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Herausforderung der rheumatologischen Therapie bei Tumordiagnose
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Veröffentlicht: | 8. Oktober 2019 |
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Ein 68-jähriger Mann stellte sich mit diagnostiziertem metastasiertem Adenokarzinom der Lunge vor.
Vor einigen Jahren war die Diagnose einer seropositiven rheumatoiden Arthritis (RA) gestellt worden, welche zuletzt erfolgreich mit Etanercept therapiert wurde. Diese Therapie wurde aufgrund pulmonaler Herde vorerst beendet. Es wurde die Diagnose eines ossär metastasierten Adenokarzinoms der Lunge gestellt, welches bereits zu ausgeprägten Osteolysen geführt hatte. Daher wurde die Therapie mit Etanercept nicht wieder eingeleitet.
Aufgrund des Adenokarzinoms wurde eine Therapie mit Pembrolizumab (Checkpoint-Inhibitor) eingeleitet. Hierunter entwickelte der Patient eine hochfloride Arthritis mit ausgeprägter Immobilisation, welche sonographisch und laborchemisch nachweisbar war. In der Literatur werden Fälle einer Induktion einer Arthritis unter Therapie mit Checkpoint-Inhibitoren beschrieben. Durch die bestehende Tumordiagnose war die Auswahl der rheumatologischen Basismedikamente eingeschränkt, zudem wies der Patient eine Niereninsuffizienz Grad III auf und hatte unter der Therapie mit Methotrexat eine Pilzpneumonie entwickelt.
Zur Remissionsinduktion der hochfloriden Arthritis erfolgte zunächst ein Prednisolonstoß mit initial 80 mg/d, welcher zu einer raschen Besserung der Beschwerden führte. Da jedoch bereits osteolytische Herde vorlagen und die Knochensubstanz nicht weiter in Mitleidenschaft gezogen werden sollte, wurde eine Therapie mit Tocilizumab eingeleitet. Bisher sind in dem Kontext einer Therapie mit Checkpoint-Inhibitoren und aktiver RA lediglich Expertenmeinungen dokumentiert. In einer Fallstudie bei drei RA-Patienten konnte jedoch eine Remission einer RA unter Therapie mit Tocilizumab erreicht werden, ohne dass es zu Komplikationen unter der kombinierten Arthritis- und Tumortherapie kam. Auch in unserem Fall konnte nach ca. 4 Monaten eine Remission der RA – bisher komplikationslos – erzielt werden.
Rheumatische Erkrankungen sind mit einem höheren Risiko für bestimmte Paraneoplasien assoziiert. Aufgrund der stetig zunehmenden Therapieoptionen im Bereich der Rheumatologie sowie Onkologie mit Blockade von intra- und extrazellulären Signalwegen stehen wir vor der Herausforderung, Patienten mit einer rheumatischen und Tumorerkrankung adäquat zu therapieren. Hierfür werden weitere Studien und ein intensiver Erfahrungsaustausch notwendig sein.