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46. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh), 32. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie (DGORh), Wissenschaftliche Herbsttagung der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie (GKJR)

19.09. - 22.09.2018, Mannheim

Choosing wisely – klug entscheiden in der Rheumatologie

Meeting Abstract

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  • Aaron Juche - Immanuel Krankenhaus Berlin, Klinik für Innere Medizin, Abteilung Rheumatologie und Klinische Immunologie, Berlin
  • Andreas Krause - Immanuel Krankenhaus Berlin, Klinik für Innere Medizin, Abteilung Rheumatologie und Klinische Immunologie, Berlin

Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie. Deutsche Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie. Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie. 46. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh), 32. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie (DGORh), Wissenschaftliche Herbsttagung der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie (GKJR). Mannheim, 19.-22.09.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocVS.14

doi: 10.3205/18dgrh207, urn:nbn:de:0183-18dgrh2070

Veröffentlicht: 5. Februar 2019

© 2019 Juche et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Seit 2011 existiert die Initiative „Choosing wisely“, die sich einer Vielzahl von Ländern und in den verschiedensten medizinischen Fachbereichen etabliert hat. Ziel dieser Untersuchung soll es sein, für das Gebiet der Rheumatologie alle auffindbaren internationalen Choosing wisely-Empfehlungen bezüglich formaler und inhaltlicher Kriterien zu vergleichen.

Methoden: Es wurde in allen Ländern, die an einer Choosing wisely-Kampagne beteiligt sind, untersucht, ob spezifisch rheumatologische Empfehlung bestehen. Falls ja wurden die Empfehlungen bezüglich des formalen Zustandekommens und der Inhalte bewertet und verglichen.

Ergebnisse: Es finden sich in insgesamt sechs Ländern spezifisch rheumatologische Empfehlungen: Australien, Deutschland, Italien, Kanada, Spanien und die USA. In allen Ländern bis auf Deutschland handelt es sich um jeweils 5 Negativempfehlungen (in Spanien drei Negativempfehlungen), in Deutschland dagegen um fünf Negativ- sowie fünf Positiv-Empfehlungen. Insgesamt gibt es 28 unterschiedliche Empfehlungen. 5 davon werden mehrfach (4 zweimal, eine dreimal) genannt. Hinsichtlich der Literaturstellen bei den Mehrfachempfehlungen gibt es nur bei 2 Empfehlungen Überschneidungen. Die bei den Empfehlungen zitierten Literaturstellen, insgesamt 96, besitzen in 47% einen niedrigen Evidenzgrad (z.B. Review, Kommentar, retrospektive Kohortenstudie). Die Empfehlungen wurden meist durch interessierte Ärzte zusammengestellt. In 3 Ländern gibt es keinen vorab formal und transparent festgelegten Konsentierungsprozess. Patientenvertreter sind nur in zwei Ländern vertreten (Kanada, USA). Mögliche Interessenskonflikte der Beteiligten werden in keiner Liste erwähnt.

Schlussfolgerung: Rheumatologische Choosing wisely-Empfehlungen gibt es vor allem in den anglo-amerikanischen Ländern, ist bislang aber kein einheitlicher, definierter Prozess. Der Findungsprozess läuft meist über interessierte Mediziner, selten sind Patientenvertreter mit eingebunden, obwohl eine verbesserte Arzt-Patienten-Kommunikation eigentlich Anliegen von Choosing wisely ist und der deutsche Kampagnenname „Gemeinsam klug entscheiden“ dies auch explizit betont. Es gibt eine geringe Zahl von Empfehlungen, die mehrfach auftauchen. Aufgrund welcher Überlegungen die sehr unterschiedlichen Empfehlungen zustande kommen, bleibt unklar. Generell wird die Bedeutung einer evidenzbasierten Entscheidung hervorgehoben. Allerdings wird bei den einzelnen Empfehlungen auch häufig Literatur zitiert, die einen niedrigen Evidenzgrad besitzt. Die Literaturnachweise entsprechen somit nicht immer evidenzbasierten Kriterien, was der eigentlichen Ausrichtung der Kampagne widerspricht. Problematisch erscheint, dass Interessenskonflikte nirgends erwähnt werden. Empfehlenswert wäre die sehr wichtigen Empfehlungen nach vorher festgelegten Qualitätsstandards zu überarbeiten.