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45. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie, 31. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie, 27. Jahrestagung der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie

06.09. - 09.09.2017, Stuttgart

Die MRZ-Reaktion zur differentialdiagnostischen Abgrenzung von rheumatologischen Erkrankungen mit ZNS-Beteiligung von der Multiplen Sklerose

Meeting Abstract

  • Tilman Hottenrott - Klinik für Neurologie und Neurophysiologie, Universitätsklinikum Freiburg, Medizinische Fakultät, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Neurologie, Freiburg
  • Rick Dersch - Klinik für Neurologie und Neurophysiologie, Universitätsklinikum Freiburg, Medizinische Fakultät, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Neurologie, Freiburg
  • Benjamin Berger - Klinik für Neurologie und Neurophysiologie, Universitätsklinikum Freiburg, Medizinische Fakultät, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Neurologie, Freiburg
  • Dominique Endres - Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsklinikum Freiburg, Medizinische Fakultät, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Psychiatrie und Psychotherapie, Freiburg
  • Ulrich Salzer - Klinik für Rheumatologie und Klinische Immunologie, Universitätsklinikum Freiburg, Medizinische Fakultät, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Deutschland, Rheumatologie und Klinische Immunologie, Freiburg
  • Diep Tang - Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsklinikum Freiburg, Medizinische Fakultät, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Psychiatrie und Psychotherapie, Freiburg
  • Jens Thiel - Klinik für Rheumatologie und Klinische Immunologie, Universitätsklinikum Freiburg, Medizinische Fakultät, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Deutschland, Rheumatologie und Klinische Immunologie, Freiburg
  • Daniela Huzly - Institut für Virologie, Medizinische Fakultät, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Virologie, Freiburg
  • Sebastian Rauer - Klinik für Neurologie und Neurophysiologie, Universitätsklinikum Freiburg, Medizinische Fakultät, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Neurologie, Freiburg
  • Oliver Stich - Klinik für Neurologie und Neurophysiologie, Universitätsklinikum Freiburg, Medizinische Fakultät, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Neurologie, Freiburg
  • Nils Venhoff - Klinik für Rheumatologie und Klinische Immunologie, Universitätsklinikum Freiburg, Medizinische Fakultät, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Deutschland, Rheumatologie und Klinische Immunologie, Freiburg

Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie. Deutsche Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie. Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie. 45. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh), 31. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie (DGORh), 27. Jahrestagung der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie (GKJR). Stuttgart, 06.-09.09.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocVK.11

doi: 10.3205/17dgrh222, urn:nbn:de:0183-17dgrh2227

Veröffentlicht: 4. September 2017

© 2017 Hottenrott et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Einige rheumatologische Systemerkrankungen manifestieren sich am zentralen Nervensystem (RDwCNS). Sowohl die klinische Symptomatik, der ZNS-MRT-Befund, als auch die Liquordiagnostik können einer multiplen Sklerose (MS) derart ähneln, dass die sichere differentialdiagnostische Abgrenzung sehr schwierig sein kann. Die MRZ-Reaktion (MRZR) setzt sich aus drei Antikörper-Indizes (AI) gegen Masern, Röteln und Varizella-Zoster-Virus, deren Titer jeweils in Serum-/Liquorpaaren bestimmt werden, zusammen. Eine positive MRZR wird häufig bei MS-Patienten kaum jedoch bei anderen autoimmun-entzündlichen ZNS-Erkrankungen gefunden. Bisher ist noch weitgehend unklar, inwieweit die MRZR bei der Unterscheidung von MS und RDwCNS hilfreich sein kann.

Methoden: Die MRZR wurde bei Patienten mit RDwCNS (n=23), MS (n=46, alters- und geschlechtsadaptiert) sowie Patienten mit anderen inflammatorischen neurologischen Erkrankungen (OIND, n=48) untersucht. Zur Anwendung kamen beide Stringenzlevel: MRZR-1 (≥1 von 3 AI positiv) und MRZR-2 (≥2 von 3 AI positiv). Bei den RDwCNS wurden zudem die jeweils krankheitsspezifischen Autoantikörper (anti-dsDNA-Ak, anti-Cardiolipin-Ak, anti-Proteinase3, anti-Myeloperoxidase) in Serum/Liquorpaaren gemessen und ebenfalls ein AI bestimmt.

Ergebnisse: Von den 23 RDwCNS-Patienten hatten 20 eine Kollagenose (18 SLE, 2 UCTD) und 3 eine Vaskulitis (2 ANCA-Vaskulitiden, 1 M. Behcet). Die ZNS-Beteiligung bei den RDwCNS war definiert durch neurologische Symptomen mit: A) pathologischem Liquorbefund (Zellzahlerhöhung, intrathekale Immunglobulinsynthese, positive oligoklonale Banden, pathologischem Albuminquotienten) und/oder B) inflammatorischen Veränderungen im ZNS oder Myelon im MRT. Patienten mit RDwCNS und OIND zeigten eine vergleichbar niedrige Prävalenz positiver MRZR-2 (8,7% vs. 8,3%) und MRZR-1 (13% vs. 22,9%, beide nicht signifikant). Im Vergleich dazu zeigten die MS-Patienten signifikant häufiger eine positive MRZR (MRZR-2: 63%; MRZR-1: 82,6%; jeweils p<0,005 versus RDwCNS und OIND). Die AI ermittelt aus den Autoantikörpertitern bei den RDwCNS-Patienten zeigte sich positiv bei 18,2% der anti-Cardiolipin-Ak-positiven Patienten und war ansonsten für alle Autoantikörper (anti-dsDNA, PR3, MPO) negativ.

Schlussfolgerung: Insbesondere die MRZR-2 scheint ein durchaus hilfreiches diagnostisches Instrument zur besseren Abgrenzung von Patienten mit MS gegenüber RDwCNS zu sein, bedingt durch die hohe Spezifität für MS >90%. AI ermittelt aus Autoantikörpertitern bei RDwCNS haben zumindest in dieser kleinen Kohorte keinen diagnostischen Zusatznutzen. Gerade dieses Resultat könnte aber wiederum als Argument für die Bedeutung der positiven MRZR für MS angeführt werden.