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44. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie, 30. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie, 26. Jahrestagung der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie

31.08. - 03.09.2016, Frankfurt am Main

Wechselwirkungen zwischen Rheumatoider Arthritis und relativer Armutsgefährdung – Ergebnisse einer multizentrischen Querschnittsstudie

Meeting Abstract

  • Michael Zänker - Immanuel Klinikum, Herzzentrum Brandenburg, Abt. f. Innere Medizin, FB Gastroenterologie, Nephrologie, Rheumatologie, Bernau
  • Udo Schwill - Immanuel Klinikum Bernau, Abt. Innere Medizin, Rheumatologie, Bernau
  • Claudia Bielecke - Immanuel Klinikum, Herzzentrum Brandenburg, Abt. f. Innere Medizin, FB Gastroenterologie, Nephrologie, Rheumatologie, Bernau
  • Annett Jacobi - Ruppiner Kliniken, Rheumatologie, Neuruppin
  • Katharina Sokoll - Ruppiner Kliniken, Rheumatologie, Neuruppin
  • Gabriele Zeidler - Johanniter-Krankenhaus im Fläming Treuenbrietzen GmbH, Treuenbrietzen
  • Alexander Scheibert - Johanniter Med. Versorgungszentrum Treuenbrietzen, Johanniter-Krankenhaus im Fläming, Treuenbrietzen
  • Petra Reutermann - Elbtalklinik Bad Wilsnack, Fachklinik für Orthopädie und Rheumatologie, Bad Wilsnack
  • Martin Bohl-Bühler - Rheumahaus Potsdam GbR, Potsdam
  • Joachim-Michael Engel - MVZ Epikur GbR, Rheumapoliklinik, Bad Liebenwerda
  • Ulrich Prothmann - Knappschaftsklinikum Saar GmbH, Klinik für Rheumatologie und Immunologie, Püttlingen
  • Marina Backhaus - Park-Klinik Weissensee, Abteilung für Innere Medizin - Rheumatologie und Klinische Immunologie, Berlin

Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie. Deutsche Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie. Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie. 44. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh); 30. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie (DGORh); 26. Jahrestagung der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie (GKJR). Frankfurt am Main, 31.08.-03.09.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocEV.13

doi: 10.3205/16dgrh162, urn:nbn:de:0183-16dgrh1627

Veröffentlicht: 29. August 2016

© 2016 Zänker et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Patienten mit Rheumatoider Arthritis (RA) sind durch Funktionseinschränkung, frühere Berentung sowie zusätzliche Behandlungskosten einem erhöhten Armutsrisiko ausgesetzt. Zudem korreliert ein niedrigerer sozioökonomischer Status mit erhöhter Prävalenz chronischer Erkrankungen.

Ziele der Studie sind die Evaluation der Armutsgefährdung von RA-Patienten im Land Brandenburg sowie die Analyse sozioökonomischer Einflussfaktoren.

Methoden: Multizentrische Querschnittsstudie mit konsekutiver Rekrutierung. Einschlusskriterien waren Volljährigkeit, schriftliche Einverständniserklärung und Diagnosestellung der RA nach ACR-/EULAR-Kriterien. Ein Ethik-Votum der Ärztekammer Brandenburg lag vor.

Die sozioökonomischen Daten wurden mit anonymen Fragebögen erhoben. Die Berechnung des Nettoäquivalenzeinkommens (NÄE) erfolgte nach OECD-Formel, die Landes-/ Bundesmediane des mittleren Einkommens sowie die Armutsgefährdungsquoten entstammen den Zensusdaten des Statistischen Bundesamtes aus 2014.

Ergebnisse: Insgesamt 910 Fragebögen (88% return) wurden zurückerhalten, 882 (97%) waren auswertbar (666 aus Brandenburg, 215 aus dem Saarland). Das mittlere Alter (±SD) der Patienten betrug 61±12 Jahre, 71% waren Frauen und 21% aktive Raucher.

Die mittlere Funktionskapazität (FFbH) betrug 72±23%; 41% erhielten Biologika. Das mediane monatliche NÄE der RA-Patienten betrug 1239 € (IQR 869-1654) und somit 88% des Bundesmedians von 1413€.

Die Armutsgefährdungsquote aller RA-Patienten lag mit 27.0% vs. 15.4% (p<0.001) signifikant höher als im Bundesdurchschnitt; gemessen am jeweiligen Landesmedian lag sie in Brandenburg bei 25.2% vs. 13.4% und im Saarland bei 23.3% vs. 16.1% (jeweils p<0.001).

Einen anerkannten Behinderungsgrad hatten 414 Patienten (52%); frühberentet wurden 136 (21%) bei durchschnittlichem Renteneintrittsalter von 55±11 J.

25% der Patienten hatten aus finanziellen Gründen bereits auf ärztliche Verordnungen verzichtet. Im Vergleich der Subgruppen mit und ohne Armutsgefährdung, wiesen erstere einen höheren Anteil an Rauchern (27% vs. 19%, p=0.009; pack-years 5.1±10.9 vs. 3.5±9.6, p=0.034), einen schlechteren Funktionsstatus (FFbH 64±25% vs. 75±22%, p<0.001) sowie höhere Frühberentungsrate (30% vs. 17%, p<0.001) auf und verzichteten deutlich häufiger auf Verordnungen (37% vs. 18%, p<0.001).

Pat. mit Hochschulabschluss hatten bessere Funktionsscores (FFbH 84±18% vs. 71±23%, p<0.001), geringere Frühberentungsraten (7% vs 22%, p=0.004) und höheres Renteneintrittsalter (59±7 vs. 55±12 Jahre, p=0.023), was nicht durch Unterschiede im Raucherstatus, Ernährungstyp, Parodontitis, Umweltnoxen sowie frühzeitiger Diagnosestellung erklärt werden konnte.

Schlussfolgerung: RA-Patienten wiesen in dieser Studien eine nahezu verdoppelte Armutsgefährdung auf, wobei letztere mit reduzierter Therapiecompliance assoziiert war.

Niedrigerer Bildungsgrad war mit schwereren RA-Verläufen und höheren Funktionseinschränkungen assoziiert. Die Ursachen hierfür bedürfen weiterer Aufklärung.