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Was ist, wenn die Erkrankung am anderen Ende beginnt?
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Veröffentlicht: | 4. September 2017 |
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Text
Einleitung: Spondyloarthritiden sind eine Gruppe von Erkrankungen mit typischem klinischen Bild und einer genetischen Prädisposition: Hierzu zählen die Spondylitis ankylosans, die nicht radiologische Variante, die Psoriasisarthritis, die reaktive Arthritis sowie die enteropathische Arthritis. Die dominierende klinische Manifestation ist der tiefsitzende, entzündliche Rückenschmerz, typischerweise in den IS-Gelenken. Periphere Arthritiden sowie Enthesitiden gehören ebenfalls zum typischen Befallsmuster.
Patient: Zur Vorstellung kommt eine 27 jährige Patientin. Es werden langjährige Schmerzen der HWS, dort wo der Kopf aufhört und der Hals beginnt, berichtet, auch des nachts bestehend. Keine Psoriasis. Mutter leide an einer reaktiven Arthritis, HLA B 27 assoziiert sowie an einer Psoriasis vulgaris.
Verlauf und Therapie: Bei der Patientin wird aufgrund des entzündlichen HWS-Schmerzes und der Bildgebung eine nicht röntgenologische peripher betonte Spondyloarthritis diagnostiziert, monoarthritisch verlaufend. Aufgrund der deutlichen Klinik sowie Bildgebung wurde eine Stabilisierung operativ durchgeführt. In der Folge war die Patientin beschwerdefrei.
Eine Therapie mit Methotrexat und Adalimumab erfolgt, bei MTX Unverträglichkeit wird die TNFi Therapie in Monotherapie fortgeführt.
Diskussion: Der hier vorgestellte Fall ist auf unterschiedlichen Ebenen interessant:
- 1.
- Diagnoseschwierigkeiten
- 2.
- Klassifikationsschwierigkeit
- 3.
- Therapiemöglichkeit nach ASAS Empfehlungen
Die Spondyloarthritiden sind in den letzten Jahren deutlich klarer definiert. In der Regel „dekliniert“ die Erkrankung von unten nach oben. Über den „High inflammatory back pain“ ist bislang wenig berichtet. Nackenschmerzen sind häufig sowohl bei Gesunden als auch bei rheumatisch Erkrankten.
Bei der rheumatoiden Arthritis wird das C1-Gelenk als peripheres Gelenk angesehen, die sogenannte „fifths extremity“.
Aufgrund der negativen Bildgebung der ISG kann die Spondyloarthritis nur schwer klassifiziert werden, die C1 Problematik ist klinisch führend, im MRT finden sich osteoproliferative Veränderungen, die Mutter leidet unter einer Psoriasis vulgaris. Bei der Patientin liegt keine Psoriasis vor, daher wurde die Erkrankung als peripher betonte Spondyloarthritis klassifiziert, letztlich wäre auch rein klinisch die Erkrankung als Psoriasisarthropathie (CASPAR-Kriterien) klassifizierbar.
Die Therapie stellt sich evidencebasiert schwierig da: Methotrexat zeigt an der WS keine Wirkung, die C1-Arthritis folgt jedoch eher dem peripheren Arthritisansatz, sodass eine Methotrexattherapie durchaus erfolgverspechend war. Da jedoch auch die Klassifikationskriterien der SpA im klinischen Arm erfüllt waren, wurde zusätzlich eine TNFi Therapie eingeleitet, die dann als Monotherapie nach MTX Unverträglichkeit fortgeführt wurde.