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45. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie, 31. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie, 27. Jahrestagung der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie

06.09. - 09.09.2017, Stuttgart

Auswirkungen von Rituximab auf das periphere B-Zell-Kompartiment bei Patienten mit ANCA-assoziierten Vaskulitiden

Meeting Abstract

  • Jens Thiel - Klinik für Rheumatologie und Klinische Immunologie, Universitätsklinikum Freiburg, Medizinische Fakultät, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Deutschland, Rheumatologie und Klinische Immunologie, Freiburg
  • Lena Niessen - Universitätsklinikum Freiburg, Abteilung Rheumatologie und Klinische Immunologie, Freiburg
  • Ulrich Salzer - Klinik für Rheumatologie und Klinische Immunologie, Universitätsklinikum Freiburg, Medizinische Fakultät, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Deutschland, Rheumatologie und Klinische Immunologie, Freiburg
  • Reinhard Voll - Department of Rheumatology and Clinical Immunology, Medical Center University of Freiburg, Faculty of Medicine, University of Freiburg, Freiburg
  • Marta Rizzi - Klinik für Rheumatologie und Klinische Immunologie, Universitätsklinikum Freiburg, Medizinische Fakultät, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Deutschland, Rheumatologie und Klinische Immunologie, Freiburg
  • Nils Venhoff - Klinik für Rheumatologie und Klinische Immunologie, Universitätsklinikum Freiburg, Medizinische Fakultät, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Deutschland, Rheumatologie und Klinische Immunologie, Freiburg

Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie. Deutsche Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie. Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie. 45. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh), 31. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie (DGORh), 27. Jahrestagung der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie (GKJR). Stuttgart, 06.-09.09.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocVK.03

doi: 10.3205/17dgrh213, urn:nbn:de:0183-17dgrh2133

Veröffentlicht: 4. September 2017

© 2017 Thiel et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Die Rekonstitution des B-Zell-Kompartiments bei Patienten mit ANCA-assoziierten Vaskulitiden (AAV) nach B-Zell-depletierender Therapie mit Rituximab (RTX) ist bislang nicht ausreichend untersucht. Während bei der rheumatoiden Arthritis (RA) eine beginnende B-Zell-Repopulation sechs bis neun Monate nach RTX-Gabe beschrieben ist, gibt es Hinweise darauf, dass bei AAV nach B-Zell-Depletion die B-Zell-Regeneration verzögert eintritt bzw. langfristig beeinträchtigt ist. Die Häufigkeit und Ursachen einer eingeschränkten B-Zell-Rekonstitution sind bisher ebenso wenig bekannt wie die Auswirkungen einer langfristigen B-Zell-Depletion auf die therapeutische Sicherheit von RTX bei AAV. Dies ist von besonderer Bedeutung, da die Rezidivrate nach RTX-Induktionstherapie hoch ist und in Studien RTX bei AAV als immunsuppressive Erhaltungstherapie untersucht wird. Es ist deshalb von wissenschaftlicher und klinischer Relevanz, die Dauer und das Ausmaß der B-Zell-Depletion nach RTX-Gabe genauer zu erforschen und zuverlässige Biomarker zur Überwachung und Steuerung der RTX-Therapie zu etablieren.

Methoden: Die high-sensitivity Phänotypisierung peripherer B-Zellen erfolgte nach Ficoll-Separation aus peripherem Blut und entsprechender Antikörperfärbung an einem FACS Canto II. Bei Patienten mit peristierender B-Zelldepletion erfolgte eine negative, magnetische B-Zellseparation mittels MACS-Kit. BAFF Messungen im Serum erfolgten mittels eines custom-made, in-house ELISAs.

Ergebnisse: In der vorliegenden Studie wurden 40 AAV-Patienten 18,9 Monate nach RTX-Gabe hinsichtlich B-Zellzahl, B-Zell-Subpopulationen sowie BAFF- und Immunglobulin-Serumkonzentrationen untersucht. Nur 40 % der AAV-Patienten zeigten nach RTX-Therapie eine B-Zell-Repopulation (> 10 B-Zellen/μl), während 60 % der Patienten durch eine persistierende B-Zell-Depletion (≤ 10 B-Zellen/μl) auffielen. Bei den B-Zell-depletierten Patienten lag nach negativer B-Zell-Separation aus 7,7 x 10 6 PBMC die mediane absolute B-Zellzahl bei nur 1206 B-Zellen. Das periphere B-Zell-Kompartiment der AAV-Patienten mit persistierender B-Zell-Depletion bestand vorwiegend aus klassengewechselten Gedächtnis-B-Zellen. Dagegen hatten die AAV-Patienten mit beginnender B-Zell-Rekonstitution überwiegend einen naiven B-Zell-Phänotyp. Zudem konnte anhand bestimmter Oberflächenrezeptoren auf B-Lymphozyten eine Zuordnung der Patienten zur Gruppe der Patienten mit Langzeit-B-Zell-Depletion oder zeitlich adäquater B-Zell-Repopulation erfolgen. Im Vergleich zu einer gesunden Kontrollkohorte war bei den AAV-Patienten die BAFF Serumkonzentration signifikant erhöht, während die Serumkonzentrationen der Immunglobulin-Isotypen deutlich vermindert waren.

Schlussfolgerung: Die vorliegende Arbeit beschreibt erstmals systematisch eine prolongierte B-Zell-Depletion bei einem großen Anteil RTX-therapierter AAV-Patienten. Die Resultate der B-Zell-Subpopulationsanalyse geben Einblicke in das B-Zell-Rekonstitutionsverhalten nach RTX-Therapie und erlauben die Definition von zwei AAV-Patientengruppen mit unterschiedlichem Repopulationsverhalten. Darüber hinaus bilden sie die Grundlage für zukünftige Studien, um die Ursachen für die eingeschränkte Regenerationsfähigkeit des B-Zell-Kompartiments bei AAV-Patienten mechanistisch zu klären.