. Der Innovationsausschuss beim Gemeinsamen Bundesausschuss fördert in den Jahren 2016 – 2019 neue Versorgungsformen, die über die bisherige Regelversorgung hinausgehen und diese nachhaltig verbessern.


Literatur

1.
Schwarting A. Von ADAPTHERA zu Rheuma-VOR: Konzept der koordinierten Kooperation zur Verbesserung der rheumatologischen Versorgungsqualität. Akt Rheumatol. 2018;43:406-409.
2.
Kuijpers W, Groen WG, Aaronson NK, et al. A systematic review of web-based interventions for patient empowerment and physical activity in chronic diseases: relevance for cancer survivors. Journal of medical Internet research. 2013;15:e37.
3.
Payne HE, Lister C, West JH, et al. Behavioral functionality of mobile apps in health interventions: a systematic review of the literature. JMIR mHealth and uHealth. 2015;3:e20.