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Polymyalgia rheumatica? – Think twice, it’s not always right
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Veröffentlicht: | 4. September 2017 |
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Gliederung
Text
Vorgeschichte: 12/2015 stationäre Aufnahme einer 73-jährigen Patientin wegen Myalgien in der Oberarm- und Oberschenkelmuskulatur seit 1 ½ Monaten und jetzt akute brennende Nackenschmerzen mit Ausstrahlung in den Kopf bis zu den Schläfen. Anamnestisch 9/2005 ED einer Polymyalgia rheumatica mit ähnlicher Symptomatik und 12/2006 ED einer Großgefäßvaskulitis mit Beteiligung der A. subclavia und A. axillaris. Ein Therapieversuch mit 30mg Prednisolon/Tag hatte jetzt keine Beschwerdelinderung gebracht. Weiterhin seit ca. 5 Wochen zentrifugal ausbreitende lokale, nicht juckende und nicht schmerzhafte Rötung an der linken Oberschenkelinnenseite.
Weitere Eigenanamnese: 2003 Hysterektomie, Adnektomie und Lymphadenektomie bei Endometriumkarzinom (pT1b, pN0, G2, M0). 9/2005 ED einer Polymyalgia rheumatica und 12/2006 Diagnose einer Riesenzell-Arteriitis mit Stenosierungen der Aa. subclavia und axillaris links. Nach Therapieinduktion mit Cyclophosphamid, Glukokortikosteroiden und ASS Remissionserhalt mit Leflunomid. Die Steroidtherapie konnte ausschleichend beendet werden. Bekannte Osteoporose.
Untersuchungsbefund: Druckschmerz in der Oberarm- und Oberschenkelmuskulatur. Handtellergroßes Erythem migrans am medialen linken Oberschenkel. Unauffälliger cardio-pulmonaler, abdomineller und neurologischer Untersuchungsbefund.
Unter der Annahme einer Borreliose Therapieeinleitung mit Doxycyclin. 2 Tage später Entwicklung einer Fazialisparese rechts.
Diagnostik
Labor: CRP bei Aufnahme 0,6 mg/l, max. 12,1 mg/l; BSG 8mm/h; Rf neg; ANA 1:320 homogen/gesprenkelt. Borrelien-burgdorferi Serologie: ELISA IgM > 406,12 U/ml mit positivem Immunoblot; ELISA IgG 19,07 U/ml mit positivem Immunoblot. Weiterer Titeranstieg nach 15 Tagen: ELISA IgM > 429,51 U/ml, ELISA IgG 61,58 U/ml
Liquordiagnostik: Lymphozytäre Pleozytose mit Plasmazellen (152/µl davon 80% Lymphozyten und 19% Monocyten), und pos. Nachweis von Borrelia burgdorferi Komplexen im ELISA IgM und IgG. Borrelien-PCR im Liquor negativ.
MRT Schädel und Angiographie mit KM: KM–Aufnahme des N. oculomotorius und N. trigeminus bds. bei begleitender Verdickung des Hypophyseninfundibulums als Hinweis auf eine entzündliche Genese. Wandverdickung und KM-Aufnahme des Ramus frontalis parietalis der A. temporalis superficialis als Hinweis auf Arteriitis ohne Hinweis auf Beteiligung der hirnbasisnahen intrakraniellen Gefäße.
Therapie und Verlauf: Ein Bannwardt-Syndrom wurde diagnostiziert. Es erfolgte die Therapieumstellung auf Ceftriaxon 2g/Tag i.v., ergänzt um Gabapentin und Analgetika, Prednisolonreduktion auf 5mg/Tag, im Weiteren ausschleichende Beendigung, Fortsetzung der Leflunomidtherapie und 100mg ASS/Tag. In der Folge Rückbildung der Fazialisparese sowie Besserung der Kopfschmerzen und polymyalgischen Beschwerden.
Schlussfolgerung: Bei bekannter Polymyalgia rheumatica und/oder Großgefäßvaskulitis sollte bei erneuten Myalgien auch an andere Differentialdiagnosen wie der Borreliose gedacht werden.