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44. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie, 30. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie, 26. Jahrestagung der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie

31.08. - 03.09.2016, Frankfurt am Main

Persistierende reaktive Arthritis nach rezidivierenden Nebenhodenentzündung

Meeting Abstract

  • Ruben Sengewein - Poliklinik, Funktionsbereich & Hiller Forschungszentrum für Rheumatologie, UKD, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Düsseldorf
  • Philipp Sewerin - Poliklinik, Funktionsbereich & Hiller Forschungszentrum für Rheumatologie, UKD, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Düsseldorf
  • Magdalena Siekierka-Harreis - Poliklinik, Funktionsbereich & Hiller Forschungszentrum für Rheumatologie, UKD, Heinrich-Heine-Universität, Rheumatologie, Düsseldorf
  • Matthias Schneider - Poliklinik, Funktionsbereich & Hiller Forschungszentrum für Rheumatologie, UKD, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Düsseldorf

Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie. Deutsche Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie. Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie. 44. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh); 30. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie (DGORh); 26. Jahrestagung der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie (GKJR). Frankfurt am Main, 31.08.-03.09.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocFA.15

doi: 10.3205/16dgrh138, urn:nbn:de:0183-16dgrh1386

Veröffentlicht: 29. August 2016

© 2016 Sengewein et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Unser Patient ist 54 Jahre alt, männlich und kommt aus Deutschland. Bei Vorstellung im Dezember 2015 bestand eine 11 monatige Krankheitsgeschichte mit 14 stationären Aufenthalten.

Im Februar 2015 begannen die Beschwerden mit einer fieberhaften Pneumonie und einer Nebenhodenentzündung. 6 Wochen später traten ein Erythema nodosum und Arthralgien in Schulter, Knie und Sprunggelenk auf, die als reaktive Arthritis gewertet wurden. Serologisch ließen sich Yersinien-Antikörper nachweisen. Ein direkter Erregernachweis gelang nicht. Rheumafaktor, ACPA und ANA waren negativ; ebenso ein HLA-B27-Gentest.

In den weiteren Monaten kam es zu mehrfachen Krankenhauseinweisungen mit unterschiedlichen Infekten, wie einer Pancolitis, Nebenhodenentzündungen, Ulzerationen des Pharynx und einer Thrombophlebitis des Unterschenkels. Nach ca. 6 Monaten entwickelte sich eine schwere einseitige Konjunktivitis. Diese wurde in der Zusammenschau mit den Arthritiden und Nebenhodenentzündungen als Reiter Trias gewertet. Unter Therapie mit Prednisolon und Sulfasalazin entwickelte der Patient ein stammbetontes Hautexanthem vereinbar mit einem Sweet Syndrom. Wenig später stellte sich der Patient mit Fieber und persistierenden Beschwerden auf der Notaufnahme vor.

Methoden: Bei Aufnahme wurde radiologisch eine beidseitige Unterlappenpneumonie festgestellt und antibiotisch behandelt. Dyspnoe und Fieber besserten sich. Weiterhin bestanden eine Dysphagie, diffuse Arthralgien und Myalgien sowie das Exanthem.

Ergebnisse: Unter Prednisolonreduktion (25 mg auf 5 mg) kam es zum CRP Anstieg und einem Rezidiv des Erythema nodosums mit begleitenden Thrombophlebitiden. Am Gaumen trat eine neue schmerzhafte Ulzeration auf. Nächtlich entwickelte der Patient eine Tachykardie mit Dyspnoe. Ursächlich hierfür zeigte sich im CT eine Aortitis mit Befall der thorakalen Aortenabgänge.

Zusammenfassend stellten wir aufgrund der genannten Symptome und Anamnese die Diagnose eines Morbus Behcet: Rez. oralen/pharyngalen Ulzerationen, rez. Nebenhodenentzündungen, rez. Erythema nodosum und rez. Thrombophlebitiden. Die Aortitis werteten wir ebenfalls im Rahmen des M. Behcet. Eine genetische Prädisposition konnten wir nicht nachweisen (HLA-B51 Gentest negativ).

Schlussfolgerung: Auf Colchicum sprach der Patient unzureichend an. Die Diagnose einer Aortitis machte erneut eine Prednisolontherapie notwendig. Nach einjähriger unter Prednisolon unkontrollierter Krankheitsaktivität leiteten wir begleitend eine Therapie mit dem TNF-Alpha Blocker Infliximab ein.

Unter Therapie war der Patient nach wenigen Tagen beschwerdefrei, laborchemisch ließ sich keine Entzündlichkeit mehr nachweisen. Prednisolon wurde über die nächsten Monate schrittweise reduziert, und liegt aktuell noch bei 20 mg/Tag. Die Therapie mit Infliximab wird gut vertragen.