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Verdacht Coxarthritis – eine ungewöhnliche Differentialdiagnose
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Veröffentlicht: | 29. August 2016 |
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Gliederung
Text
Einleitung: Ein 39-jähriger Patient mit starken linksseitigen Leisten-und Hüftschmerzen stellte sich in der Notaufnahme vor. Der polnische Lackierer arbeitete als Leiharbeiter und sprach kein Deutsch, so dass bei der Aufnahme lediglich eine Fremdanamnese über einen Freund auf Englisch möglich war: Die Schmerzen hätten spontan vor ein paar Tagen ohne erinnerbares Trauma eingesetzt. Vorerkrankungen seien nicht bekannt gewesen und Infektzeichen wurden verneint.
In der klinischen Untersuchung war die Hüftstreckung und Außenrotation links leicht eingeschränkt. Weiterhin war die linke Leiste druckschmerzhaft. Laborchemisch fielen ein erhöhtes CRP, eine Thrombozytose, sowie eine normochrome, normozytäre Anämie auf. Da sich in der Notaufnahme im Ultraschall der Leiste eine Flüssigkeitsformation mit Farbdoppleraktivität und einer fraglichen Kommunikation zur Gelenkkapsel zeigte, erfolgte bei V.a. Coxarthritis die stationäre Aufnahme in der Rheumatologie zur weiteren Abklärung.
Methoden: Im MRT zeigte sich ein ausgedehnter septierter Flüssigkeitsverhalt im proximalen Oberschenkel, welcher von paravertebral aus Höhe des Zwerchfells zu kommen schien.
Bei Verdacht auf Psoassenkungsabszess erfolgte eine CT-gesteuerte Punktion mit Drainageeinlage. Über die Drainage entleerte sich in den Folgetagen 500-700ml/d seriöses dunkles Sekret, welches in der mikrobiologischen Untersuchung jedoch steril war.
Mittels eines polnischen Dolmetschers konnte bei erneuter Befragung des Patienten eruiert werden, dass er 2014 wegen einer akuten Pankreatitis (a.e. äthyltoxischer Genese) in Polen stationär behandelt worden war. In der ergänzenden laborchemischen Analyse der Drainageflüssigkeit zeigte sich diese hoch positiv für Amylase und Lipase. Im peripheren Blut waren diese bei Aufnahme unauffällig gewesen.
Ergebnisse: In Zusammenschau der Befunde konnte das Vorliegen einer Pankreaspseudozyste als Folge einer akuten Pankreatitis als Auslöser für die Hüftschmerzen diagnostiziert werden.
Schlussfolgerung: Trotz zusätzlicher Anlage einer zweiten transkutanen Drainage förderten beiden Drainagen jedoch konstant weiterhin reichlich Sekret. Auch im Verlaufs-CT konnte keine Größenregredienz der Pseudozyste festgestellt werden. Wegen des V.a. einen Pankreasganganschluss erfolgtevon unserenGastroenterologen ein Therapieversuch mit Octreotid zur Suppression der exokrinen Pankreassekretion. Da auch hierunter keine Befundbesserung zu erzielen war, wurde eine endosonographisch gestütze transgastrale Implantation eines Diabolo-Stents zur internen Drainage durchgeführt. Im weiteren Verlauf konnte ein vollständiger Rückgang der Pseudozyste verzeichnet werden und der Patient konnte beschwerdefrei entlassen werden.