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Osteoporose und Indikation zur spezifischen osteologischen Therapie bei Polymyalgia rheumatica und Riesenzellarteriitis
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Veröffentlicht: | 4. September 2017 |
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Einleitung: Polymyalgia rheumatica (PMR) und Riesenzellarteriitis (RZA) sind Erkrankungen, welche wichtige Osteoporose-Risikofaktoren wie chronische Entzündung, langfristige Therapie mit Glukokortikoiden (GK) und hohes Lebensalter der betroffenen Patienten aufweisen. Wichtig für die gezielte Prophylaxe und Therapie eines systemischen Knochenmasseverlustes auf Basis der DVO-Leitlinien ist die prospektive Kalkulation der GK-Dosis, welche wiederum auf den Therapieempfehlungen für RZA und PMR beruht.
Methoden: In einer retrospektiven Studie wurden 315 Patienten (208 mit PMR, 82 mit RZA und 25 mit gleichzeitig vorliegender RZA und PMR) hinsichtlich Häufigkeit von Osteoporose, Wirbelkörper-Frakturen (WKFx) und peripheren Frakturen (pFx) sowie der Indikationsstellung zur spezifischen osteologischen Therapie analysiert. Es handelte sich um 225 Frauen und 90 Männer mit einem mittleren Alter von 68,6 ± 8,7 Jahren.
Ergebnisse: Eine Osteoporose fand sich bei 30,8 %, eine Osteopenie bei 50,5 % der Patienten, nur 18,7 % wiesen eine normale Knochenmineraldichte (BMD) auf. Unterschiede in der Häufigkeit von Osteoporose, Osteopenie und normaler BMD zwischen PMR, RZA sowie RZA+PMR bestanden nicht. WKFx fanden sich bei 10,7 % der Patienten, pFx bei 19,2 %. Für alle 3 Messorte (Lendenwirbelsäule, Hüfte, Schenkelhals) zeigten sich signifikante positive Korrelationen der BMD zum Body Mass Index (BMI; (p<0,05 – p<0,001) und signifikant negative Korrelationen mit dem Alter (p<0,01). Bei Patienten mit einem BMI von ≤ 25 kg/m2 fand sich hochsignifikant häufiger eine Osteoporose als bei jenen mit einem BMI > 25 kg/m2 (42,7 % vs. 23,9 %; p<0,001). Eine Indikation zur spezifischen osteologischen Therapie bestand bei 53,3 % der Patienten. Entsprechend der zu kalkulierenden GK-Dosis ergab sich die Therapieindikation bei 63 % der Patienten mit bei Diagnosestellung erfolgter DXA (n=165) und somit zu kalkulierender GK-Dosis von ≥ 7,5 mg/d Prednisolonäquivalent für > 3 Monate und bei 42,6 % bei späterer DXA (n=150) und entsprechend niedrigerer täglicher GK-Dosis (p<0,001).
Schlussfolgerung: Bei ca. 30 % der Patienten mit PMR und RZA findet sich eine Osteoporose, bei > 10 % WKFx und bei ca. 20 % pFx. Auf Basis der DVO-Leitlinie ergibt sich unter Berücksichtigung der derzeit empfohlenen Schemata zur GK-Dosisreduktion die Indikation zur spezifischen osteologischen Therapie bei 53 % der Patienten, was die Bedeutung einer konsequenten Osteoporosebasisdiagnostik bei PMR und RZA unterstreicht.