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Erkennen von Komorbiditäten bei Rheumapatienten
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Veröffentlicht: | 29. August 2016 |
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Mutationen im MEFV-Gen als Suszeptibilitätsfaktoren rheumatischer Erkrankungen und deren schwerer Verläufe
Einleitung: Das Familiäre Mittelmeerfieber ist die häufigste monogene autoinflammatorische Erkrankung mit mehr als 100.000 Betroffenen weltweit. Die höchste Prävalenz findet sich bei Menschen aus dem Mittelmeerraum. Charakteristisch sind die wiederkehrenden, schubweisen Beschwerden wie Fieber, Serositiden, Arthralgien/Arthritiden oder Hautveränderungen, die häufig bereits im Kindesalter beginnen. Komplikationen sind vor allem bedingt durch die Ablagerungen von Serum-Amyloid A (SAA) in den Organen, die zu einer AA-Amyloidose mit schlechter Prognose führen. Ursächlich für die Erkrankung sind autosomal-rezessive, zumeist Missense-Mutationen im MEFV-Gen. Hierdurch erfolgt eine fehlerhafte Aktivierung der Caspase 1 durch das Inflammasom und führt zur Ausschüttung des proinflammatorischen Zytokins Il-1β. Mittlerweile sind mehr als 50 genetische Varianten bekannt, die zu einer unterschiedlichen Ausprägung der Erkrankung führen können. Therapie der Wahl ist Colchicin, bei schweren Verläufen oder Unverträglichkeiten werden Anakinra, Rilonacept oder Canakinumab als Alternativen diskutiert. Diese haben aber bisher keinen Einzug in die offiziellen Therapieempfehlungen gefunden.
Ergebnisse: In der täglichen Praxis findet man häufig Patienten mit diagnostizierten rheumatischen Erkrankungen wie Rheumatoide Arthritis, Spondylarthritiden, Juvenile idiopathische Arthritis oder andere, die therapierefraktäre Verläufe zeigen und bei denen bereits mehrfache, frustrane Therapieumstellungen durchgeführt werden mussten. Eine detaillierte Anamnese, inklusive der Familien- und Kindheitsanamnese sowie die Berücksichtigung der Ethnizität können erste Hinweise für das zusätzliche Vorliegen eine autoinflammatorischen Erkrankung sein.
In der rheumatologischen Ambulanz des Universitätsklinikums Frankfurt am Main konnte im letzten Jahr bei mehreren dieser Patienten eine Mutation im MEFV-Gen nachgewiesen werden. Eine Therapieintensivierung/Umstellung führte bei den meisten zu einem deutlichen Rückgang der Beschwerden. Bei anderen Patienten konnte eine Mutation im MEFV-Gen als Ursache für einen deutlich schwereren Erkrankungsverlauf mit Komplikationen ausgemacht werden. Eine Auswahl soll hier detaillierter vorgestellt werden.
Schlussfolgerung: Mutationen/Polymorphismen im MEFV-Gen sollten als Suszeptibilitätsfaktoren einer entzündlich rheumatischen Erkrankung oder für deren schwereren Verlauf bedacht werden; zudem können auch zwei oder mehr chronischentzündliche Erkrankungen (autoimmun/autoinflammatorisch) nebeneinander bestehen und sich gegenseitig beeinflussen.