Artikel
Auswirkungen von Rituximab auf das periphere B-Zell-Kompartiment bei Patienten mit ANCA-assoziierten Vaskulitiden
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 4. September 2017 |
---|
Gliederung
Text
Einleitung: Die Rekonstitution des B-Zell-Kompartiments bei Patienten mit ANCA-assoziierten Vaskulitiden (AAV) nach B-Zell-depletierender Therapie mit Rituximab (RTX) ist bislang nicht ausreichend untersucht. Während bei der rheumatoiden Arthritis (RA) eine beginnende B-Zell-Repopulation sechs bis neun Monate nach RTX-Gabe beschrieben ist, gibt es Hinweise darauf, dass bei AAV nach B-Zell-Depletion die B-Zell-Regeneration verzögert eintritt bzw. langfristig beeinträchtigt ist. Die Häufigkeit und Ursachen einer eingeschränkten B-Zell-Rekonstitution sind bisher ebenso wenig bekannt wie die Auswirkungen einer langfristigen B-Zell-Depletion auf die therapeutische Sicherheit von RTX bei AAV. Dies ist von besonderer Bedeutung, da die Rezidivrate nach RTX-Induktionstherapie hoch ist und in Studien RTX bei AAV als immunsuppressive Erhaltungstherapie untersucht wird. Es ist deshalb von wissenschaftlicher und klinischer Relevanz, die Dauer und das Ausmaß der B-Zell-Depletion nach RTX-Gabe genauer zu erforschen und zuverlässige Biomarker zur Überwachung und Steuerung der RTX-Therapie zu etablieren.
Methoden: Die high-sensitivity Phänotypisierung peripherer B-Zellen erfolgte nach Ficoll-Separation aus peripherem Blut und entsprechender Antikörperfärbung an einem FACS Canto II. Bei Patienten mit peristierender B-Zelldepletion erfolgte eine negative, magnetische B-Zellseparation mittels MACS-Kit. BAFF Messungen im Serum erfolgten mittels eines custom-made, in-house ELISAs.
Ergebnisse: In der vorliegenden Studie wurden 40 AAV-Patienten 18,9 Monate nach RTX-Gabe hinsichtlich B-Zellzahl, B-Zell-Subpopulationen sowie BAFF- und Immunglobulin-Serumkonzentrationen untersucht. Nur 40 % der AAV-Patienten zeigten nach RTX-Therapie eine B-Zell-Repopulation (> 10 B-Zellen/μl), während 60 % der Patienten durch eine persistierende B-Zell-Depletion (≤ 10 B-Zellen/μl) auffielen. Bei den B-Zell-depletierten Patienten lag nach negativer B-Zell-Separation aus 7,7 x 10 6 PBMC die mediane absolute B-Zellzahl bei nur 1206 B-Zellen. Das periphere B-Zell-Kompartiment der AAV-Patienten mit persistierender B-Zell-Depletion bestand vorwiegend aus klassengewechselten Gedächtnis-B-Zellen. Dagegen hatten die AAV-Patienten mit beginnender B-Zell-Rekonstitution überwiegend einen naiven B-Zell-Phänotyp. Zudem konnte anhand bestimmter Oberflächenrezeptoren auf B-Lymphozyten eine Zuordnung der Patienten zur Gruppe der Patienten mit Langzeit-B-Zell-Depletion oder zeitlich adäquater B-Zell-Repopulation erfolgen. Im Vergleich zu einer gesunden Kontrollkohorte war bei den AAV-Patienten die BAFF Serumkonzentration signifikant erhöht, während die Serumkonzentrationen der Immunglobulin-Isotypen deutlich vermindert waren.
Schlussfolgerung: Die vorliegende Arbeit beschreibt erstmals systematisch eine prolongierte B-Zell-Depletion bei einem großen Anteil RTX-therapierter AAV-Patienten. Die Resultate der B-Zell-Subpopulationsanalyse geben Einblicke in das B-Zell-Rekonstitutionsverhalten nach RTX-Therapie und erlauben die Definition von zwei AAV-Patientengruppen mit unterschiedlichem Repopulationsverhalten. Darüber hinaus bilden sie die Grundlage für zukünftige Studien, um die Ursachen für die eingeschränkte Regenerationsfähigkeit des B-Zell-Kompartiments bei AAV-Patienten mechanistisch zu klären.