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Wenn zuerst die Hände einschlafen...
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Veröffentlicht: | 8. Oktober 2019 |
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Einleitung: Das Karpaltunnelsyndrom ist eine seltene Erkrankung im Kindesalter. Zu den häufigsten Ursachen zählen Stoffwechselerkrankungen wie die Mukopolysaccharidose und die Mukolipidose.
Vorgeschichte und Leitsymptome bei Krankheitsmanifestation: Wir berichten über eine 12-jährige Patientin, welche sich in unserer neuropädiatrischen Sprechstunde bei Kribbelparästhesien der Hände vorstellte. Beim Schreiben würden die Hände „einschlafen“ und sie habe keine Kraft, um z.B. die Jalousie ihres Zimmers zu öffnen oder eine Trinkflasche aufzudrehen. Schmerzen wurden verneint. Bei Erstvorstellung zeigte sich ein unauffälliger neurologischer und internistischer Befund. Die Urgroßmutter ms. musste aufgrund eines bds. Karpaltunnelsyndroms behandelt werden.
Diagnostik: Elektroneurographisch zeigten sich eine deutlich verlängerte distal motorische Latenz, verlängerte sensible Latenz und reduzierte Amplituden des N.medianus bds. als Hinweis auf ein bds. Karpaltunnelsyndrom. Sonographisch war ein N.-medianus-Kompressionssyndrom zu diesem Zeitpunkt nicht zu beweisen. Nebenbefundlich fiel eine Tendinitis der Beuge- und Strecksehnen auf, sodass eine Zuweisung in die kinderrheumatologische Sprechstunde erfolgte. Bei Erstvorstellung zeigte sich klinisch eine Arthritis im Bereich beider Handgelenke. Im Rahmen einer erneuten sonographischen Verlaufskontrolle konnte der Befund der Arthritis bestätigt und erstmalig ein rechtsseitiges N.medianus-Kompressionssyndrom sicher diagnostiziert werden. MR-morphologisch bestätigte sich eine schwere Arthritis im Carpus und den MCP-Gelenken, sowie dem Radiocarpalgelenk, sowie eine schwere Tendovaginitis aller Flexoren und Extensoren des rechten Handgelenkes.
Therapie: Bei fehlenden Anhaltspunkten für eine andere ursächliche Erkrankung z.B. eine Mukopolysaccharidose wurde in Zusammenschau der Befunde die Diagnose einer juvenilen idiopathischen Arthritis vom Subtyp seronegative Polyarthritis (ANA negativ, HLA B27 pos., RF neg.) mit begleitender Tendovaginitis und sekundärem Karpaltunnelsyndrom gestellt. Eine antiinflammatorische Therapie mit Naproxen und Methotrexat wurde eingeleitet. Überbrückend verabreichten wir zwei intravenöse Methylprednisolonpulse. Aufgrund der Schwere der Arthritis und der Therapierefraktärität wurde die Therapie frühzeitig um Etanercept erweitert.
Verlauf: Unter der genannten Kombinationstherapie konnte nach 7 Monaten eine vollständige Regredienz der Parästhesien und Arthritis erzielt werden. Elektroneurographisch zeigte sich im Vergleich zur Voruntersuchung eine deutliche Befundbesserung.
Take Home: Bei Vorliegen eines Karpaltunnelsyndromes im Kindesalter, sollte differentialdiagnostisch das Vorliegen einer ursächlichen bisher nicht diagnostizierten rheumatologischen Grunderkrankung bedacht und diagnostisch abgeklärt werden.